Jackman: Ich habe Angst vor dem Aufgeben [Interview]

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Hollywood-Star Hugh Jackman hat etwas geschafft, was nur wenigen Schauspielern gelingt: Die Frauen liegen ihm zu Füßen – und ihre Männer haben vollstes Verständnis dafür. Spätestens seitdem er als Gastgeber der Oscar-Verleihung 2009 nahezu unerreichbare Maßstäbe setzte, ist der „Wolverine“-Darsteller angekommen auf dem Hollywood-Olymp.

Im Interview in München zeigt der 43-jährige Australier, warum. Er spricht nicht nur über seinen neuen Film „Real Steel“, sondern auch über seine Ängste und vor allem über seine Kinder. Als sein Sohn zum ersten Mal mit ihm auf einer Bühne stand, habe er vor Stolz sogar geweint.
 
Im Film macht Ihr Charakter Charlie als Vater sehr viele Fehler. Machen Sie bei Ihren Kindern auch welche?
 
Hugh Jackman: Ständig! Jeden Tag. Bevor wir die Kinder hatten, habe ich all diese Bücher gelesen. Das Problem: Die Kinder haben die Bücher nicht gelesen. Sie reagieren nicht so, wie es im Buch steht und man macht natürlich Fehler. Besonders mein Sohn ist ein ganz großes Mysterium für mich. Was montags bei ihm funktioniert, funktioniert dienstags schon nicht mehr.
 
Eine Botschaft des Films ist: „Gib nicht auf!“. Haben Sie jemals aufgegeben?
 
Jackman: Ich habe wahnsinnige Angst vor der Idee, aufzugeben. Als ich jünger war, hatte ich vor allem möglichen Angst. Ich hatte Höhenangst und Angst, allein zu Hause zu sein. Wenn ich der erste war, der nach Hause kam, habe ich so lange im Garten gewartet, bis noch jemand kam. Heute habe ich Angst vor dem Aufgeben. Es sei denn, etwas ist einfach aussichtslos. Ich habe mit 35 Jahren versucht, surfen zu lernen, weil ich nunmal Australier bin und es seltsam fand, dass ich das nicht kann. Nach fünf Versuchen habe ich gesagt: Weißt du was, vergiss es. Wenn aber Angst im Spiel ist, kommt Aufgeben für mich nicht infrage. Wenn man die Angst einmal gewinnen lässt, infiziert sie alle Bereiche des Lebens.
 
Wie war die Zusammenarbeit mit einem Kind vor der Kamera?
 
Jackman: Dakota war ein Traum. Er ist nicht nur ein brillanter Schauspieler, sondern auch sehr reif für sein Alter. Ein Filmset lässt einem Elfjährigen nicht viel Raum, ein Elfjähriger zu sein. Aber er ist mir kein einziges Mal auf die Nerven gegangen – obwohl wir uns drei Monate lang jeden Tag gesehen haben. Meine eigenen Kinder nerven mich jeden Tag irgendwann.

Würden Sie mit Ihren eigenen Kindern arbeiten?
 
Jackman:Ich hatte eine One-Man-Show, in der es einen Didgeridoo-Auftritt gab.Mein Sohn spielt sehr gut Didgeridoo und ich habe ihn gefragt, ob er mitmir auf die Bühne will. Das hat er gemacht, er hat vor 2000 Leutengespielt und ich muss zugeben, dass ich auf der Bühne in Tränenausgebrochen bin. Ich war so voller Stolz auf meinen Sohn.
 
Können Sie im Urlaub abschalten?
 
Jackman:Ja, absolut. Ich bin keinesfalls abhängig. Und ich beantworte Anrufe undMails aus Prinzip nicht sofort, damit die Leute nicht annehmen, dassich gut erreichbar bin. Ich würde nie mehr als eine Stunde am Tag amComputer verbringen. Was ich bis dahin nicht geschafft und beantwortethabe, das bleibt bis zum nächsten Tag liegen. Ich habe mir gerade sogarein einfacheres Handy geholt. Ich hatte eins mit E-Mail-Funktion, aberdas habe ich gegen ein Old-School-Telefon eingetauscht. Das hat eineKamera und ich kann damit telefonieren. Mehr nicht. Dann hatte ich einenTraum: Ich schreibe eine allerletzte Massen-Mail. „Wisst ihr was? Eswar nett, aber ich bin raus. Wenn ihr was wollt von mir, ruft mich an“.
 
Wie entspannen Sie im Alltag?
 
Jackman:Ich mache viel Sport, ich gehe gerne ins Theater und suche Inspirationwoanders – zum Beispiel in der Musik. Ich denke, es ist wichtig,unterschiedliche Dinge zu machen, wenn man kreativ arbeitet. Außerdemmeditiere ich zweimal am Tag. Ohne das Meditieren wäre ich ein andererMensch.
 
Sie sind 2008 vom „People“-Magazin zum „Sexiest Man Alive“ gekürt worden… 
 
Jackman:Oh, das war der Höhepunkt meines bisherigen Lebens. Ryan Reynolds undich waren Freunde, bevor er mich vom Thron gestoßen hat. Heute kann ichnicht mehr mit ihm reden. Nein, im Ernst: Darüber kann man sichamüsieren – und das ist alles.
 
Haben Sie eine Philosophie, einen Merksatz?
 
Jackman:Sage niemals privat, was du nicht auch in der Öffentlichkeit sagenwürdest. Das ist jetzt nicht sonderlich tiefgründig, aber gut.
 
Vielen Dank für das Gespräch.
 
DIGITAL FERNSEHEN präsentiert Ihnen an dieser Stelle jeden Sonntag ein Star-Interview der Woche mit Prominenten aus Film und Fernsehen. Lesen Sie hier das Gespräch mit dem britischen“Mr. Bean“-Comedian Rowan Atkinson.INTERVIEWs im Überblick
[Interview: Britta Schultejans]

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