Kürzungen beim „Tatort“? Wo denn auch sonst?

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der „Tatort“ der ARD steckt laut „Bild“ in der Krise. So soll am Etat der Krimireihe kräftig gekürzt werden. Die ARD dementiert dies. Doch mal angenommen, der Rundfunkveranstalter würde beim Programm wirklich sparen wollen: Wo könnte er das besser als beim „Tatort“?

Vermutlich wegen des Sommerlochs titelte die „Bild“-Zeitung am Mittwoch über die vermeintliche Krise beim „Tatort“ der ARD. Laut dem Blatt planen die Rundfunkanstalten umfangreiche Einsparungen bei der beliebtesten Krimi-Reihe der Deutschen. So würden in diesem Jahr nur 43 neue „Tatort“- und „Polizeiruf 110“-Folgen gezeigt, obwohl 48 möglich gewesen wären. Allein beim NDR sollen zudem in den Jahren 2015 und 2016 wegen Etatkürzungen zwei Folgen der beliebten Krimi-Reihe auf der Strecke bleiben.

Zugegeben, die Krise wirkte hier von Anfang an etwas konstruiert, aber mittlerweile gibt es sogar ein offizielles Dementi der ARD. Demnach seien jedes Jahr generell zwischen 43 und 48 neue Folgen von „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ vorgesehen. Wegen der Fußball-WM hätte man sich in diesem Jahr dafür entschieden, nur 43 neue Folgen auszustrahlen. Auch die allgemeine Programm- und Drehbuchentwicklung spielt bei der Planung für den „Tatort“ eine Rolle. Ob es in den kommenden Jahren eventuell grundsätzlich weniger neue Folgen geben könnte, blieb indes zumindest offen.
 
Doch seien wir mal ehrlich. Mal angenommen, die ARD wollte wirklich sparen: Wo sonst könnte sie das so sinnvoll wie beim „Tatort“? Erst im Oktober 2013 hatte der Rundfunkveranstalter aufgeschlüsselt, wie viel Geld aus dem Rundfunkbeitrag in die „Tatort“-Krimis fließt. Das Ergebnis war vor allem in Relation zu vielen anderen Ausgaben der ARD überraschend. So fließen von den monatlich 17,98 Euro Rundfunkbeitrag, die jeder Haushalt zu entrichten hat, immerhin 15 Cent in die Produktion von „Tatort“ und „Polizeiruf 110“. Zugegeben, das mag zunächst nicht viel klingen. Vergleicht man jedoch, wie groß der Anteil ist, der monatlich in die drei Spartensender Tagesschau24, Einsfestival und Einsplus fließt, so ist der Betrag regelrecht gewaltig. Denn die drei Sender zusammen erhalten monatlich nur sechs Cent von den 17,98 Euro, was nur gut einem Drittel des Etats für die Krimi-Flaggschiffe der ARD ausmacht.
 
Sich angesichts von 35 neuen „Tatort“-Sendungen und acht neuen „Polizeiruf 110“-Episoden sowie der genannten Gewichtung bei der Verteilung der Etats um mögliche Kürzungen einiger weniger Folgen zu sorgen, wirkt schon beinahe lächerlich. Legt man den öffentlich-rechtlichen Programmauftrag zu Grunde, den die ARD laut Rundfunkstaatsvertrag zu erfüllen hat, wäre es vielleicht sogar wünschenswert, die finanziellen Mittel etwas ausgeglichener zu verteilen. Auch so manches schwache Drehbuch würde vielleicht von ganz allein wieder in den Schubladen verschwinden, wenn man die Zahl der zu drehenden Episoden etwas einschränken würde. [Kommentar von Patrick Schulze, Redakteur]

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33 Kommentare im Forum

  1. AW: Kürzungen beim "Tatort"? Wo denn auch sonst? Totale BILD Ente, aber Gebührenverschwendung passt ja ins PayTV Forum.
  2. AW: Kürzungen beim "Tatort"? Wo denn auch sonst? BILD übertreibt mal wieder gewaltig. Dennoch, wenn eins bei den ÖR-Sendern in Deutschland im Überfluss gibt, dann sind es Krimis.
  3. AW: Kürzungen beim "Tatort"? Wo denn auch sonst? Überall genau so gut!!! Bei 7 Milliarden Gebühren hängt nicht nur der Tatort am Geldhahn. Die ganzen Fernsehfilme um 20.15 Uhr mit exotischen Drehbüchern an den teursten Reisezielen der Welt, die ganzen Talkshows bis auf eine in der Woche, Sportereignisse nicht mehr überbieten, Doppelübertragungen verbieten, kein Nachrichtensprecher soll mehr wie 5.000€ verdienen dürfen, Intendanten 10.000, Dritte abschaffen und, und, und... Sparen könnte man überall und würde trotzdem köstlich leben. Aber Nein, es muß ja gleich Abzocke sein...
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