Harald Schmidts Sat.1-Abschied – Eine TV-Karriere vor dem Ende?

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Am 3. Mai gibt Entertainer Harald Schmidt zum mittlerweile zweiten Mal seinen Ausstand beim Privatsender Sat.1. Seine Late Night Show wird aufgrund mangelnder Quotenerfolge eingestellt. Nun stellt sich die Frage, ob das Aus der Show auch die TV-Karriere von Dirty Harry endgültig beendet.

Nur eine Saison hielt der Satire-König mit der zweiten Auflage seiner Late Night Show auf Sat.1 durch, dann zog der Sender das quotenschwache Format aus dem Verkehr. Schmidt konnte die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen. Am 3. Mai wird die letzte Sendung des Entertainers dann bei Sat.1 ausgestrahlt. Schmidt selbst soll zu seiner Absetzung nur ein einziges Wörtchen gesagt haben: „Schade“.

Mit Harald Schmidts Sat.1-Abschied dürften viele TV-Zuschauer die Frage verbinden: Hat das Modell Schmidt überhaupt noch Zukunftscharakter? Was macht der gelernte Schauspieler und Kabarettist in der zweiten Jahreshälfte oder noch darüber hinaus? Ob er noch so einen hohen Marktwert und so viel Strahlkraft hat wie in der Zeit, als er sich schon einmal (im Jahr 2003) von Sat.1
verabschiedete oder im vergangenen Jahr bei seinem Abscheid von der ARD, darf zumindest bezweifelt werden.

Im Frühherbst 2011 schien die Welt noch in Ordnung zu sein. Schmidt startete bei seinem Sat.1-Comeback mit Marktanteilen von 14,1 und 16,1 Prozent (2. Folge) in der begehrten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer und lag damit deutlich über dem gegenwärtigen Senderschnitt von 10,2 Prozent. Euphorie machte sich breit. Und Schmidt untermauerte seinen Anspruch auf einen dritten Sendeplatz pro Woche, womit er öffentlich das Terrain von Johannes B. Kerner beanspruchte, dessen Sat.1-Magazin es schlecht ging.
 
Doch nach einem gelungenen Start kam Sand ins Getriebe. Schmidts Quoten bildeten sich zurück. Dennoch gewährte ihm Sat.1 ab Januar 2012 nach dem Dienstag und Mittwoch auch den Donnerstag, aber eher schon aus dem Ansatz heraus, die Show mit diesem Manöver noch zu retten. „Mehr Quantität für Qualität“, sagte Geschäftsführer Joachim Kosack damals. „Indem wir die wöchentliche Frequenz einer inhaltlich sehr starken Sendung erhöhen, machen wir aus der „Harald Schmidt Show“ endlich eine richtige Late Night.“

Doch die Fans zogen nicht mit. 2012 kam der Marktanteil der „Harald Schmidt Show“ in der Zielgruppe nicht über 6,5 Prozent hinaus, beim Gesamtpublikum erzielte die Show nur 5,0 Prozent Marktanteil – 690 000 Zuschauer waren das in nackten Zahlen.
 
Von den Sehbeteiligungen her liegt Schmidt damit praktisch auf dem Niveau von Thomas Gottschalk am ARD-Vorabend – auch der knabbert an der Fünf-Prozent-Marke. Zwei echte Größen des TV-Geschäfts, die offenbar den Zenit überschritten haben und vom Publikum gemieden werden – ist das der Abschied von einer TV-Generation?
 
Möglicherweise hat es bei der Trennung nun unterschiedliche Auffassungen gegeben, die nicht unter einen Hut gebracht werden konnten. Produzent Fred Kogel, der mit Schmidt die Firma Kogel und Schmidt betreibt, klagte: „Eine tägliche Late Night Show braucht entsprechende Rahmenbedingungen und vor allem Zeit. Wenn man darüber keine Einigung erzielen kann, hört man besser auf.“ Diese von Kogel gewünschten Rahmenbedingungen lieferte der Sender nicht.
 
Sat.1-Geschäftsführer Joachim Kosack fügte hinzu: „Auch die Erhöhung der wöchentlichen Frequenz auf drei Ausgaben hat die Fangemeinde leider nicht ausreichend erweitern können.“ Schmidt kann sich jedoch trösten: Er befindet sich in guter Gesellschaft mit anderen Late-Night-Kollegen. Bei Sat.1 scheiterten nach seinem ersten Ausscheiden zunächst Anke Engelke und dann Oliver Pocher mit Late Night Shows, die im Grunde nur einen Zweck erfüllen sollten: Schmidt ersetzen.
 
Sat.1 war die alte Heimat des Entertainers und Kabarettisten Harald Schmidt. Von 1995 bis 2003 war Schmidt nach seinem Karrierestart beim WDR und in der ARD eine feste Größe bei dem Privatsender gewesen. Er verabschiedete sich von Sat.1, als der damalige Geschäftsführer Martin Hoffmann gehen musste und sich Schmidt mit ihm solidarisierte. Bei der ARD fand er nach einem Jahr „kreativer Pause“ Unterschlupf, startete auch mit guten Quoten. Die bröckelten jedoch ab, auch oder gerade in der Phase, als Oliver Pocher sein „Sidekick“ wurde. Schmidts 2011 auslaufender ARD-Vertrag wurde nicht verlängert – daraufhin kehrte er im Herbst zu Sat.1 zurück.
 
Mit einer gewissen Spannung dürfte jetzt Stefan Raab in die neue TV-Saison im nächsten Herbst gehen. Seine werktägliche ProSieben-Show „TV Total“ (immer gegen 23 Uhr) bekommt neue Konkurrenz. Welche, wusste bei Sat.1 am Mittwoch noch niemand zu sagen. [Carsten Rave/fm]

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32 Kommentare im Forum

  1. AW: Harald Schmidts Sat.1-Abschied - Eine TV-Karriere vor dem Ende? Er hat ja noch (s)ein zweites Standbein beim Zweiten. Bis jetzt ist das "Traumschiff" auf großer Fahrt. Da stimmen wenigstens auch halbswegs die Quoten.
  2. AW: Harald Schmidts Sat.1-Abschied - Eine TV-Karriere vor dem Ende? Ich hab als Fan fast keine Show ausgelassen, 23:15 SAT.1 war fuer mich wieder ein fester Termin besonders seitdem die Show Di-Do läuft
  3. AW: Harald Schmidts Sat.1-Abschied - Eine TV-Karriere vor dem Ende? natürlich wird das seine karriere beenden. er hat selbst gemeint, dass late night seine letzte station ist und damit hat er soviele millionen verdient, dass er jetzt getrost in rente gehen kann
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