„Kleine Prinzen“: Königshaus im Visier des Schweizer „Tatort“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Ihr neuer Fall führt die „Tatort“-Kommissare aus Luzern in scheinbar undurchdringliche Gefilde, denn der Mord an einem Mädchen bringt sie zu einem arabischen Königshaus – und das genießt Immunität. Werden sie den Täter am Ende trotzdem stellen können?

Zu Beginn ist eigentlich alles ganz einfach: Ein übermüdeter LKW-Fahrer überfährt ein Mädchen und lässt es blutüberströmt sterbend auf der dunklen Landstraße zurück. Der Vater der Schülerin sinnt auf Rache. Doch nichts ist so, wie es zunächst scheint. Im zehnten Schweizer „Tatort“ mit dem Titel „Kleine Prinzen“ führen die Ermittlungen in die Welt reicher, verzogener Jugendlicher. Die Kommissare haben vor allem mit diplomatischen Verstimmungen mit einer arabischen Königsfamilie zu kämpfen.
 
Die Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) erkennen schnell, dass es sich bei dem Tod der Jugendlichen um keinen einfachen Unfall handeln kann. Kurz vor ihrem Tod hatte die hübsche Schülerin Ava Fleury (Ella Rumpf) noch Sex gehabt. Ihr Kleid trug sie verkehrt. Jemand hatte sie mit einem Schlag auf den Kopf getötet und auf der Straße deponiert. Die Nachforschungen bringen die Ermittler in ein Eliteinternat in der Nähe von Luzern, in dem die Schüler dem strengen Regiment mit legalen wie illegalen Wegen entfliehen. Wilde Partys, Drogen und Affären mit Lehrern sind keine Seltenheit.

Der trauernde Vater Laurant Fleury (Luc Feit) kämpft unterdessen mit seinem Verlust. Vor Jahren wurde er zum Witwer und hatte schon lange keinen Zugang mehr zu seiner Tochter. Nachdem der Workaholic nun alles verloren hat, lässt er seine Wut am LKW-Fahrer (Fritz Loosli) aus. Erst nachdem er erfährt, dass der wahre Mörder noch nicht gefasst ist, lässt er von ihm ab.
 
Nach und nach schließt sich das Puzzle um den letzten verhängnisvollen Abend von Ava: Mit ihrer besten Freundin hat sie gestritten, mit ihrem Ex-Freund gab es eine handfeste Auseinandersetzung bei einer Feier. Verhängnisvoll wurde aber erst die Beziehung mit dem Bruder eines Emirs, der als Minister in Luzern zu Besuch ist und diplomatische Immunität genießt.
 
In ständig wiederkehrenden Rückblenden zeigt sich Ava vor der Kamera des Bruders verführerisch im Bikini. Sobald der junge Minister (Nadim Jarrar) ins Bild kommt, trübt sich ihre Stimmung. Was ist zwischen ihnen vorgefallen? War es ein Mord aus Eifersucht oder passte das aufreizende Mädchen mit dem großem Selbstbewusstsein nicht in die Welt einer arabischen Königsfamilie?
 
Der junge Minister setzt jedenfalls alle diplomatischen Hebel in Bewegung, um seinen Bruder aus dem Visier der Ermittler zu bringen. Einmal zeigte er sich sehr erbost, ein Treffen mit FIFA-Funktionären abbrechen zu müssen, um ihn vom Polizeirevier abzuholen.
 
Die Unantastbarkeit der Königsfamilie setzt Flückiger stark zu und bindet ihm die Hände. Der Kommissar gerät aufgrund seiner Methoden zusehends in einen Konflikt mit seinem Arbeitgeber. Letztendlich wird den Ermittlern der Fall sogar entzogen. Der Leibwächter des Emirs legt schließlich ein Geständnis ab, er gilt aber nur als Bauernopfer.
 
Doch Flückiger, der seit langer Zeit das erste Mal wieder verliebt ist, gibt nicht auf und will den vermeintlichen Mörder aus der Prinzenfamilie mit einer unerlaubten DNA-Analyse überführen. Dabei ist ihm Avas Vater behilflich, nachdem er in der eigenen Abteilung keine Verbündeten mehr hat.
 
Siegt am Ende die Gerechtigkeit im Schweizer „Tatort“, der mit etwas zu vielen Klischees spielt, um die Spannung 90 Minuten lang aufrecht zu erhalten? Kommen die Brüder ungeschoren davon oder nimmt der Vater der ermordeten Ava die Sache doch selbst in die Hand?

[Sandra Walder/fs]

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3 Kommentare im Forum

  1. Guter Tatort! Aber warum stehen die Angehörigen des Köningshauses über das Gesetz? Ja, ich weiss es sei so... aber ein Verbrecher bleibt ein Verbrecher und bei Mord gelten die Gesetze für Alle... Reto blieb ganz Ruhig... Der LKW-Fahrer kam viel zu gut davon...
  2. Ich mag den Schweizer Tatort nicht. Seit Sonntag weiß ich auch wieder warum. So wie Flückiger Beweise gesammelt hat, wird er wahrscheinlich im nächsten Tatort als Kontaktbereichsbeamter Hühnerdiebe jagen.
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