Kampf um Urheberrechte – Kino.to und seine Erben

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der Fall des illegalen Filmportals Kino.to hat in ganz Deutschland für Aufsehen gesorgt. Doch auch, wenn die Verantwortlichen mittlerweile verurteilt sind, geht der Kampf um die Urheberrechte im Internet weiter. Längst haben andere den Platz von Kino.to eingenommen und machen Geschäfte mit illegalen Streamings. Um die Freiheit im Netz geht es dabei nicht, sondern um große Profite.

Der Gründer und Chef des Filmportals Kino.to wirkt gefasst. Gerade hat er vor dem Landgericht Leipzig die Quittung für sein jahrelanges illegales Treiben erhalten: Viereinhalb Jahre Haft, sein beträchtliches Millionenvermögen wird „abgeschöpft“. Trotzdem wirkt der 39-Jährige erleichtert, als er seine Angehörigen drückt. Der Haftbefehl wurde vorerst außer Vollzug gesetzt, er kann das Justizgebäude nach einem Jahr U-Haft freien Fußes verlassen. Seinem Anwalt zufolge ist der Mann entschlossen, „unter diesen Abschnitts seines Lebens einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen“.

Kino.to, das einst größte deutsche Streamingportal, ist Geschichte. Doch der Kampf um den Schutz der Urheberrechte im Internet geht weiter. Längst gibt es Nachfolge-Portale, die Nutzer klickten jetzt einfach frühere Konkurrenten von Kino.to an, die ähnlich konspirativ und abgeschirmt vorgingen, sagt Matthias Leonardy, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU). In Hochzeiten hatte Kino.to nach Angaben der sächsischen Generalstaatsanwaltschaft bis zu vier Millionen Nutzer täglich.

Der Drahtzieher von Kino.to hatte vor Gericht ebenso wie fünf zuvor verurteilte Komplizen ein Geständnis abgelegt. Demnach begriff der gelernte Fußbodenleger aus Leipzig schnell, dass man im Internet Geld verdienen kann. Viel Geld. Das Mittel zum Zweck: Filme, für die man sonst im Kino oder in der Videothek zahlen muss. Über Kino.to gab es sie kostenlos zu sehen. Auf dem Portal waren Millionen Links gesammelt, die zu insgesamt 135 000 raubkopierten Filmen, Serien und Dokumentationen führten.

Ums Urheberrecht scherte sich niemand. Nie habe einer der Kino.to-Macher versucht, mit einem Rechteinhaber in Kontakt zu kommen, stellt der Vorsitzende Richter Karsten Nickel in der Urteilsbegründung klar. Über Werbung wurden Millionen eingenommen. GVU-Mann Leonardy spricht von einer „werbewirtschaftsfinanzierten Internetkriminalität“. Allen, vom Gründer über den Programmierer bis hin zum sogenannten Uploader der Raubkopien bei Kino.to, sei es ums Geldverdienen gegangen, sagt Chefankläger Dietmar Bluhm.

Es sei das zweifelhafte Verdienst des 39-Jährigen und seiner Mitstreiter, „Millionen Menschen an Urheberrechtsverletzungen gewöhnt“ zu haben, sagt Bluhm. Eine ganze Generation von Internet-Nutzern glaube inzwischen: Geklaut ist normal. Dass Künstler Geld benötigen, um ihre Werke zu schaffen, werde einfach ausgeblendet. „Alle Einnahmen von Kino.to hätten nicht ausgereicht, um auch nur einen Blockbuster zu bezahlen“, gibt Bluhm zu bedenken.

Die Kino.to-Macher hatten in ihren Prozessen ausgesagt, sich in einer rechtlichen Grauzone gewähnt zu haben. Sie glaubten demnach, dass nur das Kopieren von Filmen und das Verbreiten der Raubkopien strafbar sei, nicht aber das bloße Anbieten der Links. „Das ist falsch“, sagt Staatsanwalt Bluhm. Vom Fall Kino.to müsse „das Signal ausgehen, dass sich alle strafbar machen, die sich an Raubkopie-Portalen bereichern und bereichert haben“.

Allerdings scheint es nach wie vor schwierig, der Hintermänner der Portale habhaft zu werden. „Das ist ein weltweites Phänomen“, sagte GVU-Geschäftsführer Leonardy. Die Domains werden in Ländern wie Tonga oder Tuvalu angemeldet, die Server stehen vielleicht in den Niederlanden, Russland oder der Ukraine. Auch an Kino.to sei die GVU drei Jahre lang dran gewesen, bis schließlich ein Streit ums Geld ihr den Erfolg brachte. Mehrere Kino.to-Mitstreiter seien unzufrieden mit ihrem Verdienst gewesen – vor allem gemessen an den Millionen, die der Chef scheffelte – und gaben den Fahndern schließlich die entscheidenden Tipps. [Birgit Zimmermann/ps]

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3 Kommentare im Forum

  1. AW: Kampf um Urheberrechte - Kino.to und seine Erben ja und um die Ignoranz der Contentmafia. Statt sich endlich mal den Bedürfnissen der Kundschaft anzupassen beugen die lieber das Recht in ihre Richtung und sorgen mit abschreckenden Fehlurteilen wie bei Piratebay für Angst und Schrecken bei den kleinen Fischen. Die großen bekommen sie sowieso nicht. Die sitzen in Russland, Asien und sonstwo
  2. AW: Kampf um Urheberrechte - Kino.to und seine Erben Die Contentmafia bekommt den Hals nicht voll. Ich abonniere Sky und erwarte, alle Filme kurz nach dem Kinostart zu bekommen. Aber Hollywood will pro Film soviel Kohle von Sky haben und per PPV extra verdienen, dass das Aboangebot dürftig ausfällt und Pay TV zu scheitern droht. Illegale Streams sind das einzige, das Hollywood die Daumenschrauben zu drehen kann! Gut so! Hat bei der Musikmafia auch funktioniert. Früher kostete ein Album 30 Mark, jetzt nur noch 6 Euro! Ätsch!
  3. AW: Kampf um Urheberrechte - Kino.to und seine Erben [quote="DF-Newsteam, post: 5429252"] Um die Freiheit im Netz geht es dabei nicht, sondern um große Profite. Um die Freiheit im Netz geht es dabei !
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