[Hintergrund] Für die RTL-Soap „GZSZ“ liegt Berlin in Potsdam

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Seit fast 20 Jahren flimmert Deutschlands erste täglich ausgestrahlte Seifenoper über den Bildschirm. Mit eher mäßigen Quoten gestartet, gehört „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ längst zu den großen Erfolgen von RTL. Immer mehr rückt dabei die Metropole Berlin ins Zentrum.

Jo Gerner (Wolfgang Bahro) ist wie immer aalglatt und top gepflegt. Die Tropenhitze im dunklen Keller unterstreicht die Eiseskälte, mit der der „GZSZ“-Fiesling einen Widersacher bedroht. Außendreh für Deutschlands erste tägliche Seifenoper, die RTL seit fast 20 Jahren Quoten bringt. Für die Darsteller sind die Aufnahmen im Keller eines frühere Berliner Krankenhauses trotz Hitze und Dreck eine willkommene Abwechslung. „Die Kulisse im Studio kennt man in- und auswendig“, sagt Bahro. „Ich bin lieber draußen. Da ist auch der Zeitplan nicht so engmaschig.“
 
Viele „GZSZ-Kollegen“ denken ähnlich. Die Dreharbeiten im Studio erinnern schnell an Fließbandarbeit. Wer eine der tragenden Figuren spielt, kann auf 40 bis 60 Stunden pro Woche kommen, schildert Schauspieler Björn Harras (Patrick Graf). Da sind Drehs jenseits der Studiomauern willkommen – und diese haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Wöchentlich gibt es drei Außendrehtage und vier im Studio. „Rund 20 bis 25 Prozent der Serie entstehen bei Außendrehs“, sagt „GZSZ“-Sprecherin Brita Mathes.
 
Immer mehr rückt dabei die Metropole Berlin in den Mittelpunkt. Ständig bekommen die Zuschauer das Berliner Kiez-Leben, den Fernsehturm am Alexanderplatz oder die typische gelbe U-Bahn zu sehen. „Nach einem konzeptionellen Relaunch vor etwa dreieinhalb, vier Jahren setzten wir stärker auf Berlin und wollen eine gewisse Sexiness rüberbringen“, erklärt Produzent Guido Reinhardt von der Grundy UFA TV Produktions GmbH. Sie produziert die erfolgreiche Soap für RTL.

Die meisten Szenen werden jedoch im benachbarten Potsdam gedreht – im Studio und in einem nachgebauten typischen Berliner Kiez. Im Schatten des berühmten Filmstudios Babelsberg, wo einst Filme wie „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich entstanden, ist im Filmpark Babelsberg ein Außenset entstanden. Zur Eröffnung im August 2006 kam sogar Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) als Stargast zu „GZSZ“.
 
Nicht nur das TV-Team profitiert von der Kulisse, sondern auch die Besucher des Themenparks: Sie bekommen die „GZSZ“-Stars bei der Arbeit zu sehen. Insbesondere an Wochenenden und in der Ferienzeit gibt es lange Schlangen. „Wir versuchen, den Fans dann möglichst viele Führungen anzubieten“, sagt Filmpark-Sprecherin Liane Nowack. Seit 2010 gibt es zudem am jeweils letzten Sonntag eines Monats eine Autogrammstunde mit einem der Serien-Stars.
 
Im vergangenen Jahr wurde die Kulisse rund um den Szene-Treff „Mauerwerk“ erweitert und erlaubt seitdem einen 360-Grad Schwenk. Etwa 1,5 bis 1,6 Millionen Euro hat die Kulisse bislang gekostet, berichtet Reinhardt. „Wenn man eine Geschichte aus dem Kiez heraus erzählen will, lohnt es sich, die Kulisse zu bauen.“ Damit der Zuschauer den Unterschied nicht bemerkt, reicht aber nicht nur eine detailreiche Attrappe mit Graffiti an den Hauswänden: Pro Drehtag im Außenset sind 60 bis 70 Komparsen dabei, teils mit ihren Autos.
 
Der Kosten-Nutzen-Faktor spielt generell eine große oder gar entscheidende Rolle bei den Entscheidungen, ob im Studio oder an authentischen Orten gedreht wird. „Jede Minute, die man sich nicht mit Drehen beschäftigt, ist verlorene Zeit“, betont der Produzent. Darum hat sich das „GZSZ“-Team in Potsdam auch eine eigene U-Bahn gebaut. Das öffentliche Nahverkehrsmittel ist aus Sicht der Macher bestens geeignet, um „Berlin zu erzählen“. Die U-Bahn gehöre in der Metropole – insbesondere für junge Menschen – einfach zu den wichtigsten Transportmitteln, meint Reinhardt.
 
Für rund 50 000 Euro ist in Potsdam auf dem „GZSZ“-Studiogelände rund um einen ausrangierten Waggon die Kulisse für U-Bahn-Fahrten mit Haltestellen entstanden. Im Fernsehen wirken die Szenen wie aus einer fahrenden U-Bahn – mit Tunnelfahrten und Halten. Möglich macht es eine komplizierte Technik, sagt Reinhardt. Wie die funktioniert, behält die Grundy Ufa jedoch lieber für sich.
 
Für ihren Produzenten ist jedoch klar, dass Digital- und Computertechnik die Film- und Fernseharbeit immer weiter verändern werden. „Die Tendenz wird wieder mehr ins Studio gehen. In ein bis zwei Jahren kann man „GZSZ“ auch an die Niagara-Fälle verlegen, ohne dass es auffällt“, meint Reinhardt. [Marion van der Kraats]

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