„Machtlos“ im Verhör – Der neue „Tatort“ aus Berlin

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Ein entführter Junge und ein Täter, der sich freiwillig stellt aber das Versteck nicht verrät. Bei ihrem neuen Fall müssen Ritter und Stark vor allem mit Worten kämpfen, denn der Berliner „Tatort“ konzentriert sich auf das Verhör – für das die Kommissare sogar bei der echten Polizei in die Lehre gingen.

Das Meckern zuerst: Dieser „Tatort“ klingt manchmal altmodisch, nach „Derrick“. „Wir sind sehr vermögend. Mein Mann ist ein sehr erfolgreicher Bankdirektor“, sagt die Mutter eines entführten Kindes. Aber es lohnt sich, am Sonntag (6. Januar, 20.15 Uhr) den Berliner „Tatort“ einzuschalten. Edgar Selge spielt einen Kidnapper, er steht erstmals mit seinem Sohn Jakob Walser vor der Kamera. Und die RBB-Fahnder Ritter und Stark, Dominic Raacke und Boris Aljinovic, haben für die Folge „Machtlos“ Nachhilfe bei echten Polizisten genommen. Das hilft, manches Klischee zu umschiffen.
 
Der kleine Benjamin (Mika Seidel) verschwindet spurlos aus der Wohnung seines Musiklehrers. Das Lösegeld soll mitten auf dem belebten Alexanderplatz übergeben werden. Die Mutter (Lena Stolze) ist so mutig, dort auf den Täter zu warten. Der verteilt erst das Lösegeld an Passanten und winkt dann die Fahnder zu sich, wie Ritter und Stark verblüfft durch ihre Ferngläser beobachten.
 
Wenig später landet der Entführer im Verhörzimmer und stellt Bedingungen: 10 Millionen Euro. Wird er das Versteck preisgeben, in dem der Junge versteckt ist? Und woher kennt Benjamins Vater, der Bankdirektor, den Verbrecher? Eiskalt sitzt Kidnapper Uwe Braun den Kommissaren gegenüber. Die haben eine Idee: Der Sohn soll den Vater überzeugen, nicht zum Mörder zu werden.
 
Als Vorbereitung haben sich Dominic Raacke und Boris Aljinovic von Berliner Polizisten verhören lassen – als fiktive Verbrecher wurden sie in zwei Stunden überführt. „Wir waren baff, wie ernst man uns genommen hat“, sagt Autor und Regisseur Klaus Krämer („Hitchcock und Frau Wernicke“) in den Produktionsnotizen über die Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt.

Wenn der RBB-Krimi die Realität spiegelt, dann bleiben echte Fahnder auch in emotionalen Verhören, in denen es um Leben und Tod geht, cool und hartnäckig. Sprüche wie „nun reden Sie endlich, verdammt noch mal…!“ waren nicht mehr möglich, stellte Raacke fest.
 
Besonders sehenswert ist Edgar Selge in der Rolle des Entführers, eines gestrandeten Mannes ohne Bankkonto und mit einem Rucksack voller Stullen. ARD-Zuschauer kennen Selge als einarmigen „Polizeiruf“-Ermittler. Er ist mit der Schauspielerin Franziska Walser verheiratet, der Tochter von Martin Walser. Für den Walser-Enkel Jakob, sonst am Theater aktiv, war es der erste Profi-Auftritt vor der Kamera.
 
Nicht nur die Familienszene, die für Vater und Sohn etwas Besonderes war, auch die Klarheit stehen diesem „Tatort“ gut an. Die Handlung verzettelt sich nicht. Viel Verhör, dafür kein Privatleben der Fahnder: Die Gleichung geht auf.

[Caroline Bock/fm]

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  1. AW: "Machtlos" im Verhör - Der neue "Tatort" aus Berlin Der wohl langweiligste Tatort im neuen Jahr bisher. Obwohl Tauber mitspielt
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