Johnny Depp: Vom High-School-Cop zum Indianer

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Er ist einer der Verwandlungskünstler Hollywoods: Ob Gangster, Pirat, High-School-Cop, oder auch der schräge Besitzer einer Schokoladenfabrik – Johnny Depp hat schon fast alles ausprobiert. Mit 50 Jahren startet er in „The Lone Ranger“ nun als Rothaut erneut durch.

Schwarze lange Striche im weiß angemalten Gesicht, eine ausgestopfte Krähe und Federn auf dem Kopf – so meldet sich Johnny Depp mit 50 Jahren auf der Leinwand zurück. Hollywoods hoch bezahlter Pirat, Charmeur, Gangster, Vampir und Monster mit Scherenhänden kommt im August in Gore Verbinskis Western „The Lone Ranger“ in der Rolle des Indianers Tonto in die deutschen Kinos.
 
Eine Paraderolle für den Verwandlungskünstler, der an diesem Sonntag (9. Juni) 50 Jahre alt wird. Warum ausgerechnet ein Weißer eine „Rothaut“ spielen muss, lästern einige vorab über das mehr als 200 Millionen Dollar teure Action-Abenteuer.
 
Depp dürfte das nicht kratzen. Den Zuspruch eines Indianerstammes hat er schon. Bei den Dreharbeiten im vorigen Jahr wurde der Schauspieler in New Mexico im Haus der Comanche-Indianerin LaDonna Harris in den Stamm aufgenommen. Er sei ein sehr umsichtiger Mensch mit Wertvorstellungen, die denen der indigenen Völker entsprächen, sagte Harris damals dem Internet-Portal „Indian Country“. Zudem soll Depp von seinen Vorfahren Cherokee-Blut in den Adern haben.
 
Eine exotische Kindheit war dem Jungen aus dem ländlichen Kentucky aber nicht beschieden. Mit seinen Eltern und drei Geschwistern zog er häufig um. Mit 15 schmiss er die Schule, er wollte Musiker werden. Als Gitarrist tingelte er durch Los Angeles und landete erst als Komparse, dann mit TV-Rollen vor der Kamera.

Der Durchbruch – zum Teeniestar – kam 1987 als Undercover-Agent in der TV-Serie „21, Jump Street – Tatort Klassenzimmer“. „Der dümmste Job, den ich je gemacht habe“, klagte er einige Jahre später im dpa-Gespräch, als er den Film „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ vorstellte. Da war längst klar, dass viel mehr in ihm steckte. In dem Familiendrama des schwedischen Regisseurs Lasse Hallström spielte er den ältesten Sohn, der sich um den behinderten Bruder (Leonardo DiCaprio) kümmert.
 
Romantischer Rebell mit sanftem Blick in schrillen Rollen, so machte Depp Karriere. Independent-Regisseur John Waters castete ihn 1990 in „Cry Baby“ als 50er-Jahre-Rocker. Tim Burton holte ihn gleich danach als „Edward mit den Scherenhänden“ vor die Kamera, Seite an Seite mit Depps damaliger Freundin Winona Ryder. Die Beziehung mit Ryder ging in die Brüche, die mit Burton hält nach sieben gemeinsamen Filmen weiter an. Der Regisseur gab Depp seine besten Fantasyrollen.

In Burtons schräger Komödie „Ed Wood“ porträtiert der Star den erfolglosen Hollywood Regisseur Ed Wood, der wirklich lebte. In „Sleepy Hollow“ geht Depp als junger Gendarm Gruselmorden nach. In „Charlie und die Schokoladenfabrik“ wird er zum kauzigen Fabrikanten Willy Wonka. In „Sweeney Todd“ brachte Burton seinen Star als teuflischen Barbier zum Singen. Er war der verrückte Hutmacher in „Alice im Wunderland“ und der hohlwangige Vampir in „Dark Shadows“ (2012).
 
Depp liebt exzentrische Figuren, nicht nur auf der Leinwand. Mit Marlon Brando verband ihn eine enge Freundschaft, zusammen drehten sie „Don Juan de Marco“ (1995). Er war auch ein Freund des Autors und Journalisten Hunter S. Thompson. In der Verfilmung von dessen Kultbuch „Fear And Loathing In Las Vegas“ (1998) dreht Depp mit rasierter Halbglatze auf einem Drogentrip nach Las Vegas auf, wie Thompson in seinen wilden Jahren. In dem Trinker-Tagebuch „Rum Diary“ (2012) mimte er ihn wieder. Nach Thompsons Selbstmord im Jahr 2005 griff Depp für eine spektakuläre Bestattung tief in die Tasche. Mit einer Kanone wurde die Asche seines Freundes in den Himmel geschossen, es war dessen letzter Wille.
 
Depp hat kein Genre ausgelassen. Dem Mafia-Thriller „Donnie Brasco“ (1997) mit Al Pacino folgte das Drogendrama „Blow“ (2001) mit Franka Potente, dann der bluttriefende Latino-Western „Irgendwann in Mexico“ (2003) von Kultfilmer Robert Rodriguez. Im Repertoire fehlte nur noch ein bombastischer Action-Film – wie „Fluch der Karibik“. Mit blitzenden Goldzähnen und wilden Zottelhaaren lässt Depp als Captain Jack Sparrow die Schwerter klirren. Perfekte Unterhaltung, wenig Tiefgang, volle Kassen. Depp stieg damit in die Riege der Topverdiener mit 20-Millionen-Dollar-Gagen auf. „Fluch der Karibik 5“ soll im Sommer 2015 in die Kinos kommen.
 
Als Pirat holte sich Depp auch seine erste Oscar-Nominierung, weitere folgten für die Peter-Pan-Geschichte „Wenn Träume fliegen lernen“ und „Sweeney Todd“, doch der Goldregen blieb bisher aus. Selten steckt er Kritiker-Schelte ein, doch bei „The Tourist“ gab es kein Erbarmen. In dem Hollywood-Debüt von Florian Henckel von Donnersmarck wurden Depp und Angelina Jolie als hölzern und unerotisch verrissen. „Null Chemie!“, lästerten die US-Kritiker.
 
Dabei wurde der Star von „People“ schon zwei Mal zum „Sexiest Man Alive“ gekürt. „Auch mit 46 gehört der Vater von zwei Kindern zu Hollywoods unwiderstehlichsten Ikonen“, befand die Zeitschrift 2009. Damals war er noch mit der französischen Sängerin und Schauspielerin Vanessa Paradis zusammen. Die beiden hatte zwar nie geheiratet, galten aber immer als Vorzeigepaar. Bis Juni 2012, da teilten sie mit, „in Freundschaft auseinandergegangen“ zu sein.Archiv
[Barbara Munker/fm]

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