John Carter

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Zwischen zwei Welten

Der Abstand von der Erde zum Mars beträgt, je nach Standort der Himmelskörper, über 55 Millionen Kilometer – eine lange Wegstrecke, vorausgesetzt, man bereist sie im eigenen Körper…

Sommer 1911: Für den damals zweifachen Familienvater und Gelegenheitsarbeiter Edgar Rice Burroughs sah das Leben nicht gerade rosig aus. Er hatte sich schon in mehreren Anstellungen unter anderem als Goldgräber, Eisenbahnpolizist und als Handelsvertreter versucht und ist an allem kläglich gescheitert. Zwar brachte ihm seine schriftstellerische Tätigkeit für das „All-Story“-Magazin auch nicht das große Geld ein, aber immerhin konnte er sich in den Fortsetzungsgeschichten ein wenig kreativ auslassen.
 
Die Texte verfasste er bruchstückhaft und setzte die einzelnen Arbeitsblätter später zu einer vollständigen Geschichte zusammen. Hierbei flossen seine eigenen, umfassenden Erfahrungen mit ein, die dank seiner beruflichen Sprunghaftigkeit recht vielseitig waren. Wer soviel unterwegs ist und unterschiedlichste Tätigkeiten ausübt, der trifft schon mal auf native Amerikaner, Minen-Arbeiter und Soldaten – Figuren und Inspirationen, die eine große Rolle in seinem ersten Werk bzw. dem ersten Teil der Barsoom-Saga spielen: „Die Prinzessin vom Mars“.
 
 
Episodengeschichten
 
Genau genommen kam die Gesamtausgabe von Rice Burroughs Fortsetzungsroman erst 1917 heraus, nachdem klar war, das seine Abenteuer-Geschichten voller Heldentum, Machtspiele und schöner Frauen durchaus Publikumserfolge in der breiten Masse erzielten und den depressiven Gelegenheitsschreiber zu einem Bestseller-Autoren machte. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war vor allem seine zweite Geschichte „Tarzan“, die schon lange fester Bestandteil der westlichen Popkultur ist. Und tatsächlich gibt es einige Gemeinsamkeiten zwischen dem „jodelnden“ Lianen-Schwinger und dem Helden in „A Princess Of Mars“.
 
 
Gestatten, Carter, John Carter
 
Burroughs, selber der Sohn eines Bürgerkriegsveteranen, gestaltete seinen Protagonisten John Carter als dunkelhaarigen Mittdreißiger, der Ende des 19. Jahrhunderts auf Seiten der Konföderierten kämpft und nach dem tragischen Tod seiner Familie zu einem lottrigen Tagelöhner wird. Auf der Suche nach Gold gerät er in einen Hinterhalt und flüchtet sich in eine mysteriöse Höhle. Vor Ort tötet er einen fremden Angreifer, nimmt dessen Medaillon, spricht dem Fremden das Wörtchen „Barsoom“ nach und verlässt unerwarteterweise seine eigene sterbliche Hülle (und schon ergibt der gecoverte Arcade Fire-Song im Filmtrailer einen Sinn: „My Body Is A Cage“).
 
Statt der Endgültigkeit des Todes erwartet Carter eine astrale Reise zum fernen Mars, auf dem er in seiner irdischen Gestalt und mit neuem Körper wieder erwacht. Mehr noch verleiht ihm die geringe Schwerkraft des roten Planeten neue „Superkräfte“. Logischerweise sind seine Muskeln noch auf die hohe Schwerkraft der Erde eingestellt. Daher kann er wesentlich höher sowie weiter springen und sich natürlich auch schneller bewegen. Kaum ist er sich dieses Vorteils bewusst, trifft er auf grüne, groß gewachsene, Eingeborene mit vier Armen, die sogenannten Thark. Ähnlich wie bei den US-Soldaten und den Apachen sorgen hier die sprachlichen Barrieren für blanke Agressionen und Missverständnisse. Jedoch interveniert diesmal der Anführer der Wesen Tars Tarkas (Willem Dafoe) und steht dem fremden Eindringling offen gegenüber – vorausgesetzt John führt noch einmal seine außergewöhnliche Sprungnummer vor.

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