[Kritik] „Polizeiruf 110“ – Wenn Bombenterror Realität wird

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Von schlimmen Bombenanschlägen ist Deutschland in letzter Zeit verschont geblieben. Doch die Bedrohung ist da. Der neue „Polizeiruf 110“ lässt das Horrorszenario Wirklichkeit werden in einem bedrückenden Kammerspiel, das am späten Freitagabend gezeigt wird.

Es ist ein Alptraum, der hoffentlich nie Wirklichkeit wird: Ein Terrorist verübt ein Bombenattentat auf ein Fußballstadion, und ein zweiter Anschlag droht. Tausende Menschen sind in Gefahr, und die Polizei ist überfordert. Im neuem „Polizeiruf 110“ wird diese schreckliche Vision wahr. In einem Fußgängertunnel zur Münchner Allianz Arena explodiert ein Sprengsatz. Viele Menschen sterben oder liegen schwer verletzt unter Staub und Schutt begraben.
 
„Denn sie wissen nicht, was sie tun“ nennt Regisseur Hans Steinbichler seinen Krimi, den er mit Kamerafrau Bella Halben als bedrückendes, psychologisches Kammerspiel inszeniert hat. Die ARD zeigt den Krimi mit Matthias Brandt und Anna Maria Sturm an diesem Freitag um 22.00 Uhr.

Ein ungewohnter Sendeplatz für die Krimireihe, doch der übliche Termin am Sonntagabend um 20.15 Uhr erschien den Jugendschützern als unpassend. Sie begründeten dies mit vielen schrecklichen Bilder nach dem Anschlag und mit der durchgängig gehaltenen Spannung ohne entspannte Momente, wie sie für einen 20.15-Uhr-Krimi typisch seien.
 
Tatsächlich ist der Film bisweilen schwer zu ertragen. Mit Staub und Blut bedeckte Menschen im trüben Lichtgeflacker eines Tunnels, der an vielen stellen eingestürzt ist. Dazwischen verzweifelte Schreie der verwundeten und geschockten Opfer. Es sind verstörende Bilder, die umso nachdrücklicher wirken, als in Deutschland immer wieder die Angst vor einem solchen Attentat umgeht.
 
Doch ist das alles wirklich schlimmer, als die Katastrophenfilme über Sturmfluten, Kriegsnächte mit Bombenhagel oder Wirbelstürme, die quer durch alle Sender auch immer zur besten Sendezeit laufen? Wohl kaum. Eindrücklich ist der Film sicherlich, aber was das Grauen erträglich macht, ist die Gelassenheit, mit der Brandt als Kommissar Hans von Meuffels agiert. Er ist der ruhende Pol inmitten aller Wirren.
 
Und Ruhe ist notwendig, denn ein zweiter Attentäter soll sich in München herumtreiben. Verzweifelt versuchen die Ermittler, eine weitere Katastrophe zu verhindern. Doch die Arbeit ist schwierig, da sich Landeskriminalamt, Verfassungsschutz und Polizei gegenseitig behindern. Da ist von Meuffels froh, in seiner jungen Kollegin Anna Burnhauser (Anna Maria Sturm), die eine Weiterbildung in der Mordkommission macht, eine Gleichgesinnte an seiner Seite zu haben.
 
So ist nicht ganz verständlich, warum der Bayerische Rundfunk (BR) den Streifen zwar als künstlerisch herausragend bewertet, ihn gleichzeitig aber ins Spätprogramm verlegt. „Für uns bedeutet diese Entscheidung den Verlust eines Großteils unserer Zuschauer. Das können wir nicht gut finden“, hatte sich Brandt in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung beklagt. Doch Steinbichler („Das Blaue vom Himmel“) erhält eine zweite Chance, den renommierten Platz bei der ARD am Sonntagabend doch noch zu bekommen – bei seinem zweiten Polizeiruf, den er noch bis Mitte Oktober in München und Umgebung dreht.
 
Mehr über die Entscheidungen der für Freigaben fürs Fernsehen verantwortlichen Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) erfahren Sie im Thema des Monats August.„POLIZEIRUF“ im Überblick

„TATORT“-Kritiken im Überblick

[Cordula Dieckmann]

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6 Kommentare im Forum

  1. AW: [Kritik] "Polizeiruf 110" - Wenn Bombenterror Realität wird Der Polizeiruf war wirklich top. Tatsächlich hätte dieser Film aber nicht auf den 20.15 Uhr-Termin am Sonntagabend gepasst. Die Explosion im Tunnel wurde schon eindrucksvoll inszeniert, das erinnerte teilweise an "James Ryan". Und noch nicht mal am Ende wurde dem Zuschauer etwas Positives mit auf den Weg gegeben (ich beziehe mich auf die Stellungnahme des Ministeriums). Die Entscheidung, diesen Polizeiruf erst um 22.00 Uhr zu zeigen, halte ich für richtig. Allerdings hätte ich ihn auf einen Samstag gelegt.
  2. AW: [Kritik] "Polizeiruf 110" - Wenn Bombenterror Realität wird Ganz ehrlich? Ich fand den Poli insbesondere die Rolle des Kommissars M.Brandt nicht gut.Das Thema kann ich langsam nicht mehr ab und wie gesagt, mag ich irgendwie die Auslegeung der Rolle des Kommissars überhaupt nicht.Da bin ich anderes von ihm gewohnt.Aber jeder sieht das natürlich anders!
  3. AW: [Kritik] "Polizeiruf 110" - Wenn Bombenterror Realität wird Fand Ihn nicht schlecht.Die Auflösung hingegen war ziemlich schwach.Der zweite Täter liegt zufällig mit dort,so dämlich sind die Attentäter sicher nicht. Trotzdem spannender als manch anderer Tatort bzw. Polizeiruf.
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