KDG und Tele Columbus – Was spricht gegen die Übernahme?

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Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
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Das Prüfverfahren des Bundeskartellamts (BKartA) für die geplante Übernahme von Tele Columbus durch Kabel Deutschland wurde um vier Wochen verlängert. Offenbar versucht die KDG die Bedenken der Kartellwächter gegen eine Übernahme im letzten Moment noch auszuräumen. Dabei gibt es gute Gründe, die gegen die Übernahme sprechen.

Die Frist für das Prüfverfahren des Bundeskartellamts (BKartA) zur geplanten Übernahme von Tele Columbus durch Kabel Deutschland wurde verlängert. Naheliegend erscheint es dabei, dass Kabel Deutschland, um die Bedenken gegen eine Übernahme auszuräumen, gegenüber dem BKartA neue Zusagen gemacht hat, die bislang nicht Bestandteil des Verfahrens waren.
 
Um welche Zusagen es sich dabei handeln könnte, ist bislang nicht bekannt. Bereits im Vorfeld hatte die KDG jedoch in der Öffentlichkeit verschiedene Argumente vorgebracht, wonach durch eine Übernahme von Tele Columbus mehr Wettbewerb am Kabelmarkt entstehen werde, weil das Unternehmen auch gedenkt kleinere Netzteile, die im derzeitigen Verbreitungsgebiet von Unitymedia liegen, mit zu übernehmen. Bislang sind die Versorgungsgebiete der großen Netzbetreiber Kabel Deutschland und Unitymedia Kabel BW räumlich streng voneinander abgegrenzt.

Allerdings dürfte sich an der tatsächlichen Wettbewerbssituation für die Kunden selbst in den betreffenden Gebieten wenig ändern. Der derzeitige Wettbewerber von Unitymedia, nämlich Tele Columbus, würde lediglich durch die KDG ersetzt. Dem entgegen würde Tele Columbus als größter Wettbewerber von Kabel Deutschland in den Neuen Bundesländern durch die Übernahme komplett wegfallen. Tatsächlich ist hier bei einer geplanten Übernahme eine deutliche schlechtere Wettbewerbssituation zu erwarten, als diese bisher vorherrscht. Damit unterscheidet sich das aktuelle Übernahmevorhaben auch von der 2012 vollzogenen Fusion von Unitymedia und Kabel BW, die zuvor nicht als direkte Konkurrenten aufgetreten waren, sondern zwei räumlich voneinander getrennte Netze betrieben hatten.
 
Ein weiterer Faktor, vor dem bei einer möglichen Übernahme von Tele Columbus durch Kabel Deutschland bislang ein dickes Fragezeichen steht, sind die Einspeiseentgelte, welche die Sender an die Kabelnetzbetreiber zahlen. Während Kabel Deutschland für die Verbreitung der Programme eine Vergütung von den Sendern erhält, ist dies bei Tele Columbus nicht der Fall. Sollte es zu einer kompletten Übernahme durch die KDG kommen, ist derzeit noch völlig offen, ob für die Programmveranstalter hier ein Nachteil entstehen könnte.
 
Brisant ist das Thema vor allem aufgrund der derzeit laufenden Gerichtsverfahren zwischen Kabel Deutschland auf der einen und ARD und ZDF auf der anderen Seite, bei denen es um die Weiterzahlung der Einspeisegebühren geht. Schlimmstenfalls könnte den Tele-Columbus-Kunden durch den Vollzug der Übernahme ein abgespektes öffentlich-rechtliches Senderportfolio drohen. Immerhin hat der Anbieter beispielsweise deutlich mehr HD-Sender von ARD und ZDF im Angebot als die KDG, die ihrerseits das Senderangebot bei den regionalen Varianten der Dritten Programme sogar verknappt hat. 
 
Zudem argumentierte auch der Verband Privater Rundfunk- und Telemedien (VPRT) Anfang Januar 2013, dass eine Verschlechterung der Einspeisebedingungen für die Privatsender durch die geplante Fussion nicht hinnehmbar sei. Konkret bedeutet dies nichts anderes, als dass die Senderveranstalter auch bei einer Übernahme von Tele Columbus auf einer weiterhin gebührenfreien Einspeisung ihrer Sender in die TC-Netze bestehen. Das Bundeskartellamt wird auch hier genau hinschauen müssen, welche Auswirkungen die geplante Übernahme auf die Kunden und Zuschauer sowie auf andere Marktteilnehmer haben könnte. [ps]

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6 Kommentare im Forum

  1. AW: KDG und Tele Columbus - Was spricht gegen die Übernahme? Kann das irgendjemand bestaetigen? Bei mir hat sich bislang naemlich weder an der Programmzahl der Dritten Regionalvarianten noch an der Datenrate irgendwas geaendert. Ich denke, das war das typische KDG-Saebelrasseln, aber weiter nichts dahinter.
  2. AW: KDG und Tele Columbus - Was spricht gegen die Übernahme? Egal wie man zu KDG steht, das wird eine interessante Entscheidung: Variante 1: Das Kartellamt stimmt unter Auflagen dazu. Dann wird dazu vermutlich gehören, dass das öffentlich-rechtliche Telecolumbus Angebot auch in der gleichen Weise (und in der gleichen Qualität!) bei KDG verbreitet wird. Denn sonst würden die TeleColumbus Kunden dem BKartA (zu Recht) aufs Dach steigen. Außerdem hat KDG sicher ein Interesse, beide Netze zusammenzuführen. Aufgabe der Grundverschlüsselung bei SD Angeboten von FreeTV dürfte ohnehin selbstverständlich sein nach der BKartA Entscheidung von Ende Dezember. Variante 2: KDG zeigt kein ausreichendes Entgegenkommen und KDG gibt die Fusion auf oder beschreitet den Rechtsweg. Das hat dann immerhin Signalwirkung. Nämlich die, dass nicht einmal so großer Druck KDG zur Aufnahme der 14 öffentlich-rechtlichen Sender in (echter) HD Qualität bewegen kann. Für mich ist das wichtig. Denn ich möchte Planungssicherheit haben. Eine Satschüssel aufzubauen mit demselben Komfort wie bei DVB-C wird nicht ganz billig. Aber wenn die Alternative dauerhaftes Matschfernsehen ist, werde ich in diesen Apfel beißen. Gruß tumirnix
  3. AW: KDG und Tele Columbus - Was spricht gegen die Übernahme? Laut KDG-Forum vom 11. 1.: "Die Änderungen werden laut neuester Information voraussichtlich ab 24. Januar umgesetzt und dauern bis etwa Ende Februar an ..." Meistens stimmt das.
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