Jo Groebel: „Privatsender können sich keinen Stillstand leisten“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Fernsehlandschaft ändert sich und den Sendern fällt es offenbar immer schwerer, mit frischen Formaten Akzente zu setzen. Sowohl bei ARD und ZDF als auch bei den Privaten setzt man deshalb vor allem auf Sicherheit. Doch gerade die Privatsender können sich diesen Stillstand eigentlich nicht leisten, wie Medienexperte Jo Groebel im Interview befindet.

Die TV-Landschaft verändert sich: War das deutsche Fernsehen über zwei Jahrzehnte von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern von RTL, Sat.1 und ProSieben dominiert, so drängen immer mehr neue Angebote aus dem Internet ins Wohnzimmer. Für den Medienexperten Jo Groebel ergibt sich daraus vor allem ein Problem für die Privatsender, die auch im Wettkampf um Einschaltquoten immer öfter gegenüber ARD und ZDF zurückstecken müssen.

„Die Privatsender haben seit Bestehen vor allem dadurch gepunktet und Quoten geholt, dass sie immer wieder neue Formate entwickelt haben, die als richtungsweisend für die ganze Fernsehlandschaft gelten konnten“, erklärt Groebel im Interview mit dem DF-Schwestermagazin DIGITAL INSIDER. Diese seien in der Anfangszeit oft aufgrund von finanziellen Beschränkungen entstanden und hätten sich den Öffentlichkeitsdrang durchschnittlicher Menschen zunutze gemacht. Inzwischen würden diese Formate jedoch immer seltener die gewünschte Zugkraft entwickeln, was einerseits am verlorengegangenen Charme aber andererseits auch an den Abnutzungserscheinungen liege.
 
„Die x-te Variation des immer Gleichen ermüdet sowohl innerhalb der identischen Sendefolgen, erst recht bei angeblich spektakulären neuen, in Wirklichkeit aber auch nur ähnlichen Formaten“, so der Medienexperte. Selbst der bislang als verlässlich geltende Pool an Dauer-C bis Z-Promis scheine langsam aber sicher zu versiegen. Diese aber seien zumindest wichtig, um die nötige Pressepublicity für die jeweiligen Sendungen sicherzustellen.
 
Fehlen würden laut Groebel vor allem neue mutige Formate. Doch für die Sender, die gezwungen sind, täglich ihre Quoten zu bringen, sei die Forderung danach leichter zu stellen als umzusetzen. In diesem Zusammenhang seien ARD und ZDF zwar nicht besser, aber dank des öffentlich-rechtlichen Status zumindest besser gestellt: „Auch die früher mal  format-inspirierenden ARD und ZDF ruhen sich offenbar auf ihren unbestritten soliden und seriösen Erfolgen aus. Sie können es sich leisten. Die Privaten können das nicht.“
 
Das vollständige Interview mit Jo Groebel lesen Sie in der heutigen Ausgabe des DIGITAL INSIDER. Diesen gibt es im Abo bei www.heftkaufen.de. [ps/th]

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22 Kommentare im Forum

  1. AW: Jo Gröbel: "Privatsender können sich keinen Stillstand leisten" Andererseits ist es aber so, das sich durch die etablierung immer neuer Spartensender soviele Programmplätze ergeben, das man unmöglich alle mit attrativen oder innovativen Inhalten füllen kann. Also werden sie dann zwangsläufig entweder mit Uraltwiederholungen, Mehrfachaussendungen oder Scripted Reality Trash gefüllt. Was dann quasi schon Stillstand oder sogar Abstieg bedeutet.
  2. Die großen Privatsender leisten sich aber schon seit fünf Jahren einen völligen Stillstand: Bei ProSieben Sat1 heißt Innovation seit 1999 Stefan Raab, Stefan Raab und Stefan Raab. Bei den RTL-Sendern ist man sogar schon so verzweifelt, dass man Dschungel, Bachelor und Bauer-sucht-Frau am liebsten in 24 Stunden-Schleife senden möchte, um wieder auf einstige Quotenhochs zu kommen. Innovation ist dort aber auch nicht in Sicht. Womit will man auch noch innovieren? Vielleicht mit Qualität? Das hat im Boulevard-Fernsehen der Privaten noch nie einen interessiert. Noch mehr Trash geht aber auch nicht, um wieder Quote zu machen. Die Quoten-Zwickmühle also. Zudem gibt es doch viel mehr Alternativen zu dem herkömmlichen Angebot der großen Privatketten. Und zahlen muss man inzwischen in HD überall und sowieso.
  3. AW: Jo Gröbel: "Privatsender können sich keinen Stillstand leisten" Besser Stillstand als mit Volldampf in die falsche Richtung.
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