Intendant Markus Schächter verlässt Brücke des ZDF-Dampfers

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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An der Spitze der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt ZDF wird es am 15. März einen Führungswechsel geben. Der bisherige ZDF-Intendant Markus Schächter übergibt sein Amt nach zehn Jahren an Thomas Bellut – und die Show „Wetten, dass…?“ ist nur eine der wichtigen Baustellen, die bereits auf ihn warten.

Für Markus Schächter war es eine freiwillige Entscheidung, dass er den Unterhaltungs- und Nachrichtendampfer ZDF am 14. März verlassen wird. Insgesamt zehn Jahre hatte er als Intendant die Geschicke des Senders gelenkt, nun will er seine Zeit anderen Aufgaben widmen. Nachfolger des 62-jährigen ZDF-Spitzenmanns wird der bisherige Programmdirektor Thoman Bellut. Schächter zeigt sich erfreut darüber, dass der Staffelwechsel so reibungslos funktioniert hat. Das sei bei so großen Unternehmen nicht immer selbstverständlich und daher eine „Königsdisziplin“.
 
Schächter ist nach Angaben des ZDF dienstältester Intendant in Deutschland. Schon lange ist der etwas holprige Start 2002 vergessen, bei dem der als liberal-konservativ geltende Kandidat nur mit knapper Mehrheit ins Amt kam. In seine Zeit fallen unter anderem der Aufbau der ZDF-Online-Welt sowie der Start der drei neuen digitalen Spartenkanäle ZDFneo, ZDFinfo und ZDFkultur. Der 62-Jährige blickt zufrieden zurück: „Wir sind in einem Zehn-Jahreshoch in der Prime Time, der wichtigsten Zeit, die es im Fernsehen gibt“, sagt er.

Vor zehn Jahren habe das ZDF zwischen 19.00 und 23.00 Uhr eine Quote von 15,6 Prozent erreicht, in diesem Jahr seien es bis Anfang März mit der ZDF-Familie 17,2 Prozent gewesen, betont Schächter. Unter anderem mit dem Erfolg des „heute-journals“, der Doku-Reihe „Terra X“ und dem „Fernsehfilm der Woche“ stehe das ZDF bei den Kernkompetenzen der öffentlich-rechtlichen Sender gut da.
 
Besonders stolz sei er auf die Kindernachrichten „logo“, die er vor mehr als 20 Jahren auf den Weg brachte, sagt Schächter. Es gebe immer wieder Anfragen ausländischer Sender, die ähnliche Sendungen planten. Bei den Zuschauern leider nicht so gut angekommen sei „Das Kanzleramt“ 2005, bedauerte der scheidende Intendant. Die Serie mit Klaus J. Behrendt als Bundeskanzler in der Hauptrolle erreichte nur schwache Quoten und wurde nach 13 Episoden eingestellt.

Auf Nachfolger Bellut warten einige Baustellen. Unter anderem muss der Sender weiter um jüngeres Publikum werben und sich im Kampf um Zuschaueraufmerksamkeit gegen das Internet behaupten. Bei dieser „digitalen Phase zwei“ geht es laut Schächter vor allem darum, Internetriesen wie Google mit Inhalten Konkurrenz zu machen. „Wie behält man die Zuschauer, wenn künftig mit modernen Hybridgeräten Fernsehen und Internet auf einen Schirm kommen und über eine Fernbedienung angesteuert werden?“.
 
Bellut wird auch unpopuläre Sparpläne im ZDF umsetzen müssen – bis 2016 sollen 300 Stellen wegfallen. Auch die große „W-Frage“ ist – zumindest offiziell – noch nicht geklärt. Wer wird bei „Wetten, dass..?“ Nachfolger von Thomas Gottschalk? Medienberichten zufolge soll ZDF-Talker Markus Lanz die Show übernehmen.
 
Auch wenn Schächter nach eigener Aussage „zunächst mal kürzertreten“ will, so ganz ohne Fernsehen wird sein Ruhestand nicht sein. Er wird das ZDF bei der Arte-Mitgliederversammlung in Straßburg sowie bei der Europäischen Rundfunkunion vertreten. Zudem hat er mehrere Ehrenämter übernommen – unter anderem bei der Stiftung Lesen, der Stiftung Hoher Dom in Mainz, bei der Aktion Mensch und der Sporthilfe. An der Hochschule für Philosophie in München will er sich am Aufbau eines Stiftungslehrstuhls für Medienethik beteiligen und auch selber lehren.
 
Trotzdem soll auch das Private nicht zu kurz kommen. „Ich werde zurückschalten und entspannt in eine neue Lebensphase gehen“, sagt der 62-Jährige. Es gebe zwar nach wie vor die Perspektive, mal wieder einen eigenen Film zu drehen – allerdings noch keine konkreten Pläne. Schächter will nach eigenem Bekunden sein Plus an Freizeit genießen – und unter anderem seine Tochter in Burundi besuchen, die dort als entwicklungspolitische Beraterin arbeitet.
 
Geplant sind auch eine längere Bergwanderung – „einmal über die Alpen“ – und zusätzliche Joggingrunden. Schon jetzt läuft Schächter regelmäßig durch die Weinberge rund um Mainz. „Es gibt nichts Inspirierenderes. Früher habe ich dabei meine Reden konzipiert.“[Andrea Löbbecke/fm]

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