Melancholische DDR-Komödie: „Boxhagener Platz“ auf Arte

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Komik und Melancholie, und das ohne schnöde DDR-Klischees und romantische Verklärung: Regisseur Matti Geschonneck (57) ist mit seiner Komödie „Boxhagener Platz“ eine Bestseller-Adaption gelungen, die charmant unterhält.

Einen Heimatfilm habe er drehen wollen, erklärte Geschonneck damals zur Premiere, eine Liebeserklärung an Berlin, ohne sentimentale Ostalgie. Angenehm hebt sich sein Werk von anderen eher markigen Ost-Filmen ab.
 
Die Handlung des Films spielt 1968 in Ostberlin, in der DDR, um den Platz, der heute das hippe Zentrum Friedrichshains ist. Für die Protagonisten in „Boxhagener Platz“ sah es damals freilich alles anders aus. Rentnerin Ottilie „Otti“ Jürgens (Gudrun Ritter) lebt mit Ehemann Nummer fünf und sucht schon nach dem Nächsten. Ihr Sohn Klaus-Dieter (Jürgen Vogel) ist Polizist der Volkspolizei in dem Wohngebiet rund um den Platz. Dessen Sohn Holger (Samuel Schneider) wiederum ist 14 Jahre alt, und als Omas potenzieller Ehemann Nummer sechs ermordet wird, beginnt er zu ermitteln. Danach kriegt alles eine eigene Dynamik.

Häufig lässt der Film den Zuschauer schmunzeln, manchmal auch lachen. Der Humor ist nicht plump, er wirkt authentisch. Das ist sicherlich den herausragenden Schauspielern in ihren schrullig-sympathischen Rollen zu verdanken, vor allem Gudrun Ritter, die lange Zeit erfolgreich am Deutschen Theater in Berlin gespielt hat. Durch das Zusammenspiel der Darsteller lässt sich der Film irgendwo zwischen anrührend und klug ansiedeln, er ist in jedem Fall ein gelungenes Stück DDR-Geschichte in Bildern.
 
Das liegt auch daran, dass man den Inszenierungen von Regisseur Matti Geschonneck die Erfahrungen im untergegangenen Staat anmerkt: Er geht es ernsthaft und gelassen zugleich an, will nichts verzerren, nichts komisch überzeichnen, aber auch nicht zu bedeutungsschwer daherkommen – und nähert sich der Wirklichkeit so vielleicht am ehesten an. Geschonneck zog schon Mitte der 70er Jahre in die Bundesrepublik, er ist der Sohn des bekannten DDR-Filmstars Erwin Geschonneck (1906-2008).
 
Die gleichnamige Romanvorlage von Torsten Schulz kam 2005 in den Handel, ein Jahr später auch als Hörspiel. Auf der 60. Berlinale feiert „Boxhagener Platz“ im vergangenen Jahr Premiere. Für die Aufnahmen zog die Filmcrew mangels originalgetreuer Kulisse ins Potsdamer Studio Babelsberg, denn nicht nur die Lebenswirklichkeit am „Boxi“ ist heute eine andere – es sieht dort einfach anders aus. [dpa]

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8 Kommentare im Forum

  1. AW: Melancholische DDR-Komödie: "Boxhagener Platz" auf Arte Wo den sonst? Wo soll den Ostberlin sonst gelegen haben? In der BRD sicher nicht. Das heißt ABV. ( Abschnittsbevollmächtigter.) Typisch der Artikel wurde scheinbar von einem Westdeutschen geschrieben.
  2. AW: Melancholische DDR-Komödie: "Boxhagener Platz" auf Arte @ Nelli22.08 Ob Ost-Berlin wirklich Bestandteil der DDR war; da scheiden sich die Geister. Nach überwiegender Rechtsauffassung unterlag der sowjetische Sektor, genau wie die drei Westsektoren von Berlin dem Viermächtestatus und war somit nicht Bestandteil der DDR.
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