„Legend of Tarzan“: Ein Held zwischen Kitsch und Drama

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Tarzan war schon oft im Kino, nun wagt die Legende einen neuen Anlauf: „Legend of Tarzan“ setzt nach dem Ende der eigentlichen Geschichte ein und bietet ein optisches Feuerwerk dank modernster Technik. Doch die Geschichte versinkt nur all zu leicht im Kitsch.

Tarzan-Filme haben ein Problem: Sie drohen immer wieder in eine unfreiwillige Komik abzudriften. Beschnuppert der Held mal wieder andere, tierische Dschungelbewohner oder schwingt er bei Urwald-Gejodel seine Lianen, droht trotz dramatischen Tamtams Gelächter im Publikum. Filmemacher gehen damit unterschiedlich um. Die Tarzan-Version „George – Der aus dem Dschungel kam“ (1997) etwa machte aus der Not eine Tugend – der ganze Film wurde zur Komödie. In  Zeichentrickfilmen ist das Problem zwar insofern entschärft, als die Darstellung ohnehin entfremdet ist. In „Legend of Tarzan“ machen die Filmemacher nun aber ernst: Sie setzen ganz auf dramatischen Kitsch.
 
Die Story setzt da ein, wo die meisten Tarzan-Filme enden: Der Urwaldexperte ist nach seiner Dschungel-Zeit nach Europa heimgekehrt, wo er als junger englischer Lord ein eher unglückliches Dasein fristet. Es ist kalt, es regnet, Tarzan – Lord Greystoke, so sein Name in Europas Zivilisationsdschungel – blickt wortkarg und traurig umher.

Auf Einladung des belgischen Königs soll er dorthin zurückkehren, wo er einst aufwuchs: nach Afrika. Zunächst ziert er sich, dann bricht er doch noch auf. Zur Begrüßung herzt er freudig eine Löwin, die in der Steppe lauert. „Eine alte Freundin“, heißt es. Es soll nicht das einzige Mal bleiben, dass Tarzan seine Dschungelnachbarn aus Kindheit und Jugend knuddelt. „Er ist kein normaler Mann“, ist eine Erzählerstimme zu hören. „Er ist Tarzan.“
 
Keine Frage: Tarzan ist großartiger Kinostoff. Der Mensch, die Wildnis, der Kampf zwischen Gut und Böse. Die Hollywood-Crew um Produzenten-Haudegen Jerry Weintraub („Ocean’s Eleven“) und „Harry Potter“-Regisseur David Yates greift visuell tief in die Trickkiste. Die rasanten Kamerafahrten durch den Dschungel und über Klippen hinweg bieten dem Zuschauer einen deutlichen Mehrwert durch die 3D-Optik. An Tieren wird alles geboten, von Elefanten, Nilpferden über Raubkatzen hin zu jeder Menge Gorillas – die Animationen sind in diesen Szenen umwerfend; fast hat man das Gefühl, diesen Tieren wirklich gegenüber zu stehen. Säße Tarzan selbst im Publikum, er hätte seine Affenfreude.
 

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Tatsächlich jedoch dürften in den Kinosesseln allerdings eher Menschen mit beschränkter Wildniserfahrung sitzen, die neben der Tieroptik auch so etwas wie eine schlüssige Story erwarten. Daran hingegen hapert es. Die Intrige, mit der Tarzan in die Falle gelockt wird, wirkt arg simpel konstruiert. Dass dann seine Jane entführt und Tarzan samt erstaunlich konditionsstarken Begleitern durch den Dschungel hetzt, ist ebenso erwartbar wie abgedroschen. Die Figur eines US-Revolverhelden, der sich Tarzan zur Seite stellt im Kampf gegen Sklaverei, ist wohl als Bindeglied zum amerikanischen Publikum gedacht. Samuel L. Jackson („Pulp Fiction“) hat schon bessere Zeiten gesehen in seiner schauspielerischen Laufbahn.
 
Christoph Waltz wiederum mimt wie schon in „Inglourious Basterds“ einmal mehr den Oberbösewicht. Doch die Fiesling-Figur bleibt flach gezeichnet. Dass Waltz ihr mit seiner larmoyanten Lässigkeit dennoch etwas Leben einhaucht, ist eine Leistung.
 
Als Tarzan wiederum ist der Schwede Alexander Skarsgård zu sehen, der sich bisher nur in TV-Serien hervortat („True Blood“). Er tut sein Bestes, was hier heißt: Lianen schwingen und seine Jane (Margot Robbie, „The Wolf of Wall Street“) anschmachten. Auch sein imposant durchtrainierter Körper, der bei den vielen Kämpfen einiges einstecken muss, kann sich sehen lassen. Dennoch bleibt sein Tarzan seltsam blass – und auch die technischen Effekte können letztendlich nicht allein die dünne Geschichte retten.Kinokritiken im Überblick
[Wolf von Dewitz/fs]

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