LG 65EG9609 im Test (5): Ihre Fragen beantwortet

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Wie gut ist LGs neuer OLED-TV in der Praxis? Versteckt sich der Fehlerteufel im Detail? Sie konnten uns Ihre Fragen stellen und wir haben die wichtigsten davon beantwortet.

Wie hoch ist die Eingabeverzögerung?

Im TV-Modus beträgt die Eingabeverzögerung knapp 117ms, was für einen Modus mit Zwischenbildberechnung und UHD-Scaling kein schlechter Wert ist. Im Spielemodus (HDMI-Modus PC) sinkt die Eingabeverzögerung auf 50ms. Der 65EG9609 reagiert somit im Spielemodus auf Eingabekommandos träger als Samsungs 65JS9590.

Wie sieht es mit der Farbauflösung über HDMI-Zuspielungen aus?

Vergleichbar zu Samsung kann im Bildmenü die Option UHD-Color aktiviert werden, allerdings nur für zwei der drei verbauten HDMI-Eingänge. Wie bei Samsung bereitete uns die 4:4:4-UHD-Darstellung Probleme: Mit UHD-Quellen war es nicht möglich, eine saubere 4:4:4-Wiedergabe zu gewährleisten, wir haben dabei alle Eingänge und alle HDMI-Modi (PC, Foto etc) durchprobiert. Full HD im Modus 4:4:4 ist dagegen kein Problem, selbst wenn UHD-Color deaktiviert ist – hier verhält sich der 65EG9609 besser als Samsungs 65JS9590, der nur unter Abschaltung einiger Bildoptionen die 4:4:4-Wiedergabe fehlerfrei ermöglichte. Über USB klappt die 4:4:4-UHD-Wiedergabe. Davon abgesehen sind UHD, 60p und 10 Bit kein Problem.
 
Wie störend ist der automatische Helligkeitslimiter (ABL)?

Da wir den 65EG9609 im direkten Vergleich mit dem 65JS9590 testen konnten, lautet unser Fazit: In Filmen stört der Helligkeitslimiter nicht, in Wintersportsendungen oder sehr leuchtstarken Dokus, Musikvideos etc. hingegen schon. Hat man kein zweites Display direkt neben dem 65EG9609 platziert oder steigt man von einem Plasma-TV um, gibt es hingegen nichts zu bemängeln. In Zahlen ausgedrückt: Weißflächen 1/4 der Bildschirmfläche reduzieren die Helligkeit nicht, Weißflächen 1/2 der Bildschirmfläche halbieren die maximale Helligkeit und bei Vollweißflächen reduziert sich die Helligkeit auf knapp 130 cd/m2, je nach Kalibrierung auch etwas darunter. Da LED-LCDs in diesem Zusammenhang knapp 350-400 cd/m2 schaffen, erscheint der OLED-TV vergleichsweise „grau“ – dies betrifft aber wirklich nur Vollweißflächen. Deutlich gravierender greift der automatische Zellschutz ein: Wer Standbilder über einen Zeitraum von mehreren Minuten darstellt, wird bemerken, dass sich die Helligkeit stark reduziert. In unserem Test begann die Helligkeitsanpassung bereits nach zwei Minuten, nach fünf Minuten wurde die Helligkeit auf unter 50% gedrosselt. Sobald sich der Bildinhalt bewegt, wird die volle Lichtleistung wieder bereitgestellt.
 
Gibt es nach wie vor Verfärbungen bei Grau- oder Weißbildern?

Wie auch bei Plasma-TVs und LED-LCDs kann die Farbtemperatur „kippen“, je nachdem wie hell und wie groß eine Testfläche dargestellt wird. Die Abweichungen liegen aber innerhalb der allgemeingültigen Toleranzwerte. Die Flächenverfärbungen Richtung Zyan und Magenta, die wir beim 55EC930 sehen konnten, traten bei unserem 65EG9609 nicht auf. Nur bei seitlicher Betrachtung variiert die Farbtemperatur – das Bild erhält eine leichte Zyanfärbung.
 
Klappt die Farbkalibrierung über das CMS besser?

Hier konnten wir keine Veränderungen feststellen, d.h. wir geben die Empfehlung, das CMS nicht oder nur behutsam zu nutzen, da ansonsten Farbabrisse, Abstufungen und ungewollte Bildveränderungen drohen. Unsere Messungen belegen allerdings, dass der Fernseher im Farbmodus „Breit“ nahezu alle Abstufungen nach Rec709-Norm sehr gut trifft und die Farbraumerweiterung erst bei voller Sättigung eingreift. Wir empfehlen deshalb den vollen Farbumfang des TVs zu verwenden.
 
Gibt es nach wie vor Defizite bei der Ausleuchtung? Werden Bildränder noch immer abgedunkelt wiedergegeben?

Hier müssen wir sehr weit ausholen: In 99% der Fälle ist die Bildausleuchtung exzellent und besser als mit jedem LED-LCD, d.h. es gibt keine Abdunklung und keine Schatten- oder Streifenbildung. In bestimmten Helligkeitsbereichen können Schatten auftreten, aber auch hier sprechen wir von einer kaum sichtbaren Beeinflussung. Der wohl gravierendste Nachteil des 65EG9609 ist allerdings die Durchzeichnung Nahe des Schwarzpunktes und die Darstellung entsprechender Sequenzen. Wir mussten unser Testmuster unkonventionell kalibrieren, damit keine Details in dunklen Bereichen verloren gehen. Allerdings kommt es in bestimmten dunklen Sequenzen dennoch zu einer Randabdunklung. Wir haben dazu Tests mit „Interstellar“ durchgeführt, ein Film, der in den Weltallszenen eine schwankende Schwarzbildqualität aufweist und in vielen Szenen die Randabdunklung bereits im Filmmaterial verankert hat. Das Zusammenspiel mit dem 65EG9609 war dementsprechend problematisch, denn teilweise zeigten Weltraumsequenzen einen „schwarzen Vorhang“ links und rechts und in anderen Szenen wurde die Randabdunklung des Filmmaterials derart verstärkt, dass man als Zuschauer das Gefühl hatte, durch ein Schlüsselloch zu schauen. Wie bereits beschrieben mussten wir die Bildeinstellungen komplett „verbiegen“, damit die Randabdunklung möglichst gleichmäßig verläuft und die Durchzeichnung dennoch gewahrt bleibt. Da es ein Effekt ist, der nur in bestimmten Szenen auftritt, muss man am Ende selbst abwägen, wie stark dieser Nachteil ins Gewicht fällt.
 
Wie verhält sich die Zwischenbildberechnung im Vergleich zum 55EC930V? Ruckeln Filmbilder?

Leider ja, teilweise liefen Filme wie „Der Hobbit“ wie in Zeitlupe ab. Im Vergleich zum 55EC930V ließ sich das Bildruckeln mit Filmmaterial nicht vermeiden, d.h. ganz gleich welche Intensität der Bewegungsglättung gewählt wurde und wie die Zuspielung erfolgte (24p oder 60p), das Bildruckeln trat immer auf. Bei aller Kritik: In den meisten Fällen arbeitet die Zwischenbildberechnung fehlerfrei (auch in Sequenzen, die mit dem 55EC930V ruckelten) und LG hat per Softwareupdates alle Möglichkeiten, die Fehler zu beheben.
 
Wie fällt ein Vergleich mit Panasonics AXW904-Modellen aus?

Wir bitten um Verständnis, dass wir an dieser Stelle nicht unsere umfangreichen Tests ersetzen können. Nach wie vor sind Panasonics AXW904-Modelle hervorragende Fernseher und in Sachen Ausstattung und Tonqualität dem 65EG9609 überlegen. Beim Bild gewinnt hingegen der 65EG9609, insbesondere bei der Schwarzdarstellung und damit beim Maximalkontrast trennen beide TVs Welten, selbst beim Blickwinkel ist der 65EG9609 überlegen. Bei der 3D-Darstellung und Farbraumerweiterung sind beide TVs exzellent.
 
Wirkt sich die OLED-Bildtechnologie positiv auf die Bewegtbilddarstellung aus?

Jein: Durch die schnellen Umschaltzeiten der OLED-Zellen treten keinerlei künstliche Nachzieheffekte auf und die Bewegtbilddarstellung ist sehr sauber. Da vergleichbar zu LCD-Fernsehern dennoch Unschärfen bei Bewegungen wahrgenommen werden, ist die Zwischenbildberechnung zwingende Voraussetzung, um Unschärfeeffekte zu vermeiden. Im Vergleich erreicht der 65EG9609 die identische Bewegtbildschärfe wie Samsungs 65JS9590, wenn dieser mit einer Hintergrundbeleuchtung Stufe 17 (von 20) arbeitet. Ab Backlight-Stufe 16 oder geringer zeigt der 65JS9590 die bessere Bewegtbildschärfe, aber Stufe 18 oder höher die schlechtere Bewegtbildschärfe. Vereinfacht ausgedrückt: Will man die maximale Bildbrillanz von Fernsehern nutzen, ist der 65EG9609 allen anderen UHD-LCDs überlegen. Kann man Helligkeitsverluste in Kauf nehmen, bieten LED-LCDs mit Scanning-Backlight mehr Potenzial als der 65EG9609.
 
Wie gut ist die 3D-Darstellung?

Die 3D-Wiedergabe ist die beste, die wir bislang im TV-Bereich gesehen haben. Durch die UHD-(2D)Auflösung und das feine Polfilterraster bleiben alle Bildpunkte einer Blu-ray 3D erhalten und die Polfilterlinien sind im 3D-Modus bei normalen Sitzabständen nicht länger sichtbar. Die hellen, flimmerfreien, kontraststarken Bilder begeistern, zudem bleibt die gesamte Bildverarbeitung intakt.
 
Welchen Farbraum deckt der Fernseher ab?

Die Farbraumabdeckung im erweiterten Farbraummodus entspricht keiner Norm, DCI P3 wird nicht erreicht. Allerdings ist die Farbraumabdeckung exzellent zum Rec709-Standard kompatibel, da Zwischentöne unverändert bleiben und Farben im maximalen Sättigungsbereich ihre Ausgangsfärbung beibehalten. Wir können deshalb die Farbraumerweiterung mit bestehenden Rec709-Quellen wärmstens empfehlen. Mehr Informationen zur Farbdarstellung: http://www.digitalfernsehen.de/LG-65EG9609-im-Test-2-Farben-und-Kontrast-Schlaegt-OLED-SUHD.126241.0.html
 
Wie gut ist der integrierte UHD-Mediaplayer?

Im Gegensatz zum 65JS9590 konnten wir beim 65EG9609 nicht alle UHD-Testfiles abspielen, insbesondere H.264-Files mit sehr hoher Datenrate und/oder Bildanzahl pro Sekunde bereiteten dem Mediaplayer des OLED-TVs Probleme. Bei den Abspielformaten gibt es nur wenig zu bemängeln, bei den Datenraten verhält sich LG aber konservativ. LG gibt beim Mediaplayer für UHD in H.264 30p und 50 Mbit/s an, bei HEVC sind es 60p und 50 Mbit/s. Dafür sollte es beim 5.1-Ton keine Probleme geben, DD- und DTS-Decoder sind im TV integriert.
 
Werden bei der Wandhalterung VESA-Standards eingehalten?

LG spricht im Handbuch von VESA-Standards, die Halterung sollte folgenden Maßen entsprechen: VESA (A x B x C) = 200 x 330 x 120mm. Mehr Informationen zur Halterung gibt es hier: http://www.lg.com/us/tv-accessories/lg-OTW150-wall-mount
 
Ist die Rückseite des TVs wirklich hell?

Ja, die Rückseite ist weiß.
 
Könnte sich bei OLED das Bild einbrennen?

Mit „Einbrennen“ bezeichnet man eine irreparable Beschädigung des Displays. Beim 65EG9609 würden wir deshalb eher von einem Nachleuchten sprechen. Im Gegensatz zu Plasma-TVs, die Nachleuchteffekte bereits nach wenigen Minuten zeigen konnten, ist dies beim 65EG9609 bei normaler Nutzung nicht zu befürchten. Wer stundenlang Standbilder oder Symbole einblendet, muss hingegen mit Nachleuchteffekten rechnen, die aber wieder verschwinden. Der TV reduziert bei Standbildern die Helligkeit automatisch, um solche Effekte zu vermeiden.
 
Wie gut ist die Entspiegelung?

Die Spiegelungen des OLED-TVs sind vergleichbar zum Samsung 65JS9590 oder den flachen HU7590 Modellen des Vorjahres, d.h. Lichtquellen können, wie bei nahezu allen TVs am Markt, spiegeln. Die Besonderheiten des 65EG9609: Durch die gebogene Bildfläche erscheinen Spiegelungen verzerrt, zudem ist der Kontrastfilter leicht violett gefärbt. Hinsichtlich der Schwarzdarstellung ist der Kontrastfilter exzellent abgestimmt, d.h. auch in Räumen mit Restlicht kann der OLED-TV die Stärken in der Schwarzdarstellung ausspielen.
 
Lässt sich die Sendersortierung komfortabler vornehmen?

In der Theorie ja: LG hat für die Sendereinrichtung ein neues Optionsmenü erstellt, um Sender einfacher auffinden und verschieben zu können. In der Praxis halten wir die Sendereinrichtung aber immer noch für zu kompliziert, Sendernummern werden z.B. beim Anlegen von Favoritenlisten nicht automatisch angeglichen.
 
Wird Bild-in-Bild unterstützt?

Nein.
 
Wann genau kommen die Geräte tatsächlich in den Handel?

Der 65EG9609 sollte bereits im Fachhandel erhältlich sein. [ct]

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3 Kommentare im Forum

  1. AW: LG 65EG9609 im Test (5): Ihre Fragen beantwortet Danke für die Artikel die letzten Tage und die Beantwortung der Fragen. Bin froh, dass mein persönlicher Hauptnegativpunkt, die Verfärbungen bei Hellbild, der Vergangenheit angehören. Sorgen bereiten mir aber die Äusserungen zu Nearblack-Bildern anhand des "Interstellar"-Beispiels. Hoffe, dass LG daran und am CMS als nächstes arbeitet. Frage: Was ist darunter zu verstehen, dass eine saubere 444 Wiedergabe nicht möglich war? Flimmerte das Bild, kam es zu Bildaussetzern o.ä. Also wie machte sich das bemerkbar? Welchen der beiden TVs, LG 65EG9609 oder Samsung 65JS9590, würde Christian Trozinski denn wählen, wenn Geld keine Rolle spielen würde? Den wahrscheinlich zurzeit besten 4K LED TV mit Full LED oder ein Stück Zukunft in Form des LG 4K OLED TVs? Gibts dazu eine ganz subjektive Äusserung? Ich tendiere nach wie vor zum EG9609, muss aber natürlich zu Hause testen, inwieweit mich die genannten Probleme in der täglichen Nutzung stören. Werde mal schauen, ob ich die neue Ausgabe "Digital Tested" am 10. im Kiosk um die Ecke finde. Kleine Anmerkung noch zum Preis des 65EG9609. Hier hatte LG Anfang März in einer offiziellen Pressemitteilung einen Preis iHV 6.999 Euro kommuniziert, welcher so von den deutschen Testzeitschriften übernommen wurde, grosse Elektronikmärkte sprechen aber von 8.999 Euro. Sehr ärgerlich, wenn man sich auf LG eigene Infos nicht verlassen kann.
  2. Interessant wäre wie sich OLED im vergleich zu den Besten zur Zeit erhältlichen Displays mit Sonys TRILUMINOS Technologie schlägt. Leider kommen da die sonst mit hervoragenden Displays ausgestatteten Deutschen Hersteller (Löwe, Metz und TechniSat) nicht mehr ran. Nur beim Ton sind sie noch minimal besser als Sony.
  3. AW: LG 65EG9609 im Test (5): Ihre Fragen beantwortet Sony baut also die besten Displays und nicht Samsung, Panasonic oder doch LG
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