MIPTV: Deutsche TV-Produktionen im Ausland sehr gefragt

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die großen TV-Formate von morgen – danach sucht die internationale Filmbranche derzeit auf der Rechtemesse MIPTV in Cannes. Dabei stoßen deutsche Produktionen wie der Schweiger-„Tatort“ oder auch „Unnsere Mütter, unsere Väter“ im Ausland auf reges Interesse.

Die Nachfrage nach Fernsehprogrammen ist derzeit extrem hoch. Auf dem weltweit größten Rechtehandelmarkt, der MIPTV in Cannes, steht Film-, Serien-, Show- und Dokumentationsmaterial fürs Pantoffelkino hoch im Kurs. „Alle brauchen TV-Ware, suchen beispielsweise nach großen neuen Showformaten oder Serien“, sagte René Jamm, Geschäftsführer des Produktionsunternehmens Eyeworks Germany, der dpa in Cannes. „Es ist das erste Mal, dass die Nachfrage stärker ist als das Angebot.“ So oder so ähnlich sehen es viele der 11 000 Messebesucher aus aller Welt. Wirtschaftskrisen haben in einigen Ländern das Produktionsgeschäft stark beeinträchtigt. Und die Einkäufer dieser Märkte kaufen nun verstärkt Filme und Serien ein.

So verwundert es nicht, dass der „Tatort“ des Norddeutschen Rundfunks (NDR) mit Til Schweiger als Ermittler Nick Tschiller auf großes Interesse im Ausland gestoßen ist, wie Christiane Wittich von der Vertriebsfirma Studio Hamburg Distribution & Marketing berichtet. Direkt an der Côte d’Azur konnten Deals mit italienischen und ungarischen Sendern perfekt gemacht werden. Verhandlungen mit zahlreichen Einkäufern aus anderen Ländern laufen noch. 65 Folgen der ARD-Kultserie „Großstadtrevier“ wurden an den italienischen Sender Rai 1 verkauft und werden dort unter dem Titel „14 Distretto“ im Nachmittagsprogramm gesendet. Ebenfalls 26 Folgen der Kinderserie „Die Pfefferkörner“ gehen an die Rai.
 
Dass deutsche Dokumentationen mittlerweile internationales Renommee erworben haben, das hat Filmemacher Christian Beetz erfreut festgestellt. In Südfrankreich konnte seine Firma, die gebrueder beetz filmproduktion, kürzlich mit dem Film „Open Heart“ für den Oscar nominiert, eine Koproduktion mit dem chinesischen Sender CCTV unter Dach und Fach bringen: In einer aufwendigen Naturdokumentation begeben sich die Filmemacher auf die Spuren der Schneeleoparden des Tibetischen Hochlandes. Die Beetz-Dokumentation „Der geheime Krieg in Laos“ wurde ebenfalls von CCTV gekauft.
 
Auch für die deutsche Vertriebsfirma Beta Film hat sich die Messe erfolgreich entwickelt. Nicht nur in US-Kinos wird die Dokumentation zum ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter – unsere Väter“ aufgeführt, sondern auch in australischen Lichtspieltheatern. „Wir sehen mit großer Freude, dass es uns noch besser gelingt, das englischsprachige Ausland zu erreichen“, sagt Geschäftsführer Jan Mojto über die Verkäufe und verweist dabei noch auf die spanische Serie „Grand Hotel“, die sein Team an den Bezahlsender Sky nach England exportieren konnte.
 
Vom Erfolg des Mehrteilers „Unsere Mütter – unsere Väter“ profitiert nicht nur Beta Film. Studio Hamburg Enterprise vertreibt im deutschsprachigen Bereich die Rechte für den DVD-Handel. Schon jetzt, so Wittich, seien 25 000 DVDs in Österreich, der Schweiz und Deutschland verkauft worden. Mindestens 100 000 Exemplare sollen nach ihren Vorstellungen bis zum Jahresende über den Ladentisch gegangen sein.
 
Eine Entwicklung macht die MIPTV besonders deutlich: Der Konsum von Fernsehen über das klassische TV-Gerät wird durch die Möglichkeiten der neuen Medien erweitert. Beispielhaft dafür steht das Format Catfish von MTV, das in Südfrankreich für Furore sorgt: Während im Internet sich Partnersuchende virtuell kennenlernen, verfolgt die Fernsehkamera anschließend die Situation der realen Begegnung.
 
Internationale Nachfrage erhofft die Firma Eyeworks Germany auch bei den sogenannten „Test the Nation“-Formaten. „Der große IQ-Test“ wird hierzulande voraussichtlich Mitte Mai auf Sat.1 gezeigt. Während Prominente in der Show getestet werden, können die TV-Zuschauer im Internet direkt mitspielen und ihren eigenen Intelligenzquotienten herausfinden. „Der große Führerscheintest“ wird nach dem selben Schema auf Sat.1 voraussichtlich Anfang Juli ausgestrahlt. [Wilfried Urbe/fm]

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: MIPTV: Deutsche TV-Produktionen im Ausland sehr gefragt ... was haben wir Gebührenzahler von den Gebührenfinanzierten Formaten? Vermute mal das alles in die Tasche der Produktionsfirmen geht. ... wir finanzieren ja auch die Schwarzseher aus der Schweiz und Österreich.
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