[Kritik] „Polizeiruf 110“: Jubi-Thriller kein „Bügel-Fernsehen“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Sie ist die Nachfolgerin von Imogen Kogge und die neue Kollegin des dicken Polizeihauptmeisters Horst Krause. Maria Simon löst am morgigen Sonntag (26. Juni, 20.15 Uhr) ihren ersten Fall als Kommissarin Olga Lenski beim „Polizeiruf 110“ im Ersten.

Die Krimi-Reihe, die noch aus dem DDR-Fernsehen stammt, feiert damit ihren 40. Geburtstag (der genau genommen einen Tag später, am 27.6., ansteht). Wenn Buch, Regie und Schauspielerriege weiter so gut sind wie in der Jubiläumsfolge: Dann ist der „Polizeiruf“ mit der 35 Jahren alten Simon („Good Bye, Lenin!“, „Luther“) ein echter Gewinn für die ARD. „Die verlorene Tochter“ von Bernd Böhlich ist kein gemächliches Bügel-Fernsehen, sondern stellenweise richtig spannend.

Ein kleines Mädchen verschwindet aus einem Kindergarten in der Nähe von Potsdam. Wie die Kleine einem Igel im Wald folgt, erinnert an den Klassiker „Es geschah am hellichten Tag“. Immer mal wieder hat der Film solche Thrillermomente. Da sind kleine Schwächen verzeihlich.

Der Fiesling ist in dem RBB-Krimi Tom Schilling als Häftling Felix Diest, der vom Freigang nicht zurückkehrt. Diest hatte Verbindungen zu einem astrophysikalischen Institut, mit dessen Institutsleiter (Burghart Klaußner) er noch eine Rechnung offen hat. Und warum reagiert die Mutter so seltsam auf das Verschwinden ihrer Tochter? Was hat ihr Bruder Felix damit zu tun?

Eine neue Figur, eine neue Kommissarin auf der Wache – das ist für Drehbuchschreiber eine Herausforderung. Olga Lenski kehrt nach Stationen in New York und beim BKA in Wiesbaden in ihre Heimat zurück. Die Kommissarin schläft gerne in ihrem Van, geht im See baden und wird in eine verfallene, aber charmante Villa ziehen: eine unkonventionelle Frau, an der es noch einiges zu entdecken gibt.
 
Nach ihrem zweiten Fall soll die Ermittlerin eine Mutterschutz-Vertretung bekommen. Zur Vorstellung des Jubiläumskrimis Anfang Juni kam Maria Simon mit deutlich sichtbarem Babybauch (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
 
Die in der DDR geborene Krimireihe „Polizeiruf 110“ ist im übrigen längst nicht mehr der alleinige Favorit der Ostdeutschen. Im Gegenteil: Die Marktanteile der Krimis liegen in den westlichen Bundesländern zumeist höher als in den östlichen, egal ob die Fälle in München, Rostock, Halle oder Brandenburg angesiedelt sind. Selbst bei den alteingesessenen Ost-Stars wie Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler („Polizeiruf 110“ aus Halle) ist die Resonanz im Westen leicht höher, wie zuletzt eine Auswertung des Marktforschungsunternehmens Media Control ergab.

Beispiel: Besonders die Brandenburger Krimis mit der mittlerweile ausgeschiedenen Imogen Kogge als Kommissarin Johanna Herz kamen in den alten Bundesländern besser an als in den neuen: Ihren letzten Fall („Fremde im Spiegel“, 7.11.2010) sahen insgesamt 7,57 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 20,6 Prozent), im Westen 21,4 Prozent, im Osten 17,8 Prozent. Die vorletzte Geschichte, „Falscher Vater“ (20.12.2009), verbuchte im Westen 19,0 Prozent, im Osten 15,4 Prozent.
 
DIGITALFERNSEHEN.de veröffentlicht an dieser Stelle immer samstags eine Vorabkritik des am Sonntagabend ausgestrahlten ARD-Krimis. Hier geht es zur Besprechung des Frauenfußball-„Tatort“ mit Ulrike Folkerts aus der Vorwoche.„POLIZEIRUF“-Kritik im Überblick
„TATORT“-Kritiken im Überblick
[Maria Simon]

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6 Kommentare im Forum

  1. AW: [Kritik] "Polizeiruf 110": Jubi-Thriller kein "Bügel-Fernsehen" man hätte den Krause am besten gleich mit entsorgt.
  2. AW: [Kritik] "Polizeiruf 110": Jubi-Thriller kein "Bügel-Fernsehen" Wie bitte?Der ist der beste von allen.Kult Krause rockt!
  3. AW: [Kritik] "Polizeiruf 110": Jubi-Thriller kein "Bügel-Fernsehen" Ich freu mich auf Krauses Neue und natürlich auch auf Krause.
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