Glasfaserausbau: Experten fordern eingeschränkte Netzneutralität

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Mehr Wettbewerb und Einschränkung der Netzneutralität: Mit diesen Maßnahmen soll laut einer von Wirtschaftsminister Gabriel beauftragten Expertenkommission der Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland vorangetrieben werden.

Die Expertenkommission zur Stärkung von Investitionen in Deutschland will den Wettbewerb auf den Telekommunikationsmärkten und die Netzneutralität im Internet einschränken, damit Konzerne wie die Deutsche Telekom stärker als bisher in den Ausbau von superschnellen Glasfasernetzen investieren. Das berichtet die „Wirtschaftswoche“ online. Der Abschlussbericht der Expertenkommission wird am Dienstag an Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) überreicht, der das Gremium eingesetzt hatte. Die „Wirtschaftswoche“ beruft sich auf einen vertraulichen Entwurf des Abschlussberichtes.

Die Kommission kommt laut „Wirtschaftswoche“ zu dem Ergebnis, dass die bisher eingeleiteten Fördermaßnahmen nicht ausreichen, um den Rückstand beim Bau von Glasfasernetzen bis in die Haushalte aufzuholen. Weniger Wettbewerb und eine Einschränkung der Netzneutralität seien erforderlich, damit mehr Anreize für Investitionen entstehen.
 
Zum einen sollen nach dem Willen der Experten „Regulierungsferien“ eingeführt werden. „Eine einfache Möglichkeit, Investitionsanreize zu stärken, besteht in der zeitlich befristeten Aussetzung von Regulierung.“ Neue Glasfaseranschlüsse würden danach vorübergehend von der Zugangsregulierung befreit, damit die Betreiber höhere Preise nehmen können. Die Experten empfehlen außerdem, staatlich subventionierte Konzessionen zu vergeben, die in Form von Ausschreibungen für bislang unterversorgte Regionen organisiert werden sollen, ähnlich wie beim bayrische Breitband-Förderprogramm.
 
Außerdem könne die Netzneutralität teilweise eingeschränkt werden: „Durch die Aufhebung der Netzneutralität könnten die Netzbetreiber ihre Möglichkeiten zur Preis- und Produktdifferenzierung voll ausschöpfen, was die Anreize für Investitionen steigert“, schreibt die Expertenkommission laut „Wirtschaftswoche“ in ihrem Abschlussbericht.
 
Der Vorsitzende der Expertenkommission, Marcel Fratzscher, verteidigte den Vorstoß der Expertenkommission. „Wir haben in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine große Lücke beim Ausbau von Glasfaserinfrastrukturen“, sagte der DIW-Präsident im Gespräch mit der „Wirtschaftswoche“. „Dieses Problem muss ganz schnell behoben werden.“ Die bisher von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen reichten dafür nicht aus. [dpa/kw]

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2 Kommentare im Forum

  1. AW: Glasfaserausbau: Experten fordern eingeschränkte Netzneutralität Na ist doch klar! Weil der Bau einer Glasfaserinfrastruktur in Deutschland zwangslaeufig mit Tiefbaumassnahmen verbunden ist. Aber kein Microtrenching sondern noch schoen in 60cm Tiefe, eingesandet und am besten noch mit rotem Samt. Wir koennen halt leider nicht das Glassfaserkabel, wie z.B. in Spanien oder Belgien in der Hoehe des 1. OG an der Hausausenwand knueppern. Da wuerde es nicht lange dauern und der Installateur wuerde von der Leiter gepruegelt werden. Was es schon fuer Stress gab, als man einen Unterflurverteiler in einen kleinen KVz hochgeholt hat. Dieser Umstand wird leider immer wieder gern uebersehen bzw. lese ich nie was davon.
  2. AW: Glasfaserausbau: Experten fordern eingeschränkte Netzneutralität Schön ist das aber wirklich nicht. In meiner österreichischen Landeshauptstadt durfte der Kabler (ein Tochterunternehmen der Stadtwerke) sein Glasfaserbackbone quer durch die Straßen an den Straßenbeleuchtungsseilen dazu"hängen". Gemeinsam mit anderen Leitungsseilen, für Straßenbahn-Steuerung etc. sieht es dann aus wie in einem Schwellenland... Andere Städte nutzen beispielsweise das Kanalnetz, in denen an die Decke GFK montiert wird und erreichen so auch die Häuser selbst, oder es gibt intelligente Planung, wo bei Tiefbauarbeiten koordiniert wird und gleich alles Reparaturen auf einmal gemacht werden bzw. Leerrohre mitverlegt werden.
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