„MacGyver“ und das Fernsehen der guten, alten Zeit

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Bild: Destina - Fotolia.com
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25 Jahre nach dem Ende der Originalserie kehrt „MacGyver“ ins deutsche TV zurück. Der blonde Actionheld ist nicht der einzige, der derzeit jünger und moderner auf die Mattscheibe zurückkehrt. Das Fernsehen der guten alten 80er Jahre erlebt eine Renaissance.

Der blonde Vokuhila-Schnitt (vorne kurz, hinten lang) ist vorne nicht mehr wirklich kurz, und Hauptdarsteller Lucas Till ist mit seinen 26 Jahren etwa neun Jahre jünger als die Urbesetzung Richard Dean Anderson. Ansonsten ist bei der Neuauflage von „MacGyver“ von diesem Montag (20.15 Uhr) an auf Sat.1 vieles beim Alten: Seine Waffe? Ein Schweizer Taschenmesser. Sein Beruf? Irgendwas zwischen Wissenschaftler, Bombenexperte und Geheimagent. Auch Figuren wie Bösewicht und Verwandlungskünstler Murdoc (David Dastmalchian) oder „Macs“ Partner Jack (George Eads) und Nikki (Tracy Spiridakos) sind Fans aus der Originalserie von 1985 bekannt.
 
Bei seinem Debüt versucht MacGyver zu verhindern, dass ein prähistorisches Killer-Virus in die falschen Hände gerät und zeigt dabei: Seine genialen Tüfteleien haben nichts von ihrer Faszination verloren. Wenn MacGyver im fahrenden Laster Bomben baut, um die Verfolger damit zu beschmeißen, ist das auch 2017 noch gute Unterhaltung. Wenn er 2017 mit Flüssigkeiten aus der Vorratskammer und Kleingeld eine Tresorwand knackt, hat man noch immer das Gefühl, etwas über Naturwissenschaften zu lernen.
 
Natürlich findet MacGyver aber auch überall, wo er es gerade braucht, kanisterweise Salzsäure und Ammoniak, Batterien oder Drähte: Handlung und Dialoge sind alles andere als akademisch. Mit Gemeinplätzen erklärt der blonde Schönling die Welt, den erfahrenen Wissenschaftler nimmt man dem bubenhaften Hauptdarsteller nicht wirklich ab. Doch darauf kam es bei der Serie nie an.

Das Prinzip MacGyver ist einfach: Man nehme das, was einem zur Verfügung steht, verbinde es sinnvoll miteinander, und schon ist das Problem gelöst. Die Botschaft: Nicht alles muss neu erfunden werden, manchmal reicht es schon, das Vorhandene wiederzuverwenden. Das denken sich immer häufiger auch die Verantwortlichen Hollywood. Frei nach dem Motto „The show must go on“ kramen Autoren und Produzenten altes Material aus den VHS-Regalen und erzählen die Geschichte neu.
 
So retteten Hannibal, Face, B.A. und Co. schon 2010 als „A-Team“ wieder mal mit coolen Sprüchen und Zigarre im Mund die Welt, nur dieses Mal auf der Kinoleinwand und mit neuer Besetzung. 2017 kam auch „Baywatch“ Jahre nach dem Ende als TV-Serie als Kinofilm zurück: Statt Pamela Anderson und David Hasselhoff rennen im Film zwar Kelly Rohrbach und Dwayne Johnson ins Wasser, ihre perfektionierten Körper werden dabei aber in der gleichen Zeitlupe präsentiert wie im Original aus dem Fernsehen.
 
Andere Formate feiern derzeit sogar mit der Originalbesetzung eine Wiedergeburt: Roseanne Barr wird ab kommendem Jahr wieder als „Roseanne“ mit ihrer Familie die Widrigkeiten des Arbeiterlebens ausdiskutieren, Lauren Graham und Alexis Bledel waren 2016 wieder als „Gilmore Girls“ zu sehen, und ebenfalls seit 2016 können Fans Gillian Anderson und David Duchovny wieder dabei zusehen, wie sie in „Akte X“ für das FBI nach Außerirdischen suchen. Nach 26 Jahren feiern die Feinschmecker außerdem seit Mai dieses Jahres die langersehnte Fortsetzung von David Lynchs und Mark Frosts „Twin Peaks“.
 
Gehen den Serien- und Filmschöpfern in den USA die Ideen aus? Joan Bleicher von der Uni Hamburg sieht wirtschaftliche Gründe für das Phänomen. Die Adaption oder Wiederaufnahme alter Serien resultiere oft aus einer geringeren Risikobereitschaft der Sendeanstalten. „Statt kostenintensive innovative Serienproduktionen im Programm zu platzieren, die eventuell beim Publikum nicht ankommen, greift man lieber auf erfolgsbewährte serielle Erzählungen zurück“, sagte die Medienwissenschaftlerin der Deutschen Presse-Agentur.
 
Die Vielzahl innovativ erzählter, komplexer Serien in den USA löse bei vielen nostalgischen Zuschauern außerdem Sehnsüchte nach traditionellen Serienwelten aus, in denen sie sich zu Hause fühlen. „Mit der Rückkehr alter Serien kommen möglicherweise auch alte Emotionen aus vergangenen Zeiten zurück“, sagte Bleicher. Flops wie „Heroes Reborn“ oder „Rushhour“ (ab Montag, 22.15 Uhr, ebenfalls auf Sat.1 zu sehen) hätten allerdings gezeigt, dass die Neuinszenierung alter Geschichten kein Quotengarant sei.
 
Ob der junge MacGuyver an die Erfolge des Originals anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. In den USA scheint der neue „MacGyver“ gut angekommen zu sein: Der Sender CBS hat eine zweite Staffel bestellt. [Fabian Albrecht]

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23 Kommentare im Forum

  1. Schaumermal. Ich hatte seinerzeit nicht alle Folgen der alten Serie gesehen, betrachte mich da also noch als relativ neutral . Läuft außerdem scheinbar auch auf Maxdome, spare ich mir das Werbung schneiden .
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