Herles will für neue ZDF-Literatursendung keine Schauspieler

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Bild: Destina - Fotolia.com
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„Keine Schauspieler“: Das hat sich Moderator Wolfgang Herles für die neue Literatursendung im ZDF vorgenommen. Er macht aber gleich bei der Premiere eine Ausnahme. Für den Sender ist „Das blaue Sofa“ ein Wagnis. Bücher im Fernsehen gelten nicht als Quotenrenner.

Moderator Wolfgang Herles (61) will in der neuen ZDF-Literatursendung „Das blaue Sofa“ nicht mit bekannten Gesichtern Quote machen. „Keine Schauspieler: Dabei bleibe ich, es sei denn, sie schreiben tolle Bücher“, sagte Herles am Dienstag in Berlin. In diese Kategorie fällt für ihn Josef Bierbichler, der bei der Premiere am 16. September mit seinem ersten Roman zu Gast ist.
 
Neben Bierbichlers Familiengeschichte „Mittelreich“ präsentiert Herles Bücher von Ilija Trojanow, Oskar Roehler, Ferdinand von Schirach, Judith Schalansky und Ursula März. Das „blaue Sofa“ soll sechsmal im Jahr am Freitagabend um 23.00 Uhr laufen. Dann fällt das Kulturmagazin „Aspekte“ aus.
 
Grundsätzlich will Herles Titel auswählen, die keinen „lauwarmen“ Eindruck hinterlassen, sondern ihn packen. „Ich muss die Bücher nehmen, die mir mehr als gefallen“, sagt er. Und: „Ein oder zwei Verrisse pro Sendung dürfen auch sein.“

Die 30-minütige Literatursendung wird nicht im Studio aufgezeichnet, sondern Herles geht mit dem Möbel auf Reisen. So traf er Trojanow auf einem Gletscher in Tirol – jener Gletscher, der Schauplatz des neuen Trojanow-Romans „Eistau“ ist. Neben zwei Gesprächen gibt es zum Auftakt vier Kritiken. Die Sendung sei anders als das ARD-Pendant mit Denis Scheck („Druckfrisch“). „Es wird etwas Unverwechselbares werden.“
 
Kein gutes Haar ließ Herles an Charlotte Roches Bestseller „Schoßgebete“. Das Buch sei ein „Medienhype“, kein literarisches Ereignis. In seiner Sendung käme es – wenn überhaupt – nur als „kurze Watschen“ vor. Der langjährige „Aspekte“-Chef ist selbst Schriftsteller („Die Dirigentin“) und weiß, wie sich Kritik anfühlt. „Man muss relativ dickfellig sein als Autor.“
 
Das ZDF hat wechselhafte Erfahrungen mit Bücherformaten. „Das Literarische Quartett“ mit Marcel Reich-Ranicki und „Lesen!“ mit Elke Heidenreich waren meinungsfreudig und einflussreich. „Die Vorleser“ mit Amelie Fried und Ijoma Mangold hatten es schwer und wurden im Dezember 2010 eingestellt.
 
Ein Erfolg wäre, wenn Herles mit „Büchern, die man lesen muss“, bei der Zuschauerquote „die Million kratzen“ würde – so sieht es ZDF-Kulturchef Peter Arens. Bei Literatur gelten demnach auch andere Maßstäbe, wie eine Sendung ankommt: etwa die Wahrnehmung im Feuilleton oder der Verkauf im Buchhandel. Herles sagte, er sei zufrieden, im ZDF-Hauptprogramm zu laufen. Der Sendeplatz dort sei besser als 20.15 Uhr bei Arte, 3Sat oder Phoenix.
 
Der Titel stammt vom „blauen Sofa“, das bei den Buchmessen Autorentreffpunkt ist. Die Sendung hat aber mit der Aktion nichts zu tun, es wird ein anderes Möbel im Spiel sein: ein blaues Biedermeier-Sofa. [Caroline Bock]

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