„Menschen – das Abenteuer“ im ZDF: Was heißt schon „behindert“?

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Mit dem mutigen TV-Experiment „Menschen – das Abenteuer“ nimmt das ZDF ab diesem Wochenende fünf Samstage lang unter die Lupe, wie sich Menschen mit Behinderung und sozialer Benachteiligung im Alltag behaupten.

Sechs Stunden lang dauerte der Abstieg über das Geröllfeld. Mit Engelsgeduld führte Peter seine Partnerin Christiane über die Steine. Er ist kleinwüchsig, sie blind. Der querschnittsgelähmte Reini wiederum, der sonst keine Hilfe zulässt, ließ sich tragen, während der gehörlose Benjamin der beinamputierten Michaela die Gebärdensprache beibrachte. „Wie gut man doch ohne Worte kommunizieren kann“, staunte sie. Nachts gab es dann auf dem Zeltplatz Autoalarm. Alle schreckten aus tiefstem Schlummer hoch. Nur einer schlief in süßer Seligkeit weiter: der gehörlose Benjamin. „Wir bibbern, und der pennt“, beschwerte sich Reni. Da durfte dann gelacht werden.

„Ja, Spaß gehörte dazu“, sagt die ZDF-Redakteurin Hiltrud Fischer-Taubert. Und den sollen fünf Sonnabende lang jeweils um 17.45 Uhr auch die Zuschauer an der an diesem Samstag startenden ZDF-Reihe „Menschen – das Abenteuer“ haben. „Menschen – das Magazin“, das jede Woche den Alltag von behinderten und sozial benachteiligten Menschen behandelt, holt hier zu etwas ganz Besonderem aus, inspiriert von der BBC-Reihe „Beyond Boundaries“, bei der behinderte Menschen 2 000 Kilometer quer durch Nicaragua gewandert waren.

So aufwändig machen es die Mainzer nicht. Eine heimische Bergtour mit fünf Kandidaten tat es auch, ein erfahrener Bergführer und eine Physiotherapeutin waren dabei und vom ZDF Redakteurin Elisabeth zu Eulenburg. Sie und Kollegin Fischer-Taubert waren gespannt: Würden sich die fünf Menschen zu einem Team zusammenfinden und jeder dem anderen kameradschaftlich beistehen? Würden sie neue Möglichkeiten für sich entdecken, Stärken und Fähigkeiten, die ihnen zuvor vielleicht noch gar nicht bewusst waren? Und wie verträglich würde sich jeder in der Gruppe verhalten?

Denn Behinderte, die beiden wissen es, sind nicht automatisch Engel, und im übrigen: „Sie sind häufig gewohnt, diejenigen zu sein, auf die alle Rücksicht nehmen“, so Elisabeth zu Eulenburg. „Hier hatten alle eine Behinderung und verlangten jeweils eine besondere Rücksicht.“ Aber die beiden Redakteurinnen waren freudig überrascht: „Es gab viel weniger Reibereien als erwartet. Der Team-Geist war gleich da.“ Mit einiger Selbstironie dabei. Wenn zum Beispiel die einbeinige Michaela auf ihre Prothese verwies: „Die Frau von Welt pflegt sich. Das eine Bein ist rasiert, das andere poliert“.

Das erfreuliche Fazit des Abenteuers Mensch: „Die Behinderten selbst, aber auch die Zuschauer können sehen, dass man jemanden weniger über seine Behinderung als über die Möglichkeiten definieren sollte, die einer trotzdem hat.“ Gern würde man das Unternehmen wiederholen. Vielleicht nun in einem größeren Umfang, mit einer anderen Gruppe. Die Teilnehmer selbst haben sich erstmal zu einer „Nachbereitung“ verabredet. Und werden dabei am Ende feststellen, in den fünf Tagen ganz gute Freunde geworden zu sein. [Paul Barz/ar]

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