Kampf um die Jüngsten: Toggolino vs. Kikaninchen

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Köln/Leipzig – Markige Worte und lange Gesichter bei den privaten TV-Sendern: Am Montag genehmigte der MDR Rundfunkrat zwei neue Online Angebote des Kika.

Kikaninchen und Kikaplus heißen die beiden neuen Onlinedienste, die demnächst die Kinderstuben erfreuen werden. Dabei steht vor allem das Vorschulangebot Kikaninchen im Zentrum der privaten Kritik: Nur einen Tag dem „Ja“ im MDR Rundfunkrat wettert der VPRT Vize gegen die Entscheidung.
 
Angebote wie Kikaninchen.de seien „an sich nicht genehmigungsfähig“, will Tobias Schmid wissen. Schmid ist nicht nur der ranglistenzweite Privat-TV-Lobbyist Deutschlands, sondern bei RTL auch für den Bereich Medienregulierung zuständig. Seiner Sendergruppe droht mit dem Kikaninchen auch das größte Ungemach: Mit Toggolino.de verdient Super RTL gutes Geld an der Begeisterungsfähigkeit der jüngsten Zuschauer.
 
Wenn bei Super RTL Bob der Baumeister oder Postbote Pat ihr Tagwerk verrichten, gibt’s die passenden Spiele und Hintergründe im „Toggolino-Club“. Dieser kostet die Eltern der jungen Fans mal eben 69 Euro im Jahr. Schmid hat damit ein handfestes Interesse, gebührenfinanzierte Angebote wie Kikaninchen zu verhindern. Immerhin greift Kikaninchen dem Gebührenzahler nach einem DF vorliegenden Dokument mit rund 320 000 Euro pro Jahr in die Tasche, um das Angebot mit „speziell geschultem Personal“ zu starten.
 
Diesen Kostenrahmen nimmt der VPRT dem Kika nicht ab: „Da Kikaninchen.de ein privates Angebot fast eins zu eins kopiert, wissen wir sehr genau, was solche Angebote im Markt kosten“, so Schmid in seiner Stellungnahme. Der finanzielle Spielraum nach oben ist so auch in der Erklärung des MDR Rundfunkrates schon mit eingebaut: Erst wenn der finanzielle Aufwand 10 Prozent der veranschlagten Summe überschreitet, muss der Kika diesen zur erneuten Genehmigung dem Rundfunkrat vorlegen – ein Freifahrtschein für weitere 32.000 Euro vom Gebührenzahler.
 
Super RTL müsste, um den Gesamtbeitrag zu erlösen, mindestens 5.000 Mitgliedschaften verkaufen. Ein Unding für den privaten Rundfunk, der ohnehin unter klammer Kasse leide und seine Inhalte, weg von der sonst üblichen Werbefinanzierung, direkt an den Zuschauer vermarkten will. Kikaninchen ist als „kosten-, werbe- und sponsorfreies Angebot des Kika speziell für Kindergarten- und Vorschulkinder bis sechs Jahre geplant“, heißt es in dem DF vorliegenden Bericht.
 
Als Wettbewerber wird in dem Papier u.a. der „frei zugängliche Teil von Toggolino“ gewertet. Schaut man in die Selbstdarstellung und die Zielgruppenbeschreibung beider Angebote, findet man eine hohe Übereinstimmung. Während sich das Super RTL Angebot als „innovatives Lern- und Spieleportal für Kinder im Alter von 3-7 Jahren“ bezeichnet, will sich das Kika-Angebot an die bis zu Sechsjährigen als „Vorschul-Onlineportal“ richten. Das Konzept zeigt eine frappierende Ähnlichkeit: Von Musik-, Tanz- und Malspielen bis hin zu Lernspielen und Geschichten hört sich der Aufbau ähnlich an. Nur die Helden werden andere sein. Was für Super RTL Bob der Baumeister, ist für den Kika eben Bernd das Brot. Jede Sendung hat so seine eigenen Jung-Groupies, um die jetzt auch im Netz gekämpft wird.
 
Schmid gibt resigniert zu Protokoll, dass der VPRT zur Kenntnis nehme, dass die Konzepte „immerhin nicht eins zu eins durchgewunken“ worden sind. „Unsere zentralen Kritikpunkte an den vollkommen unzureichenden Konzepten und deren Finanzierung hätten im Prinzip zu einer Ablehnung in toto führen müssen“, meint Schmid. Dr. Hans Hege, oberster Medienhüter der Landesmedienanstalten hatte erst kürzlich im Digitalisierungsbericht 2009 darauf hingewiesen, dass „zusätzliche Angebote des öffentlich-rehtlichen Rundfunks entgeltfinanzierte Inhalte der Privaten erschweren“ (DF berichtete). [fp]

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11 Kommentare im Forum

  1. AW: Kampf um die Jüngsten: Toggolino vs. Kikaninchen wieviel geld für aso ein schmodder schon wieder verpulvert wurde von den tollen ÖR MDR. kress.de - MDR setzt Kosten für "Kikaninchen.de" zu niedrig an. für ein vorschulprogramm. für sowas werden die ganzen gelder verschleudert,echt super ÖR!
  2. AW: Kampf um die Jüngsten: Toggolino vs. Kikaninchen Die Alternative lautet offensichtlich bis zur Unkenntlichkeit verseuchtes WerbeTV mit so geistreichen Serien wie Spongebob.
  3. AW: Kampf um die Jüngsten: Toggolino vs. Kikaninchen Die Alternative sollte lauten, sich mal mit seinen Kindern zu beschäftigen und sie nicht einfach nur vor dem TV zu parken. Egal ob ÖR TV oder Privat, Fernsehen kann eine sinnvolle Beschäftigung mit dem eigenen Nachwuchs nicht ersetzen!
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