Gottschalk und die Quoten-Achterbahn – ARD gibt ihm Zeit

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Mutig sein, etwas ganz Neues im deutschen Fernsehen machen und damit das Publikum begeistern. Das war Gottschalks Plan, doch seine ARD-Show „Gottschalk Live“ hat diese Woche wieder einen neuen Tiefstand im Quotenkampf erreicht.

Nach dem eindruckvollen Start der ersten Sendung rutscht das Format von Entertainer Thomas Gottschalk mit jeder neuen Folge weiter in den Keller. Ein Knüller sollte die Show werden, doch wie Gottschalk erneut einräumte, läuft noch lange nicht alles rund. „Letzte Woche bin ich mit meiner neuen Vorabendshow quotenmäßig Achterbahn gefahren, diese Woche U-Bahn“, witzelte er in einem selbstverfassten Beitrag für die „Bild“-Zeitung (Freitagsausgabe). „Nächste Woche, so Gott und die Zuschauer wollen, geht es ja vielleicht mit der Bergbahn nach oben.“ Da stellt sich die Frage: Galgenhumor oder aufrichtige Zuversicht?

Besonders nach der schwachen Quote vom Dienstag (1,40 Millionen Zuschauer), als Modeschöpfer Karl Lagerfeld zu Gast war, habe er „gestöhnt“. Am Donnerstag war die Lage aber fast genauso schlecht: 1,42 Millionen Zuschauer (5,1 Prozent Marktanteil) versammelten sich republikweit vor den Bildschirmen. Gottschalk ist nach seinem Abschied im Dezember vom ZDF-Klassiker „Wetten, dass..?“ seit 23. Januar bei der ARD vier Mal in der Woche auf Sendung.

Mit 4,34 Millionen Zuschauern startete die Sendung am 23. Januar eindrucksvoll. Danach ging es bergab. Die Kritik an seiner Sendung auf der Facebook-Seite von „Gottschalk Live“ nahm zu. Dabei sollte der Publikumsliebling mit der großen Erfahrung das traditionell quotenschwache ARD-Vorabendprogramm aus dem Tief nach oben ziehen. Der Moderator selbst sprach vor seinem Einstieg von der „Todeszone“, in die er sich hineinbewege.

Die ARD demonstriert nach außen Gelassenheit. Den Inhalt der Show, die sich nach zwei Wochen als eine Art Gemischtwarenladen mit viel Produkt-PR der Gäste und reichlich Programmwerbung präsentiert, will die Programmdirektion nicht ändern. „Den inhaltlichen Kurs der Sendung bestimmen Thomas Gottschalk und sein Redaktionsteam“, sagte ein ARD-Sprecher am Freitag. „Das ist auch richtig so, denn ‚Gottschalk Live‘ ist eine halbe Stunde, die zu 100 Prozent von der Persönlichkeit des Moderators geprägt wird.“

Könnte vielleicht die Reißleine gezogen werden, bevor die ARD und Gottschalk ihr Image gemeinsam verspielen? „Thomas Gottschalk hat es heute selbst auf den Punkt gebracht. „Wir versuchen das, wonach alle geschrien haben: etwas ganz Neues. Und das kann dauern.“, sagte der Sprecher und ergänzte: „Die ARD wird ihm dazu Zeit und Luft lassen.“

Dabei schrieb Gottschalk selbst – ob es nun scherzhaft gemeint war oder nicht – in seinem „Bild“-Beitrag, dass „ein Anruf des ZDF-Programmdirektors, mir das mit ‚Wetten, dass..?‘ nach der Pilawa-Absage doch noch mal zu überlegen, mich in diesem Moment zumindest hätte wackeln lassen. Aber er hat nicht angerufen und ich habe nicht gewackelt.“ Jörg Pilawa, nach Hape Kerkelings Absage an das ZDF zum „Wunschkandidaten“ aufgestiegen, hatte zu Beginn der Woche noch einmal deutlich gemacht, er komme nicht in Frage.

Inzwischen witzelt die Branche offen über Gottschalks Schieflage im ARD-Vorabendprogramm. Sat.1-Lästerer Harald Schmidt, auch nicht gerade der Zuschauerkrösus, und sein Gast Michael („Bully“) Herbig machten sich am Donnerstagabend lustig über den Entertainer. Auch Markus Lanz, der derzeit als einer der großen Favoriten für die Nachfolge auf den „Wetten, dass..?“-Thron gilt, nahm diese Woche in seiner ZDF-Talkshow im Zusammenhang mit Gottschalk den Begriff „Costa Concordia der ARD“ in den Mund. [dpa/fm]

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18 Kommentare im Forum

  1. AW: Gottschalk und die Quoten-Achterbahn - ARD gibt ihm Zeit Mit diesem Format tut sich Gottschalk wirklich kein gefallen. Ich persönlich hab auch nur die 1. Sendung gesehen. Das Verlangen sie wieder einzuschalten war nicht da.
  2. AW: Gottschalk und die Quoten-Achterbahn - ARD gibt ihm Zeit "ARD gibt ihm Zeit". - Oder anders formuliert: "aussitzen!" "Die ARD demonstriert nach außen Gelassenheit." - Auch jemand der Bluthochdruck hat, sieht nach außen gesund aus. Hinter den Kulissen herrscht wahrscheinlich Panik, dass auch der Name "Gottschalk" das ARD-Vorabendprogramm nicht aus dem Dauerquotentief holen kann. Ein auch in der Politik gern benutztes Mittel: Blendwerk, um damit die wirkliche Beseitigung bestehender Probleme nicht angehen zu müssen. Die ARD kann nur dann in der Zeit von 18-20 Uhr punkten, wenn sie - allerdings auch zu anderen Zeiten - endlich ein attraktives Programm anbietet. Vielleicht sollte sie einen Teil des überflüssigen Personals rausschmeißen, um mehr Geld fürs Programm zu haben (immerhin gibt sie ein Drittel dafür aus, das ZDF rund 18 %). Arbeiten dort 20.160 Idioten? (die Zahl bezieht sich auf die laut KEF besetzten Stellen bei der ARD). Auch das leckerste Essen wirkt nach einigen Malen öde und fade und der Ruf nach Abwechslung wird laut. Ausgerechnet Herr Schmidt macht sich bei Sat.1 über Gottschalks Desaster lustig. Auch seine Late-Night-Laberrunde war nicht gerade der Brüller. Und mit dem überschätzen Herrn Pocher sowieso nicht. Das Niveau bei der ARD nähert sich bedenklich schnell dem "U-Bahnniveau" der Primitivsender (um Gottschalks Vergleich mit der Achterbahn und U-Bahn abzuwandeln).
  3. AW: Gottschalk und die Quoten-Achterbahn - ARD gibt ihm Zeit Ich habe mir eine Sendung auf Youtube angesehen. Leider ist das Format zu aufgesetzt. Emotionslos und nicht informativ. Das hätte ich dem Tomi nicht zugetraut. Wenn bei ihm die Lockerheit kommen würde und sich auf die Gäste besser vorbereiten würde (wie bei Wetten das), dann würde ich definitiv einschalten bzw. über Youtube schauen.
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