Kommentar: Sat.1 Gold – zielgruppenoptimiertes Fernsehen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Mit Sat.1 Gold ist nach Sixx und RTL Nitro ein weiterer privater Senderableger gestartet, der sich speziell an eine eng eingegrenzte Zielgruppe richtet. Während viele Zuschauer noch immer skeptisch im Bezug auf die zielgruppenoptimierten Fernsehsender sind, kann das Modell an sich bisher durchaus als Erfolg angesehen werden.

Mit Sat.1 Gold ist der jüngste Spross der deutschen Free-TV-Sender am gestrigen Donnerstag (17. Januar 2012) auf Sendung gegangen. Der neue Kanal, den ProSiebenSat.1 selbst als „Best-Ager-Sender“ bezeichnet, setzt zum Sendestart vor allem auf ältere Formate aus den Archiven der Senderfamilie, die auf den anderen Kanälen wie Sat.1, ProSieben und Kabel Eins dieser Tage keinen Platz mehr haben. Viel wichtiger als die einzelnen Formate scheint jedoch für den Veranstalter selbst die anvisierte Zielgruppe zu sein – im Falle von Sat.1 Gold Frauen im Alter von 49 bis 64 Jahren. Dabei spielt es gar keine so große Rolle, wie die Zielgruppe genau aussieht. Wichtig ist: Es gibt sie und sie ist werbetechnisch relevant.

Im Zuge der Digitalisierung hat sich das Fernsehangebot deutlich verändert. Immer mehr Sender buhlen um das begrenzte Reservoir an Zuschauern und die großen Kanäle ARD, ZDF, RTL, ProSieben und Sat.1 verlieren dabei zwar langsam aber doch kontinuierlich Zuschauer an kleinere Programme, die teilweise mit konsequenter Sparten-Ausrichtung punkten. Das Rezept dagegen: Neue Kanäle starten und die verlorenen Zuschauer so im eigenen Haus wieder einfangen. Mag die strikte Zielgruppenorientierung dabei zwar für einige einen kleinen Beigeschmack haben – scheint sie doch von vornherein große Teile des gesamten TV-Publikums außen vor zu lassen – so hat sie sich bisher dennoch bewährt.
 
Vergleicht man etwa die privaten Senderstarts von Sixx und RTL Nitro in den letzten Jahren mit den bereits länger zurückliegenden Starts der öffentlich-rechtlichen Digitalkanäle, so muss man ganz klar festhalten, dass diese sich wesentlich schneller am Markt etablieren konnten. Während insbesondere die ARD-Sender Einsfestival und EinsExtra noch immer nach einem funktionierenden Profil suchen, ist dies bei den bisherigen Zielgruppenkanälen der Privatveranstalter vergleichsweise deutlich zu erkennen. Die wachsenden Marktanteile bestätigen zudem, dass die Sender ihr Publikum finden.
 
Ein weitere Faktor mag sein, dass sich die Spartenkanäle teilweise deutlich von den Programmen der Hauptsender unterscheiden. Klar, die Wiederholungen alter Serien aus den 90ern oder 2000ern mögen heute nicht mehr den Geschmack der breiten Masse treffen, sie können aber dennoch von Zeit zu Zeit eine willkommene Abwechslung zu den Scripted-Reality- und Casting-Formaten darstellen, mit denen RTL, Vox, Sat.1 und Co. ihre Sendezeit zu großen Teilen füllen. Und wer weiß, vielleicht bieten Sender wie Sixx, RTL Nitro und Sat.1 Gold in Zukunft auch noch mehr Platz für eingekaufte aktuelle Serien, die auf den Hauptkanälen der Programmveranstalter wegen zu geringer Zuschauerakzeptanz keine Chance erhalten. Ob sich auch Sat.1 Gold auf dem Markt etablieren wird, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Mit mehr Vielfalt im Free-TV dürfte jedenfalls generell kein Zuschauer unzufrieden sein. [Patrick Schulze]

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26 Kommentare im Forum

  1. AW: Kommentar: Sat.1 Gold - zielgruppenoptimiertes Fernsehen Ich habe da noch nichts interessantes gefunden.
  2. AW: Kommentar: Sat.1 Gold - zielgruppenoptimiertes Fernsehen Für die angepeilte Zielgruppe würde ich mir eher so eine Mischung aus Heimatkanal und Goldstar TV vorstellen, und nicht alten Talkshow Müll aus den angestaubten Archiven... Ich hätte den Sender einfach "Sat 1 Trash" getauft, der Sender für alle diejenigen, denen das normale Fernsehen noch nicht doof genug ist. Aber das ist wohl keine werberelevante Zielgruppe...
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