HbbTV: Videotext des 21. Jahrhunderts für Lokalsender zu teuer

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Die Voraussetzungen für Hybrid-Technologie im Fernsehen waren nie so gut wie heute. Doch kleineren regionalen und lokalen Anbietern fehlt es oft an der nötigen Manpower, um davon profitieren zu können.

„Hybrid-TV ist noch ein Baby, gerade soweit, dass man ihm den ersten Löffel Brei gegeben hat. Wir sind erst im zweiten Jahr unserer Entwicklung“, sagte Heiko Richter, Geschäftsbereichsleiter Programm, Technik und Entwicklung bei der Hit-TV Europa Broadcast. Bei der Schaffung neuer Erlösmodelle sei sehr viel Phantasie nötig, die Programmierer seines Unternehmens hätten aber sehr viele Ideen, äußerte er auf der zweiten Expertenrunde „Hybrid-Fernsehen – Aufbruch in eine neue Dimension“ am Dienstag anlässlich des Medientreffpunkts Mitteldeutschland in Leipzig.
 

Richter und René Falkner, Geschäftsführer von Sachsen Fernsehen, wiesen übereinstimmend auf den hohen zusätzlichen personellen und finanziellen Aufwand bei der Etablierung von Hybrid-TV hin, den ein regionaler Anbieter allein kaum schultern könne. „Die Kosten für den Internetstream unserer Sendungen und die Bereitstellung in einer Mediathek sind für uns höher als die für terrestrische Verbreitung“, sagte Falkner. Die Mediathek von Sachsen Fernsehen habe monatlich bereits 270 000 Nutzer bei Bereitstellungskosten von bis zu 7 000 Euro im gleichen Zeitraum. Er erhoffe sich durch die interaktiven Möglichkeiten von HbbTV eine größere Attraktivität für Werbekunden.

Zu Beginn des Panels stellte Uwe Kulisch von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kunst Leipzig (HTWK) ein aktuelles Forschungsprojekt zum Hybrid-TV auf lokaler Ebene vor. Das für 36 Monate vorgesehene Projekt, dass von der SLM finanziert wird, soll Sachsens Anbietern 2013 praktikable Erkenntnisse darüber liefern, wie sie Hybrid-Fernsehen auf Basis des HbbTV-Standards in ihr bisheriges Angebot einbinden können.

„Es gibt noch viele Fragezeichen, was der Nutzer sich nicht nur wünscht, sondern am Ende wirklich bereit ist zu nutzen. Lokale Anbieter müssen personell und finanziell auch in der Lage sein, diese Zusatzdienste auch zu füttern“, sagte Kulisch. Das gemeinsam geäußerte Dilemma: Der lokale Markt ist sehr heterogen, eine einheitliche technische Lösung daher schwierig. Wenn aber nun die großen Anbieter mit Hybrid-TV voranschreiten, sind auch die regionalen Unternehmen gezwungen, relativ schnell gleichzuziehen. Denkbar sei etwa, eine zentrale HbbTV-Plattform für sächsische Anbieter bereitzustellen, erklärte Prof. Dr. Uwe Kulisch.

Dennis Schirrmacher, Fachjournalist und Chef vom Dienst bei DIGITAL TESTED, zeigte in seinem Impulsreferat technische Trends und gleichzeitig aktuelle Kinderkrankheiten der Hybridsysteme auf. Noch ließen sich viele Anwendungen nicht bequem vom Sofa aus steuern, die Wiedergabe der Inhalte aus öffentlich-rechtlichen Mediatheken oder Videos von Youtube sei von schlechter Übertragungsqualität, obwohl die Möglichkeiten des Breitbandinternets besseres zuließen.

Der Trend bei großen Herstellern wie Panasonic gehe bereits jetzt zum App. „HbbTV ist der Videotext des 21. Jahrhunderts“, sagte Schirrmacher. Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der SLM äußerte Bedenken, ob die technische Infrastruktur wirklich schon bereit für Hybrid-TV sei. „Es ist noch sehr viel zu tun. Lokale Anbieter hängen noch überwiegend am Kabel, von digitalen Möglichkeiten partizipieren sie noch wenig. Der Zug Hybrid-TV steht zwar auf dem richtigen Gleis  – er ist aber gerade erst langsam angefahren“, sagte Deitenbeck.   [ar]

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