MDR kritisiert Auftritt seines Fernsehballetts in Tschetschenien

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der Mitteldeutsche Rundfunk hat den Auftritt von Tänzern des MDR-Fernsehballetts auf der Geburtstagsfeier des tschetschenischen Republikchefs Ramsan Kadyrow scharf kritisiert.

Der MDR bedauere, dass vier Damen und zwei Herren am 5. Oktober in Grosny bei einer Gala aufgetreten sind, hieß es in einer am Montagabend veröffentlichten Pressemitteilung der Dreiländeranstalt. Der Auftritt habe dem Ballett, seinen Gesellschaftern und dem MDR in der Öffentlichkeit großen Schaden zugefügt.
 
Offizieller Anlass der Party an Kadyrows 35. Geburtstag war der „Tag der Stadt Grosny“ am 5. Oktober. Dabei waren unter anderen die Schauspieler Hilary Swank und Jean-Claude van Damme sowie die britische Geigerin Vanessa Mae. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte die Künstler für ihre Auftritte kritisiert. Menschenrechtler werfen dem kremltreuen Machthaber Kadyrow Folterungen, Vergewaltigungen und Verschleppungen vor.

Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Tom Koenigs (Grüne), will den Auftritt laut einem Bericht der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Dienstag) in dem Gremium zur Sprache bringen. „Die sind von allen guten Geistern verlassen“, sagte er der Zeitung. Er werde der Sache nachgehen, denn das gehe über eine Geschmacklosigkeit hinaus.
 
Laut MDR wurden die sechs Tänzer über eine externe Agentur gebucht. Die Veranstaltung sei als Einweihung eines Gebäudekomplexes angekündigt gewesen. Der MDR ist über seine Tochter Drefa Media Holding zu 40 Prozent an der MDR Deutsches Fernsehballett GmbH (Berlin) beteiligt. Management und Tänzerinnen seien damit keine Angestellten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Das Ballett sei mit seinen Leistungen frei am Markt tätig.
 
Der MDR habe aber die Drefa aufgefordert, bei einer Gesellschafterversammlung der Fernsehballett GmbH Konsequenzen zu beraten. Der MDR wolle darauf dringen, dass Auftrittsanfragen künftig intensiver geprüft würden. Gesellschafter sind neben der Drefa zwei Privatunternehmen aus der Medienbranche und der Fernsehballett-Verein.
 
Die Compagnie war 1962 als Ballett des DDR-Fernsehens gegründet worden. Über die Jahre war es aus den Abendshows nicht mehr wegzudenken. [dpa/ar]

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