Mehr Werbung nach Prime-Time: EU will Regeln lockern

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Ginge es nach den Privatsendern, wäre dieses Gesetz schon längst durch: Die EU-Kommission spielt mit dem Gedanken, nach 20.15 Uhr mehr Werbung zu erlauben.

Wer der Meinung ist, im Fernsehen laufe ohnehin viel zu viel Werbung, sollte diese Meldung wohl am besten überlesen. Die EU-Kommission scheint nämlich ein goldenes Zeitalter für die TV-Vermarkter einläuten zu wollen.

Und das kommt gerade recht: Zuletzt hatten die Konzerne hinter ProSieben, Sat.1 und RTL nämlich mit starken Einbrüchen von Werbeeinnahmen zu kämpfen, was sich auch auf die Aktien auswirkte.
 
So richtig interessant wird es im Fernsehen ja meistens erst nach 20.15 Uhr. Entsprechend wertvoll sind dort die Werbeminuten. Nach aktuellem Kenntnisstand soll den Privatsendern von der EU-Kommission erlaubt werden, das Programm alle 20 Minuten von Werbung unterbrechen zu dürfen.
 
Zudem soll die noch geltende Deckelung von maximal zwölf Werbeminuten pro Stunde angehoben werden. Realität könnten diese Pläne schon nächstes Jahr werden, in Deutschland rechnet man mit einer Umsetzung 2019.
 
„Mit der angedachten Werbeliberalisierung geht die EU einen wichtigen Schritt in Richtung einer konvergenten Medienregulierung, die die europäische Medienindustrie im internationalen Wettbewerb stärken wird. Die Richtlinie wird voraussichtlich 2019 in deutsches Recht umgesetzt“, wie eine RTL-Sprecherin es gegenüber dem Branchenmagazin Meedia formuliert.
 
Zwar lassen sich schon jetzt die Euro-Zeichen in den Augen der RTL-Chefs erahnen, den Zuschauer wolle man jedoch nicht verprellen, heißt es von offizieller Seite. Man freue sich über die besseren Möglichkeiten, teurere Produktionen zu refinanzieren, doch würde man die Erhöhung der Werbefrequenz mit Augenmaß vornehmen.
 
Und das sollten sie auch, schon jetzt laufen ihnen werbefreie On-Demand-Dienste wie Netflix und Amazon Video den Rang und vor allem Zuschauer ab. 

[jk]

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41 Kommentare im Forum

  1. "doch würde man die Erhöhung der Werbefrequenz mit Augenmaß vornehmen." Für mich fehlt da schon bei den aktuellen Regelungen jedes Augenmaß!
  2. Noch mehr, ist doch jetzt schon wahnsinnig viel!? Nur gut das ich Sky habe, wenn auch da die Werbung schon nervt!
  3. Sollen sich ProSiebenSat.1 und die RTL Group die Hände reiben. Was mich betrifft: Live schaue ich auf den Kanälen schon lange keine Sendung/Serie/Film mehr. Wenn überhaupt, dann werden diese aufgezeichnet und dank schneller Vorspulfunktion nur von der Festplatte geschaut, wo die Werbung übersprungen wird. Fakt ist für mich und sicher viele andere auch: z.B. Serien kann man sich auf den Privaten kaum anschauen, da neben der Werbeunterbrechung auch stets Einblendungen mit Hinweisen zu irgendwelchen "Programmhighlights" erfolgen, die sekundenlang den halben Bildschirm überdecken. Oder es werden nach der Werbepause nochmals 1 Minute Inhalte der Serie gezeigt, bevor es in die Pause ging. Das ist kaum zu ertragen. Und jetzt wundern sich die Sender über sinkende Quoten verbunden mit Stagnation im Werbemarkt? Die Sender glauben doch wohl nicht im Ernst, dass sie dies mit noch mehr oder längere Unterbrecherwerbung kompensieren können. Eher ist es wie bei mir der Fall: Ich kehre diesen Sendern den Rücken und kaufe mir lieber die gesamte werbefreie Serienstaffel auf Blu Ray oder schaue mir die Serien werbefrei auf Amazon Prime an. Genau so werden es sicher auch viele und immer mehr Zuschauer mit der Quotenermittlungsbox machen. Somit ist dieser avisierte Weg der EU/Privatsender weiterhin eine Sackgasse.
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