Leo Kirch vs. Deutsche Bank: Neue Verhandlungsrunde am Donnerstag

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Seit Jahren kämpft Leo Kirch vor Gericht um Milliarden von der Deutschen Bank. Für ihn ist die Bank für den Untergang seines Medienimperiums verantwortlich. Nun muss auch Bank-Chef Josef Ackermann vor Gericht aussagen und mit ihm weitere Manager.

Vor Gericht war dem einst mächtigen Medienmogul bisher wenig Glück beschieden. Etliche Klagen wurden abgewiesen, auch wenn das höchste deutsche Gericht, der Bundesgerichtshof, ihm 2006 grundsätzlich durchaus zusprach, Schadenersatz bekommen zu können. In München will es das Oberlandesgericht nun noch mal ganz genau wissen.
Am kommenden Donnerstag (19. Mai) soll die aktuelle Führungsspitze der Bank im Saal 411 vor Richter Guido Kotschy treten und dessen Fragen beantworten, allen voran Bankchef Josef Ackermann. Kirch selbst hatte Ende März ausgesagt. Der Auftritt des schwerkranken 84-Jährigen war eine kleine Sensation.
Als Kirchs Konzern 2002 unterging, saß noch Rolf Breuer auf dem Chefsessel von Deutschlands größtem Geldhaus. Nun sitzt Breuer auf der Anklagebank. Kirch macht ihn persönlich für die Geschehnisse Anfang 2002 verantwortlich. Breuer hatte kurz vor der Pleite ein Interview gegeben. Es waren nur wenige Worte, mit denen Breuer die Kreditwürdigkeit Kirchs anzweifelte. Breuer sieht das kurze Gespräch heute als «Unfall», würde es nicht noch einmal so geben. Doch Schuld habe er am Zusammenbruch nicht, das Interview habe die Pleite nicht verursacht, weisen Breuer und die Bank die Vorwürfe zurück. Doch los wird Breuer die Worte nicht mehr – seit Jahren nicht.
Auch Ackermann weiß, wie es ist, bestimmte Symbole nicht mehr loszuwerden – vor allem das Bild, wie er nach dem Mannesmann-Prozess noch im Gerichtssaal das Victory-Zeichen machte. Das Münchner Gericht will von Ackermann und den anderen Managern wissen, was vor dem Interview am 29. Januar 2002 im Vorstand der Bank vor sich ging – etwa ob der Verdacht zutreffen könnte, hinter der ganzen Sache habe ein Plan gesteckt. Im Kern geht es um die Frage, ob der Vorstand der Deutschen Bank anstrebte, sich um ein Mandat bei Kirch zu bemühen.

Ackermann soll am Donnerstagnachmittag aussagen, zuvor sollen Aufsichtsratschef Clemens Börsig, Technologievorstand Hermann-Josef Lamberti und Ex-Vorstand Tessen von Heydebreck befragt werden. Deutschland-Chef Jürgen Fitschen soll erst später gehört werden. Nach Angaben aus Kreisen wollen die Manager zur Wahrheitsfindung beitragen. Zu einem späteren Termin soll auch Verlegerin Friede Springer als Zeugin aussagen. Einen entsprechenden Beweisbeschluss hat das Oberlandesgericht München gefasst. Die Großaktionärin des Springer-Verlags hatte nach der Insolvenz der Kirch-Gruppe 2002 von der Deutschen Bank Aktien übernommen, die zuvor Kirch gehört hatten.
Einen Vergleich haben beide Seiten bisher ausgeschlagen. Das Gericht hatte vorgeschlagen, dass die Bank 775 Millionen Euro an Kirch zahlen soll, der dafür auf alle Klagen verzichten sollte. Am Ende werden Kotschy und seine zwei Kollegen entscheiden müssen. Danach dürfte der Rechtsstreit weitergehen.
Für Kirch geht es um sein Lebenswerk. Er hatte aus dem Nichts seit den 50er Jahren einen der mächtigsten Film- und Fernsehkonzerne Europas aufgebaut. Neben der größten Spielfilm-Sammlung mit mehr als 10 000 Titeln, rund 40 000 Stunden Serien gehörten ihm die TV-Sender Pro Sieben, Sat 1, N24 und das DSF sowie der Pay-TV-Anbieter Premiere (jetzt Sky).

[dpa]

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  1. AW: Leo Kirch vs. Deutsche Bank: Neue Verhandlungsrunde am Donnerstag Leo Kirch vs. Deutsche Bank Jeder braucht was einem antreibt im Leben.
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