Kinokritik: „Dame, König, As, Spion“ – Remake mit Oscar-Aussicht

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Die Neuauflage des Spionageklassikers „Dame, König, As, Spion“ aus den 70er Jahren kommt am 2. Februar in die deutschen Kinos. Dieses Mal schlüpft Schauspieler Gary Oldman in die Rolle des Geheimagenten George Smiley, der einen Maulwurf innerhalb des britischen Geheimdienstes enttarnen muss.

Die Verfilmung des Agentenromans von John le Carré Ende der 70er Jahre hat den Sprung in die Liste der Klassiker geschafft. Eine Neuverfilmung musste daher ein riskantes Vorhaben sein, immerhin hat sich sicherlich nicht grundlos die letzten 40 Jahre kein Regisseur an ein solches Projekt gewagt. Doch der Mut vom international bisher kaum bekannten schwedischen Regisseur Tomas Alfredson wird nun belohnt. Seine Verfilmung mit Gary Oldman und Colin Firth begeistert  nicht nur die Kritiker und füllt die Kinosäle sondern konnte auch direkt drei Oscar-Nominierungen einheimsen.

Für Oldman ist es die allererste Nominierung, dabei hatte der 53-jährige Brite, früher oft auf die Rolle des durchgeknallten Bösewichts abonniert, fast einen Monat gezögert, bevor er die Rolle des melancholischen Meisterspions George Smiley übernahm. Schließlich habe sich seit der legendären BBC-Verfilmung in den 70er Jahren keiner jemand anderen als den großen Alec Guinness in dieser Rolle vorstellen können. Für die Darstellung des Smiley habe er sich einiges bei Buchautor John le Carré abgeguckt, sagt Oldman. „Er kommt aus dieser Ära und dieser Klasse.“

„Dame, König, As, Spion“ ist keine Spionage-Geschichte, wie man sie heutzutage oft im Kino sieht. Eher Schachspiel statt Action. Nicht ein James Bond steht im Mittelpunkt, sondern die Männer im Hintergrund, die die Bonds in Bewegung setzen. George Smiley ist ein alternder, desillusionierter Geheimagent, auf den eine unangenehme Aufgabe zukommt: Er soll einen Agenten der Sowjets finden, einen „Maulwurf“, der sich über Jahrzehnte bis in die Chefetage des britischen Geheimdienstes vorgegraben hat.

Also geht Smiley auf eine Reise durch die Vergangenheit, zieht den Kreis immer enger – und hat zugleich Angst vor der Wahrheit, die er am Ende findet. Denn es sind Freunde und Kollegen, die er da verdächtigen muss, langjährige Weggefährten, von denen einer ein Verräter ist. „Geheimagenten leben in einer seltsamen Welt“, sagt der 46-jährige schwedische Regisseur Tomas Alfredson, der mit „Dame, König, As, Spion“ seinen bisher größten Film drehen durfte. „Jeder kann dein Feind sein – und zugleich darf man seine Gefühle nie offenbaren.“

Ein Buch in zwei Stunden Film zu pressen, ist immer eine Herausforderung. „Wir haben die Handlung als Basis genommen und uns auf den emotionalen Teil konzentriert“, sagt Alfredson. Dafür war genug Stoff in der Geschichte: Denn wie alle Bücher von le Carré ist „Dame, König, As, Spion“ auch eine Geschichte über Liebe und Verrat – Smiley wird permanent von seiner Frau betrogen.

Fans des Buchs dürfte im Kino das eine oder andere „Moment mal!“ entfahren: Schauplätze wurden verschoben, Handlungsstränge umgeleitet oder gekürzt. Das war auch von le Carré so abgesegnet. „Versucht nicht, das Buch zu kopieren – das gibt es schon. Macht etwas Neues daraus!“, habe der Schriftsteller ihm auf den Weg gegeben, erinnert sich der Regisseur. Und Alfredson hat es geschafft, die Atmosphäre des Buchs in seinen Film zu übertragen, die Isolation, Smileys Traurigkeit, die immer stärker pulsierende innere Spannung, je näher er zum Ziel seiner Jagd kommt.

Oldman, der jetzt auf einen Oscar als bester Hauptdarsteller hofft, ist der Anker dieses Films. Der Schauspieler sehe zwar überhaupt nicht so aus, wie er sich Smiley beim Schreiben vorgestellt habe, räumt le Carré ein. Aber Oldman habe Smiley neu erfunden: „Charmant und verstörend zugleich. Er ist ein Smiley, der geduldig darauf wartet zu explodieren.“ Die Zusammenarbeit gefiel dem 80-jährigen le Carré so gut, dass er die wenige Sekunden lange Statistenrolle als „Agent 009“ bei einer Geheimdienst-Weihnachtsfeier übernahm (die es im Buch so auch nicht gab).

Die Nachricht von Oldmans Oscar-Nominierung ereilte Alfredson ganz symbolisch unter dem Brandenburger Tor in Berlin, der „Agenten-Hauptstadt“ des Kalten Krieges und dem Schauplatz einer Fortsetzung von „Dame, König, As, Spion“. Jetzt scheint es außer Frage, dass Oldman noch einmal in die Rolle von George Smiley schlüpfen wird. Der aktuelle Plan sei, die beiden restlichen Bücher der Trilogie in einem Streifen zusammenzubringen, sagt Alfredson.Kinokritiken im Überblick
[Andrej Sokolow/fm]

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11 Kommentare im Forum

  1. AW: Kinokritik: "Dame, König, As, Spion" - Remake mit Oscar-Aussicht Hab den Film am Donnerstag gesehen. Der ist wirklich sehr gut. Vor allem richtig gut war Benedict Cumberbatch (bekannt aus Sherlock) in der Rolle des Peter Guillam. In den 127 Minuten kommt auf jeden Fall keine langeweile auf.
  2. AW: Kinokritik: "Dame, König, As, Spion" - Remake mit Oscar-Aussicht Also da kann ich persönlich nur widersprechen. Selten so einen langatmigen Film gesehen. Geht zwar direkt aufregend los mit einer Schiesserei, aber dann folgen nur noch endlose Diskussionen. Kein Wunder, dass da bis auf Colin Firth kein wirklich bekannter Schauspieler dabei ist und auch kein großes Filmstudio dahinter steht.
  3. AW: Kinokritik: "Dame, König, As, Spion" - Remake mit Oscar-Aussicht Ja richtig, Gary Oldman und John Hurt sind ja mal total unbekannt
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