Münchner „Tatort“ ermittelt im Porno-Milieu

24
83
Bild: Destina - Fotolia.com
Bild: Destina - Fotolia.com

„Ich bin eine Pornodarstellerin“ – diesen Satz dürfte man nicht so oft hören. Denn viele in der Branche halten das geheim, sogar vor der eigenen Familie. Der heutige „Tatort“ aus München blickt in diese Welt. In „Hardcore“ müssen die TV-Kommissare den Tod einer jungen Frau klären.

Die Pornobranche: Verrucht oder normales Alltagsgeschäft? Der neue „Tatort“ aus München gibt Einblicke in eine Welt, die vielen völlig unbekannt ist – sagen zumindest alle. In „Hardcore“ wird die Pornodarstellerin Marie alias Luna Pink nach einem Dreh erdrosselt. Franz Leitmayr und Ivo Batic ermitteln in einer Branche, von der sie bislang keine Ahnung hatten. Philip Koch hat den ARD-Krimi inszeniert, der an diesem Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist.

Auch wenn es der Titel und das Thema nicht vermuten lassen: „Hardcore“ zeigt so gut wie keine nackten Tatsachen. Statt auf explizite Szenen setzt der Film auf die Vorstellungskraft. Härter ist dagegen die Sprache, die sich doch recht freizügig des Jargons bedient, der in der Branche üblich ist. Das Ergebnis ist ein intensiver und sehr düsterer Krimi aus einer Welt, die nur im Heimlichen existiert und die die Beteiligten dazu zwingt, in einem Netz aus Lügen und Halbwahrheiten zu leben.

„Wir wollten nicht lange sexuelle Darstellungen zeigen, sondern es sollte so viel wie möglich der Vorstellung jedes Zuschauers überlassen bleiben“, sagte Regisseur Koch der Deutschen Presse-Agentur in München. Deshalb wird vieles nur angedeutet. Gleich zu Beginn sind Männer mit Masken zu sehen, sie stehen im Kreis, die Münder in Ekstase verzerrt, die Musik rhythmisch und abgehackt. Sie stehen um ein Planschbecken, in dem eine junge Frau steht. Später entdecken die Kommissare im seichten Wasser Spuren der Lust. „Voller Sperma und Pisse“, regt sich Leitmayr auf.

Doch anders als vielleicht erwartet geht es in „Hardcore“ nicht um hilflose Frauen, die von mächtigen Pornoproduzenten gegen ihren Willen ausgebeutet werden. Denn mächtig sind die Produzenten keineswegs, lohnt sich das professionelle Drehen und Vermarkten von Pornos doch schon lange nicht mehr. Zu stark ist die Konkurrenz der Amateurfilmer, die mit Webcam direkt aus dem heimischen Wohnzimmer ihre Filmchen online anbieten.

Koch, der auch das Drehbuch mitgeschrieben hat, ging es vielmehr um die Frage, wie Menschen damit umgehen, dass sie beim Porno arbeiten. Im Interview mit der DPA beschreibt er die Motivation der Darsteller wie folgt:

„Bei den meisten ist es so eine Swinger-2.0-Geschichte, sie wollen ihren sexuellen Gelüsten freien Raum geben. Das sind eigentlich Swingerpartys mit Kameras. Für die Amateure ist es eine Spielwiese für safer sex (sicheren Sex). Bei den Drehs läuft alles korrekt ab mit Gesundheitschecks. Für viele ist das nur ein zweites Standbein, sie versuchen, sich etwas dazuzuverdienen. Viele erzählen nicht mal ihren Familien davon, sie führen ein Doppelleben. Das ist absurd, weil es so ein Riesenkonsumentenmarkt ist. Aber darüber wird kaum gesprochen. Obwohl wir so offen sind, ist dieses Thema doch mit vielen Tabus versehen.“[dpa]

Bildquelle:

  • Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com

24 Kommentare im Forum

  1. Na Klasse, viel Fäkalsprache und keine Titten. Mir wäre es andersrum lieber gewesen. Aber das geht 20.15 Uhr wohl nicht. Das Thema hätte sich doch angeboten. Glotz ich eben Fußball-Länderspiel.(y)
Alle Kommentare 24 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum