Kritik: MDR-Fernsehballett tanzte für umstrittenen Machthaber

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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An der umstrittenen Geburtstagsfeier für den tschetschenischen Republikchef Ramsan Kadyrow haben nach Angaben der „Bild am Sonntag“ auch Tänzer des MDR-Fernsehballetts teilgenommen. Kadyrow steht wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen international in der Kritik.

Ein Sprecher des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) in Leipzig sagte, der Sender werde als Gesellschafter des Fernsehballetts bei der Geschäftsführung des Ensembles nachfragen, „was es damit auf sich hat“. Der MDR treffe nicht die Entscheidung, wo die Tänzer aufträten. Bei dem in Berlin ansässigen Deutschen Fernsehballett des MDR war am Sonntag zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. „Bild am Sonntag“ zitierte den Geschäftsführer des Ballett-Ensembles, Bodo Bergmann, mit den Worten: „Ja, wir waren mit sechs Tänzern in Grosny“.
 
Offizieller Anlass der Party an Kadyrows 35. Geburtstag war der „Tag der Stadt Grosny“ am 5. Oktober. Dabei waren unter anderen die Schauspieler Hilary Swank und Jean-Claude van Damme sowie die britische Geigerin Vanessa Mae. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte sie für ihre Auftritte. Die Oscar-Preisträgerin Swank bereut inzwischen ihre Teilnahme.

Die Balletttänzer waren dem Zeitungsbericht zufolge über den Zauberer Jan Rouven für die Gala gebucht worden. Einige sollen abgelehnt haben, mit nach Grosny zu fahren. Wie viel Gage das Ensemble für seinen Auftritt bekam, wollte Geschäftsführer Bergmann dem Blatt nicht sagen. Russland-Spezialist Peter Franck von Amnesty International nannte den Auftritt des Fernsehballetts bei Kadyrow in der Zeitung „fatal“.
 
Die Bundestagsabgeordnete und Osteuropa-Expertin Marieluise Beck (Grüne) bezeichnete den Auftritt der Tänzer in Grosny als unanständig. „Wir gehen davon aus, dass dieser Auftritt eine Nachlese in den MDR-Gremien haben wird“, teilte sie am Sonntag mit. Menschenrechtler werfen dem kremltreuen Machthaber Kadyrow Folterungen, Vergewaltigungen und Verschleppungen vor. [dpa/ar]

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