Ist Lokal-TV noch attraktiv? – Lokal-TV-Kongress

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Was für einen Nutzen haben lokale Medien noch? Ist die Medien-Zukunft lokal? Der Lokal-TV-Kongress in Berlin versucht, Antworten zu finden.

Vom 27. bis 28. September fand der „Lokal-TV-Kongress“ der Medienanstalten der Neuen Bundesländer in Berlin statt. In zahlreichen Podiumsdiskussionen und Vorträgen thematisierten Branchenexperten aktuelle Herausforderungen für lokale TV-Formate und stellten im neuen Format „Show Case“ Best-Practice-Beispiele aus den ostdeutschen Bundesländern vor. 

Klaffende Lücke zwischen zwei gesellschaftlichen Polen

Grit Wißkirchen, Vizepräsidentin und Medienrätin der SLM, stellte eine klaffende Lücke zwischen zwei gesellschaftlichen Polen fest. Zum einen stünden immer mehr Informationen aus jedem Winkel der Welt über das Internet zur Verfügung, zum anderen gäbe es eine abnehmende Zahl an Tageszeitungen und lokalen Medien insgesamt. Dabei sei doch gerade Lokal-TV als Bindeglied zwischen Gartenzaun und lokaler Berichterstattung dritter öffentlich-rechtlicher Programme sehr wichtig. Auch sei Lokal-TV lokalpolitisch gefordert, ganz ohne Fake News im Programm. Wißkirchen wies aber auch auf die wirtschaftlichen Probleme, z.B. Personalsuche, Infrastruktur und wegbrechende Werbekunden hin.

Die Situation von Lokal-TV insgesamt

Prof. Dr. Frank Fechner von der TU Ilmenau gab in seinem Impulsreferat einen Gesamtüberblick zur Situation von Lokal-TV. Demnach seien z.B. klassische Abgrenzungen des Medienrechts zwischen den einzelnen Gatttungen kaum noch zu erkennen und würden durch immer mehr Laienjournalisten in den Sozialen Medien noch schwieriger. Zudem sieht er steigenden Produktionsdruck, eine schrumpfende Personaldecke und den Einbruch des traditionellen Werbemarktes, was laut Prof. Fechner eine Förderung durch Gesetzgeber nahe läge.

Ist Lokal-Journalismus noch glaubwürdig?

Laut Dr. Anja Zimmer, Direktorin der mabb, stellte sich aktuell die Frage nach der Glaubwürdigkeit von lokalem Journalismus noch deutlicher. Nur mit glaubwürdigen Inhalten könne der Meinungsbildungsprozess begleitet werden. Außerdem müssen sich Lokal-TV-Veranstalter die Frage stellen, wie sie zukünftig junge Leute erreichen können. Um die wirtschaftliche Lage zu verbessern, müsse zudem die lineare Verbreitung als die teuerste Form der Programmverbreitung ggf. durch weitere Ausspielwege ergänzt werden. Es sei darüber hinaus essentiell, Prozesse und Workflows zu verbessern und effizienter zu werden.

Zukunft des lokalen Fernsehen

In ihrem Impulsvortrag zur Zukunft des lokalen Fernsehens griff Prof. Dr. Wiebke Möhring, TU Dortmund, zunächst auf die Vision der raumlosen Gesellschaft zurück, oder anders gesagt die Betrachtung der Welt als globales Dorf. So ging man bisher von der Annahme aus, dass geografische Räume in ihrer Bedeutung nachlassen. Aber sie sind noch heute bedeutungsvoll, wenn auch verändert. Außerdem kann man heute mit mehreren Orten verbunden sein, sodass viele Orte gleichzeitig relevant werden. Denn Globalisierung und Digitalisierung führen zu Wachstum von Kommunikationsräumen und vielen neuen Interaktionsmöglichkeiten. So sei auch das Internet ein „Medium des lokalen Raums“ und Lokal-TV habe sein Alleinstellungsmerkmal, seinen USP verloren.
 
Den anwesenden Lokal-TV-Machern gab sie mit auf den Weg, weiterhin auf lokale Informationen, professionelle Aufbereitung und Bilder zu setzen. Vor allem sollen sie sich die Professionalität als Unterscheidungsmerkmal bewahren.

Facebook als Rückkanal

Als Vertreter eines mit ca. 40 Mitarbeitern sehr großen Lokal-TV-Veranstalters outete sich Ralph Kühnl, Rhein-Neckar Fernsehen GmbH, als „Fan des Rückkanals““, auch wenn er Facebook und dessen Algorithmus momentan sehr kritisch sieht. Er hat gemeinsam mit allen Mitarbeitern einen Wandel seines Senders herbeigeführt hin zu einem erfolgreich durch Werbung finanzierten, lokalen Nachrichtensender. 
 
Auf der anderen Seite verwies Christian Uhlmann von Jena TV auf die hohe Fluktuation der Mitarbeiter aufgrund von geringen Gehältern: „Wir können die Qualität nicht bezahlen, um mehr zu erreichen.“ Interaktion, wie z.B. auf Facebook oder bei der Einbindung von Bürgerreportern, brauche Personal. 
 

Weitere Informationen über und zum Lokal-TV-Kongress gibt es unter: www.lokal-tv-kongress.de



[tk]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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