Madonnas „W.E.“: Eine Liebe erschüttert die britische Krone

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Es war einer der größten Skandale, denen sich das britische Königshaus je stellen musste: Edward VIII., der Onkel von Queen Elizabeth II., begann eine folgenschwere Affäre mit der Amerikanerin Wallis Simon, für die er letztlich auf dem Thron verzichtete. In ihrem zweiten Regiewerk erzählt Madonna die Geschichte der Liebenden.

Als Musikerin hat Madonna in den vergangenen Jahrzehnten bereits enorm viel erreicht. Doch die 53-Jährige will mehr sein als ein Pop-Star und legt nun ihre zweite Arbeit als Regisseurin vor: In dem Drama „W.E.“ illustriert sie die Liebesgeschichte zwischen Edward VIII., dem Onkel von Elizabeth II., und der US-Amerikanerin Wallis Simson. Diese Liebe zwang den englischen König 1936 zur Abdankung. Parallel dazu zeigt Madonna den von innerer Leere gezeichneten Alltag der New Yorkerin Wally im Jahr 1998.

Beide Geschichten sind formal miteinander verwoben, haben aber inhaltlich kaum Gemeinsamkeiten. Ausgangspunkt des bunten Bilderreigens ist eine Auktion 1998 in New York, auf der Kostbarkeiten aus dem Nachlass von Wallis und Edward versteigert werden.

Das unter dem Kürzel „W.E.“ populäre Paar hatte in seinem Luxusleben großen Reichtum angehäuft. Von dieser Ausstellung und den möglichen Geschichten hinter den Juwelen, Bildern und Kleidungsstücken fühlt sich die junge Frau Wally magisch angezogen.

Wally nutzt die Schau, um ihrem tristen Alltag mit einem brutalen Schönling zu entgehen und in eine Affäre mit einem russischen Immigranten zu flüchten. Dabei durchlebt sie in Gedanken viele Episoden aus dem Jahrzehnte langen gemeinsamen Leben von „W.E.“, so wie es in der Klatschpresse kolportiert wurde. Der Inszenierung des Films gelingt es jedoch nicht, daraus Spannung zu ziehen. Es wird nicht klar, warum Madonna, die auch am Drehbuch mitschrieb, die beiden Handlungsebenen ineinander verwoben hat.

„W.E.“ besticht dabei allein mit optischer Schönheit und den Bildern des deutschen Kameramanns Hagen Bodganski („Das Leben der Anderen“). Die inhaltliche Leere ist dagegen zu offenkundig. Anders als im mehrfach Oscar-gekrönten „The King’s Speech“, der die Folgen von Edwards Abdankung und den damit verbundenen Wechsel in der Thronfolge behandelt, geht hier keine einzige Szene psychologisch, historisch oder politisch in die Tiefe. Madonna schwelgt in schönem Schein.
 

Beweggründe oder die Wirklichkeit dahinter interessieren sie offenbarnicht. Platt illustriert wird allein die Binsenweisheit, dass Geld nichtglücklich macht. In den Hauptrollen agieren zwar exzellente Darstellerwie James D’Arcy, Andrea Riseborough und Abbie Cornish, die in anderenFilmen bereits als ausgezeichnete Charakterinterpreten überzeugt haben.

Madonna versteht es als Regisseurin jedoch nicht, ihre Akteure zuHöchstleistungen zu bringen. Sie können die Charaktere nicht mit Lebenfüllen, stattdessen erdrückt Madonna ihre Stars mit Kostümaufwand,Make-up- und Ausstattungs-Orgien.

Als Regisseurin debütierteMadonna 2008 mit „Filth and Wisdom“. Die im selben Jahr auf denInternationalen Filmfestspielen vorgestellte Komödie um eine flippigeWohngemeinschaft kam in Deutschland nur auf DVD heraus. Die meistenRezensenten sahen bereits darin einen starken Beweis für das fehlendeTalent von Madonna als Filmregisseurin.

Bei „W.E.“ fiel das Urteil derinternationalen Kritik sogar noch harscher aus. Auch das Publikum bliebdem Werk weitestgehend fern – in England und den USA beispielsweise fielder Film an den Kinokassen durch.Kinokritiken im Überblick
[Peter Claus/fm]

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