Kommentar: Set-Top-Box oder Konsole – Was ist die Xbox One?

8
118
Bild: © Victoria - Fotolia.com
Bild: © Victoria - Fotolia.com

Mit der angekündigten Xbox One wagt Microsoft einen riskanten Schritt. Nach den Eindrücken der ersten Präsentation scheint das Gerät mehr Set-Top-Box als Spielekonsole zu sein und damit auf einen neuen Markt abzuzielen, der jedoch seinerseits hart umkämpft ist. Für die Redmonder besteht die Gefahr, sich mit dem Xbox-360-Nachfolger zwischen alle Stühle zu setzen.

Ein „All in One System“ wollte Microsoft mit der neuen Xbox One vorstellen, die am Dienstag erstmals präsentiert wurde. Eine Konsole, die gleichzeitig auch als Home-Entertainment-Center funktioniert und damit weit über das hinausgeht, was bisher gemeinhin als Videospielekonsole verstanden wurde. Ein gewagter Schritt für den Hersteller. Doch spätestens seit Microsoft auf der letztjährigen Electronic Entertainment Expo (E3) seine Pläne bekannt gegeben hatte, seine Konsolen in Zukunft stärker zur Unterhaltungsplattform ausbauen zu wollen, war dieser durchaus absehbar gewesen.

Mit der Neuausrichtung zielt das US-Unternehmen auf einen Markt, der im Gegensatz zum Videospielesektor noch jung ist und dem von praktisch allen Seiten ein riesiges Wachstumspotential vorausgesagt wird: Die Rede ist vom Smart-TV-Markt, der die Inhalte des Internets, allen voran die Videoinhalte und sozialen Dienste, auf den Fernsehbildschirm bringen will. Diesen Markt könnte der beherrschen, dem es gelingt, als erster Anbieter einen Großteil der Inhalte auf leicht zu bedienenden Plattformen mit den Kernfunktionen des TV-Gerätes zu vereinen – ähnlich wie Apple und Google dies in den letzten Jahren auf dem Smartphone-Markt gelungen ist.
 
Doch während diesen beiden Schwergewichten sowohl Inhalte, als auch die geeignete Hardware, fehlen um auf dem TV-Markt als Big-Player einzusteigen, besitzt Microsoft zumindest Letzteres. Gemeint ist die Spielekonsole Xbox, die in der derzeitigen zweiten Generation bereist mehr als 70 Millionen mal verkauft und die im Laufe ihres Lebenszyklus bereits erfolgreich um immer neue Multimedia-Funktionen erweitert wurde. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Geräte über die eigens vom Hersteller betriebene Plattform Xbox Live bereits mit dem Internet verbunden ist. Ein Potential, das Microsoft mit der neuen Hardware-Generation nun offensichtlich noch besser ausnutzen will.
 
Und so stand im Mittelpunkt der Präsentation vom Dienstag nicht die Spielekonsole, sondern die Set-Top-Box. Während die für Gamer relevanten Hardware-Daten und Spieleankündigungen auf ein Minimum beschränkt wurden, widmete sich Microsoft ausführlich den neuen Features zur Verknüpfung von Spiel, klassischem TV und Internet. Nicht zuletzt wurde dabei mit exklusiven Inhalten geworben, die über die neue Xbox One verfügbar sein sollen. Dabei macht es durchaus Sinn, dass Microsoft hier vor allem auf den US-Markt abzielt. Denn die TV-Märkte sind national zersplittert und dem amerikanischen Heimatmarkt kommt hier eine Schlüsselstellung zu: Wer hier einmal stark etabliert ist, dem dürfte es später leichter fallen, auch auf andere Märkte zu expandieren.
 
Eines jedenfalls scheint schon jetzt klar, Videospiele werden nur noch eines von mehreren Features sein, die auf der neuen Xbox One eine Rolle spielen. Ob das letztlich reicht, um die Gamer bei Laune zu halten wird sich zeigen, zumal Microsoft seine Stammkunden mit der immer wahrscheinlicher werdenden Blockade von Gebrauchtspielen vor den Kopf stoßen dürfte. Eine riskante Strategie, die der Hersteller offensichtlich fährt. Sollte sie aufgehen, könnte Microsoft Mitbewerbern wie Apple oder Google im Smart-TV-Markt ein Schnippchen schlagen. Gleichzeitig droht jedoch eine deutliche Schlappe im Kampf um die sogenannten Core-Gamer. Etwas ähnliches musste Nintendo in den letzten Jahren mit der Wii erleben.
 
Die größte Gefahr für das Unternehmen aus Redmond dürfte jedoch darin bestehen, sich mit der Xbox One zwischen alle Stühle zu setzen und letztlich keiner Zielgruppe wirklich gerecht zu werden. Immerhin schläft die Konkurrenz auch auf dem Smart-TV-Markt nicht und Gestensteuerung, Video-on-Demand sowie Apps sind auf jüngeren TV-Geräten längst präsent. Hoffnung macht, dass Microsoft mit der Präsentation sein ganzes Arsenal insbesondere im Gaming-Bereich noch nicht abgefeuert hat und hier auf der E3 im Juni nachlegen kann. Das gilt allerdings auch für die Konkurrenz. [Patrick Schulze]

Bildquelle:

  • Technik_Web_Artikelbild: © Victoria - Fotolia.com

8 Kommentare im Forum

  1. AW: Kommentar: Set-Top-Box oder Konsole - Was ist die Xbox One? Schade das von der DF der gleiche Unsinn verbreitet wird. Wie die klare Aussage von MS, man werde auch weiterhin Spiele gebraucht kaufen bzw. verkaufen können, obiges Szenario zutreffen soll, möge man mir bitte mal erklären. Hier wird das exakte Gegenteil von dem behauptet, was MS kommuniziert hat. Schade. Darüber hinaus, sind Smart-TV Funktionen wie Video-On Demand natürlich auf der One nichts neues. Auch auf der 360 gibt es seit Ewigkteiten einen Video-On-Demand Markt und zwar nicht nur den von Microsoft, sondern auch von der Konkurrenz wie Lovefilm oder seit neustem auch Watchever. Auch Sky Go oder die ZDF Mediathek läuft auf der Xbox 360 was ja in den Kernbereich der DF fällt, also bekannt sein sollte. Den Streamingservice für Musik gibt es ebenfalls bereits und zwar nicht nur Xbox Music, sondern auch Napster oder MuZu.TV. Das die Xbox 360 gleichzeitig Medienclient ist, ist auch nicht neu, egal ob per DLNA oder als Xbox Mediacenter Extender. Jetzt im Kommentar von einer zu sprechen ist schon sehr gewagt. Da fragt man sich, ob der Kommentator schon mal jemals eine Xbox 360 benutzt hat. Neu ist lediglich das Blu-ray Laufwerk (bisher nur DVD) und die Möglichkeit einen Receiver per HDMI In durchzuschleifen, bzw. deren Bild einzubinden und den Receiver mittel Rückkanal auch zu steuern, wenn der Receiver die Kommandos der Xbox One versteht (Softwareupdate des Herstellers). In wieweit das auch in DE funktioniert, hängt natürlich von den Geräteherstellern und oder Netzbetreibern ab. Am größten sehe ich hier die Chancen bei Linux-Receivern (Dream und ähnliches). Deren Entwickler Community wird sich garantiert nicht lumpen lassen, die Kommandos der Xbox One mit in die Software aufzunehmen. Die Möglichkeit eine Set-Top-Box einzubinden, macht die Xbox One aber noch lange nicht selbst zur Set-Top-Box. Ja die bereits bei der 360 vorhandenen Funktionen werden ausgebaut, die Bedienung optimiert und dank Windows 8 Kernel rück man noch näher an den Home-Entertainment Bereich heran. Das heist aber eben nicht, dass man damit nicht trotzdem weiterhin vernünftig spielen kann. oder man zukünftig zwischen zwei Stühlen sitzt. Wenn die Multimediafunktionen von Xbox 360 und PS3 bisher nicht interessiert haben, wird sie auch weiterhin nicht groß nutzen. Wer die aber bereits jetzt gerne nutzt, für den ist das doch eine gute Sache.
  2. AW: Kommentar: Set-Top-Box oder Konsole - Was ist die Xbox One? Ahja ... alleine 15 Exklusivtitel von MS selber im ersten Jahr (mehr als für Xbox und Xbox 360 zusammen im Launchjahr), neue strategische Partnerschaffen mit EA und Activision inkl. Exklusivkontent nur für die One, sind also ein Triff in den Hintern von Hardcore-Zockern. Merkwürdige Ansicht.
  3. AW: Kommentar: Set-Top-Box oder Konsole - Was ist die Xbox One? Der klassische Zocker wird doch auf der E3 bedient, wie vorher angekündigt wurde und die 7 kurz gezeigten Titel Forza 5, das neue Remedy Game (gerade den Namen vergessen), das neue Call of Duty, sowie die 4 EA Sport Games sind auch keine KINECT Titel. KINECT Titel wurden auf der Präsentation überhaupt keine gezeigt. Eine Konsole die auf Cloud Anbindung und Social Netwaor verzichtet, kannst du mir aber gerne mal zeigen. Von den aktuellen fällt mir da leider keine ein. Sorry.
Alle Kommentare 8 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum