Medienforum NRW: HbbTV als „eierlegende Wollmilchsau“?

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Die Verschmelzung von Fernsehen und Internet auf ein und demselben Bildschirm gilt als einer der wichtigsten Medientrends der Zukunft. Die Vision ist das Fernsehgerät als „eierlegende Wollmilchsau“, als digitaler Alleskönner.

Das Thema stieß am Montag beim Medienforum NRW in Köln auf reges Interesse. Veranstaltungsmoderator Birand Bingül sagte, Umfragen zufolge wolle etwa jeder zweite Zuschauer bis 2015 bei dem sogenannten Hybrid-TV dabei sein. WDR-Intendantin Monika Piel und Jürgen Doetz, der Präsident des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), warben gemeinsam für den europäischen Technikstandard HbbTV.

Mit „Hybrid Broadcast Broadband TV“ lassen sich neben bestimmten Internet-Diensten auch Dienste wie die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender oder weitere Infos direkt während des Fernsehprogramms nutzen. HbbTV solle von allen Anbietern akzeptiert werden, um einen diskriminierungsfreien Zugang zu der neuen Technologie sicherzustellen, attestierten die Teilnehmer.

Es müsse gewährleistet sein, dass die Programme aller Sender jederzeit auffindbar seien, unabhängig vom Gerätehersteller oder dem Betreiber des entsprechenden Portals. Die gesetzlichen Spielregeln seien zurzeit noch unzureichend. Nach aktueller Rechtslage sei es zum Beispiel möglich, dass der Gerätebetreiber plötzlich Werbung einblende.

„Stellen Sie sich vor, Sie schauen am Sonntagabend den ‚Tatort‘, die Kommissare liefern sich eine wilde Verfolgungsjagd mit dem vermeintlichen Täter und plötzlich erscheint im Bild die Werbung eines großen deutschen Automobilherstellers“, erläuterte Piel der Nachrichtenagentur dpa. „Sie sind erstens verwirrt – wer hat diese Werbung geschaltet? Und zweitens mit Sicherheit von der Handlung abgelenkt“.

Deshalb fordern die Sender, dass Einblendungen des Geräteherstellers oder anderer Anbieter von dem jeweiligen Sender genehmigt werden müssen. „Und sie müssen darüber hinaus vom Zuschauer ausdrücklich gewünscht sein“, sagte Piel. „Der Nutzer muss also jederzeit die Möglichkeit haben, diese Zusatzfunktionen auszublenden“. [Christoph Driessen]

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5 Kommentare im Forum

  1. AW: Medienforum NRW: HbbTV als "eierlegende Wollmilchsau"? Jedoch sollte zunächst geklärt werden, dass jeder überhaupt technisch in der Lage ist, diese Art von TV oder was auch immer zu empfangen. Geht das mit DSL light bzw. Internet via ISDN?
  2. AW: Medienforum NRW: HbbTV als "eierlegende Wollmilchsau"? Mit DSL light bestimmt, mit ISDN auch - sofern es sich um einen ISDN-Router handelt, also eine Ethernet Schnittstelle bietet. Für die meisten HbbTV Inhalte dürfte das sogar genügen. Wobei viele Inhalt ja direkt über das TV-Signal übertragen werden und somit gar keine Internetverbindung notwendig ist. Wobei sich hoffentlich die Breitbandversorgung in Deutschland auch noch bessern wird. Im Vergleich zu anderen Europäischen Ländern hinkt Deutschland da schon noch arg hinterher. In Skandinavien z.B. macht sich darüber keiner mehr Gedanken, Breitband ist einfach vorhanden - fertig.
  3. AW: Medienforum NRW: HbbTV als "eierlegende Wollmilchsau"? Hallo, leider gibt es noch nicht viele HbbTV Applikationen, die auch ohne Internetverbindung genutzt werden können. Wir fällt da nur die von der ARD, von Sport 1 HD sowie von HSE24 ein. Für alle anderen braucht man eine STB mit Internetanschluss. Außerdem muss man erstmal eine STB haben, die überhaupt HbbTV-fähig ist. Und leider ist nicht jede HbbTV-fähige STB in der Lage, Apps über Sat zu laden, weswegen man sie unbedingt ans Internet anschließen muss. Das ist noch ein bißchen chaotisch, aber der Standard ist ja auch noch recht neu. Kabelkunden schauen übrigens in die Röhre, soweit ich weiß, gibt es HbbTV aktuell nur via Sat. Für bunte Bildchen und Digitaltext (ARD HD) reicht eine schmalbandige Internetverbindung, für die Mediatheken der Sender (ARD, ZDF, Pro7, Sat.1) sollte man einige Mbit/s haben, damit die Streams flüssig laufen.
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