Mediatage: Sind geklaute Filme wirklich schöner?

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Experten aus Wissenschaft und Geschäftswelt haben auf den Mediatagen Nord über das Phänomen der Filmpiraterie im Netz diskutiert. Dabei gingen die Meinungen deutlich auseinander. Von harten Strafen bis hin zur völligen Legalisierung reichte das Spektrum der Lösungsvorschläge.

Über das Thema „Piraten im Netz – sind geklaute Filme schöner?“ diskutierten am Vertreter aus Wissenschaft und von Unternehmen wie Sky Deutschland, Cinemaxx und Vertretern der Medienaufsicht die ökonomische Dimension von Filmpiraterie. Harte Bandagen forderten, wenig überraschend, die Anbieter von Inhalten über TV-und Internetplattformen. Holger Enßlin, Vorstand Legal & Regulatory Affairs Sky Deutschland forderte „schärfere Gesetze und eine Beweislastumkehr“. Man müsse gegen diejenigen vorgehen, die mit illegalen Filmen Geld verdienten. Von den großen Internetbetreibern wünschte er sich, „dass sie den Zugang zu eindeutig illegalen Seiten wie kino.to sperren.“ Damit würden schon einmal 80 Prozent der Nutzer ausgeschlossen werden, schätzte er. Sky kooperiere beispielsweise auf dem Markt der illegal verbreiteten Liveübertragungen, die direkt ins Internet gestreamt werden, mit den Zugangsanbietern. „Wird eine illegale Übertragung bekannt, wird sie sofort unterbunden“, so Enßlin.

Auch Christian Gisy, Vorstandsvorsitzender CinemaxX AG plädiert für ein striktes Vorgehen: „Die kriminell Organisierten müssen hart bestraft werden“, sagte Gisy. Die naiven Nutzer sollten eher durch Aufklärungskampagnen erreicht werden. „Dabei darf aber nichts bagatellisiert werden. Filmpiraterie ist eine Straftat, das muss deutlich werden.“ Ganz so hoch wollte der Medienphilosoph Mike Sandbothe die Sache dann doch nicht heben.
 
Kriminalisierung sei keine ökonomische Strategie: „Wir brauchen eine Transparenzkampagne, die deutlich macht, was ein Film kostet und wer davon was bekommt.“ Statt sich Feinde zu machen, solle man lieber Verständnis schaffen. Das stärke auch die Bereitschaft zu zahlen. „Wichtig ist es, kulturelle Güter schnell, effizient und zu gerechten Preisen an die Konsumenten zu bringen.“ Außerdem sei das Urheberrecht veraltet und orientiere sich am langsamen Medium Buch. Heute seien die Medien schneller, das mache die Anpassung nötig. „Ab einem bestimmten Zeitpunkt sollte alles für alle frei zugänglich sein, sonst wird der kulturelle Fortschritt verhindert“, lautete seine These.
 
Robin Houcken, Geschäftsführer Studio Hamburg hielt dem entgegen, dass Filmproduktion Geld koste, und wenn diese Kosten nicht eingespielt würden, dann gäbe es keine Investoren und keine Filme. Der Gesetzgeber müsse weiter gehen als bisher. Wichtig sei es, die Nutzer zu sensibilisieren und ein Unrechtsbewusstsein zu schaffen. Es müsse deutlich werden, dass es zwischen virtuellen und materiellen Gütern keinen Unterschied gebe.
 
Auf die ursprüngliche Frage, ob geklaute Filme wirklich schöner seien, antwortete Gisy: „Nein“ sie seien schlechter. „Beim technisch neuen 3-D-Film erleben wir jetzt wieder steigende Besucherzahlen.“ Das führe er darauf zurück, dass diese Technik eben nicht über das Internet ins heimische Wohnzimmer komme. Das 3-D-Erlebnis sei derzeit nur im Kino möglich und könne schlichtweg nicht kopiert werden. [mw]

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15 Kommentare im Forum

  1. AW: Mediatage: Sind geklaute Filme wirklich schöner? Wie wäre es damit - ich habe keine einzige Raubkopie, jedoch zahle ich über gekaufte Waren ständig Abgaben nur für die Möglichkeit damit eine Raubkopie zu erstellen. Habe ich also nicht das Recht jetzt auch meine schon längst bezahlte "Raub(!)kopie" runterzuladen ? Oder ist es einfach nur Diebstahl, wie GEMA und CO. mit staatlicher Rückendeckung in mein Portemonnaie greifen und sich immer mehr Wege ausdenken unberechtigt an mein Geld zu kommen ? Diese armen ausgebeuteten Firmen lassen sich ihre Produkte über Abgaben schon lange doppelt und dreifach bezahlen - und das ohne dass die Verbraucher es überhaupt merken.
  2. AW: Mediatage: Sind geklaute Filme wirklich schöner? Auch deine Bank betreibt Maßnahmen zur Gefahrenabwehr. Die Kosten hierfür trägt letztendlich der Kunde, also du. Trotzdem berechtigt dich das nicht zu einem Banküberfall.
  3. AW: Mediatage: Sind geklaute Filme wirklich schöner? Wenn die Banken auf jeden Kopierer für das mögliche Vervielfältigen von Geldscheinen "Gebühren" erheben würden, hätte ich dann nicht das Recht, mein Geld zu vervielfältigen?
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