Medientreffpunkt: ARD-Talkshow-Marathon als Gefahr?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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„Sonntag künftig Jauch, Montag Plasberg und Mittwoch dann Anne Will – was macht die ARD, wenn am Dienstag etwas passiert?“ Mit dieser Kritik hat Journalist Michael Ridder auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn konfrontiert.

Stefan Gebhardt, Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt (Die Linke) und Mitglied im ARD-Programmbeirat und im MDR-Rundfunkrat, sagte am Dienstag auf der Veranstaltung in Leipzig, in der ARD hätten sich viele Aufsichtsgremien kritisch zu den Reformplänen geäußert. Aus seiner Sicht gebe es aber nur Gewinner, gerade im Informationsbereich. Hier sei es unter anderem um einen einheitlichen Sendeplatz für die Tagesthemen gegangen. Der einzige Verlierer sei Harald Schmidt.
 
Wenn man das Angebot habe, den Jauch zu bekommen, dann wisse man doch, da schlage man zu, so Gebhardt weiter. Das sei zweifelsohne ein Gewinn für die ARD und eine Schärfung des Sendeprofils.

Ridder, Redakteur bei der Nachrichtenagentur epd, entgegnete, Jauch habe noch nie bewiesen, dass er derart hohe Ansprüche auch erfüllen könne. Für Christoph Minhoff, Programmgeschäftsführer von Phoenix, ist dagegen völlig klar: Wer Jauch nicht ins Programm hole, sei von einem anderen Planeten. Die Qualitäten des Moderators habe er „über Jahre bei Stern TV unter Beweis gestellt“. Jauch gelinge es, „Menschen aufzuschließen“.
 
Auch Schönenborn verteidigte die Verpflichtung Jauchs. Die Talkshows im Ersten seien inhaltlich unterschiedlich aufgestellt mit einer großen thematischen Breite. Auch er sei gespannt, was Jauch vorhabe. Und ja, mit Jauch sei der Zenit wohl greifbar.
 
Kritik gab es auch an der Auswahl der Talkgäste. Es seien immer die gleichen Leute zu sehen. Jörg Schönenborn räumte ein, dass es in der Tat viel zu wenige Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft gebe, die zur prekären Lage in Deutschland Stellung nehmen wollten. Sie würden sich reihenweise drücken. Je höher die Talkshow angesiedelt sei, desto geringer sei die Zahl der Mutigen.
 
Christoph Minhoff erklärte, es sei schwierig, jeden Abend einen eigenen neuen Zugang zu den Themen zu finden. Bemerkenswert sei, dass gerade jene Personen Klartext redeten, die nicht mehr in der Verantwortung stünden. „Menschen, die gar nichts zu sagen haben, werden nur einmal eingeladen“. Es sei erschreckend, dass die deutsche Wirtschaft in Talksendungen ausschließlich durch drei Personen vertreten sei.
 
Einige Formate strebten natürlich einen heftigen Diskurs an. „Sie brauchen dann mindestens einen Provokateur am Tisch“, so Minhoff. Deren Zahl sei aber relativ gering. Für Schönenborn ist am Ende klar: Erfolg werde der haben, der mit einer ganz neuen Idee komme. [js]

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