Intel schraubt am Auto der Zukunft

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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„Kendrick Peak“ – so heißt das neue Projekt von Intel für Digitalsysteme im Auto. Die Plattform soll Hardware und Software – von Navi über Internet bis hin zu Unterhaltung – verbinden und dabei individuell auf die Fahrerbedürfnisse eingehen.

Mit einer neuen Plattform für Informationen und Unterhaltung will Intel das Auto der Zukunft vorantreiben. Die am Donnerstag vorgestellte technische Lösung mit der Bezeichnung Kendrick Peak (benannt nach einem Berg in Arizona) verbindet Hardware und Software und kann von Automobilherstellern an eigene Bedürfnisse angepasst werden. Erste Fahrzeuge mit diesem System könnten möglicherweise noch in diesem Jahr auf den Markt kommen, sagte Intel-Sprecher Thomas Kaminski der Nachrichtenagentur dpa. Ein wesentlicher Teil der Entwicklung für die neue Plattform fand im Intel-Zentrum in Karlsruhe statt, einer von weltweit drei Forschungsstätten des Unternehmens für digitale Lösungen im Auto.

Kern des Systems ist ein im Kofferraum platzierter Computer. Mehrere Bildschirme können unterschiedliche Inhalte darstellen wie Navi-Informationen für den Fahrer, einen Internet-Zugang für den Beifahrer und Videos für weitere Insassen. Herz des Computers ist ein eingebetteter Atom-Prozessor von Intel (Codename Baytrail) mit bis zu vier Kernen, der für Temperaturen von minus 50 bis plus 60 Grad ausgelegt ist. Fahrer und Beifahrer können auf einen Monitor in der Mitte der Fahrzeugkonsole blicken, dessen „Dual-View“-Technik je nach Blickwinkel unterschiedliche Inhalte anzeigt.
 
„Die Plattform tritt nicht in Konkurrenz zu Zulieferern, deren Angebote können an Kendrick Peak angedockt werden“, erklärte Intel-Sprecher Florian Ranner bei einer Vorab-Präsentation in München. „Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung von IT-Industrie, Automobilherstellern und Autozulieferern, um die Entwicklungsgeschwindigkeit in der Unterhaltungselektronik auch ins Auto zu bringen.“ Intel erwartet, dass die digitale Technik fürs Auto bald in ähnlich kurzen Zyklen voranschreitet wie beim Smartphone mit seinen Systemwechseln alle ein bis zwei Jahre.
 
Kendrick Peak als Plattform für das „In-Vehicle Infotainment“ (IVI) ist Teil einer langfristigen Strategie von Intel, die wie das Google-Auto das autonome Fahren anstrebt, also das Autofahren ohne eigenes Steuern. Nächster Schritt ist eine Lösung mit integrierter Server-Anbindung für die Echtzeitanalyse von Fahrzeugdaten. „Ziel ist, dass sich Autos miteinander unterhalten, damit sie einen optimalen Abstand halten und Staus vermieden werden“, sagte Kaminski. „Das ist ein Beitrag für mehr Verkehrssicherheit.“
 
Im Prozessor integrierte Technik für die Verschlüsselung sowie eine Anonymisierung sollen die persönlichen Daten schützen. Bei Sicherheitslösungen für den Datenverkehr im „Internet der Dinge“ arbeitet Intel mit dem US-Unternehmen Wind River zusammen. Auf die Frage nach einer Hintertür für den US-Geheimdienst NSA antwortete Ranner: „Es gibt keine Backdoor bei unseren Prozessoren.“
 
Die Technik für Digitalsysteme im Auto erforscht Intel seit 2012 in einem Entwicklungszentrum in Karlsruhe, wo auf drei Etagen mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt sind. Zu den Automobilherstellern, mit denen Intel dabei zusammenarbeitet, gehören BMW, Jaguar Landrover, Kia und Hyundai.
 
Kendrick Peak kann nach Angaben des Unternehmens mit unterschiedlichen Betriebssystemen wie Linux (darunter das Linux-System Tizen), Android und Windows eingesetzt werden. Auch Apple hat im März ein Betriebssystem für die Nutzung im Auto angekündigt.
 
Das Marktforschungsinstitut IHS Automotive erwartet, dass der Markt für Infotainment-Systeme im Auto mit nahezu 130 Millionen verkauften Systemen bis 2020 so groß sein wird wie der PC-Markt im Jahr 1999. Bei den Prozessor-Herstellern entwickeln auch ARM, Texas Instruments (TI) oder Infineon spezielle Lösungen für das Auto. [Peter Zschunke/das]

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