„Im Rausch der Sterne“: Bradley Cooper als Rockstar am Herd

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Ganovenjäger, knallharter Soldat oder auch Junggeselle im Chaos-Modus – Bradley Cooper geht in seinen Rollen meist richtig auf. „Im Rausch der Sterne“ mimt er nun einen exzentrischen Sterne-Koch, der seinen prominenten Kollegen in seinem Eifer das Leben schwer macht.

Filme über’s Kochen und den Genuss an erlesenen Speisen haben immer ein Problem: Wie lässt sich der sinnliche Reiz des Essens auf die Leinwand übertragen? Ang Lee gelang mit „Eat Drink Man Woman“ bereits 1994 ein Klassiker des Genres. In der reizenden indischen Romanze „Lunchbox“ (2013) strömten dann aus einer unscheinbaren, verbeulten Blechbüchse verführerische Düfte.
 
Im Vergleich dazu wirkt „Im Rausch der Sterne“ wie ein opulentes Zehn-Gänge-Menü, das mit unglaublichem Aufwand komponiert wurde, und dennoch nicht restlos überzeugen kann. Regisseur John Wells („Im August in Osage County“) hat eine quirlige, hochkarätig besetzte Gourmet-Komödie angerichtet, in der es ständig in allen Pfannen brutzelt und die Emotionen blitzschnell hochkochen. Aber wenn der Rauch sich verzieht, bleibt eine harmlose Story übrig.

Schlachtfeld Küche: Sternekoch Adam Jones (Bradley Cooper) versucht nach einem drogenbedingten Absturz in Paris nach drei Jahren ein Comeback in London. Im Restaurant seines Freundes, des schwulen Hotelchefs Tony (Daniel Brühl), will sich Jones den lang ersehnten dritten Michelin-Stern erkochen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist dem perfektionistischen Rockstar am Herd fast jedes Mittel reicht. Sein Sous-Chef Michel (Omar Sy) und die talentierte, alleinerziehende Köchin Helene (Sienna Miller) müssen die Eskapaden des jähzornigen Gourmet-Genies Jones ertragen, der schon einmal mit Tellern und Pfannen um sich wirft.
 
Der alltägliche Kleinkrieg zwischen den Töpfen ist hochtourig in Szene gesetzt. Die Kamera gleitet beständig und sehr ansehnlich über malerisch drapierte Hummerschwänze, versenkt sich ins Gemüse und leuchtet grell beim flambierten Dessert. Bedrohlich zischen und lodern die Gasherde.
 

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Und die Stars geben sich die Klinke in die Hand: Hauptdarsteller Bradley Cooper („Hangover“; „American Hustle“) fühlt sich in der Rolle des Gourmet-Rockers sichtlich wohl, gibt in jeder Szene richtig Pfeffer. Daniel Brühl ist der blasse, schwule Hotelchef, der sich in stiller Anbetung für den exzentrischen Meisterkoch verzehrt. Dies ist schon sehr unglaubwürdig. Sienna Miller als wackere Köchin hat deutlich mehr Power, aber den Part der hart arbeitenden, alleinzeihenden Mutter nimmt man ihr auch nicht ab. Emma Thompson wiederum spielt ganz charmant die einfühlsame Psychologin, die das Alphatier Jones wieder hinbiegen soll. Uma Thurman schließlich kommt als lesbische Restaurantkritikerin ins Spiel, und Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“) versalzt am Ende die Suppe.
 
Weniger wäre mehr gewesen: „Im Rausch der Sterne“ wirkt trotz seines Tempos eher behäbig und überladen, viel zu üppig aufgetischt, und mündet zu schnell in absehbarer Harmonie. Die Schauwerte sind schon enorm, aber dahinter verbirgt sich ein dramaturgisch eher dürftiges Drehbuch. Mehr Schein als Sein, drei Sterne hat der durchaus kurzweilige Film dann doch nicht verdient.Kinokritiken im Überblick
[Johannes von der Gathen/fs]

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