Murdoch-Befragung bringt britische Regierung in Bedrängnis

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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In dieser Woche müssen sich Medienmogul Rupert Murdoch und sein Sohn James erneut wegen des Abhörskandals vor einem britischen Untersuchungsausschuss verantworten. Ins Visier der Kritik gerät zunehmend auch die britische Regierung, die offenbar regelmäßig mit Murdoch in Kontakt stand.

Nachdem am gestrigen Dienstag (24. April) neue E-Mail-Kontakte zwischen Mitarbeitern des Murdoch-Konzerns und mehreren Regierungsmitgliedern bekannt wurden, gerät die britische Regierung zunehmend in Bedrängnis. Wie viel wusste die Regierung von der Affäre? Neue Details im Abhörskandal um die inzwischen eingestellte Sonntagszeitung „News Of The World“ erhofft man sich bei der mit Spannung erwarteten Ausage von Medienmogul Rupert Murdoch, der sich am heutigen Mittwoch (25. April) vor dem Untersuchungsausschuss zur Neuordnung der Presseethik rechtfertigen muss.

Dem E-Mail-Verkehr zufolge sollen Murdoch-Mitarbeiter mit Kulturminister Jeremy Hunt Kontakt aufgenommen haben, noch ehe dieser für die Angelegenheit zuständig war. Es ging um die Übernahme der restlichen Anteile des Fernsehkonzerns BSkyB durch Murdoch – einen Milliardendeal. Wenig später entband Cameron den bisher für Medien zuständigen Wirtschaftsminister Vince Cable von der Aufgabe und übertrug sie Hunt. Tatsächlich befürwortete dieser dann die wettbewerbsrechtlich umstrittene Übernahme.

Am Dienstag hatte zunächst der Sohn des 81 Jahre alten Medienmoguls, James Murdoch (39), unter Eid vor dem Ausschuss aussagen müssen. Er bestritt, vom Ausmaß des Skandals um Bespitzelung und illegale Recherchemethoden gewusst zu haben.

James Murdoch gab zu, sich mehrfach mit wichtigen Politikern getroffen zu haben, unter anderem zwölfmal mit Cameron. Gespräche gab es außerdem mit dem heutigen Schatzkanzler George Osborne und Außenminister William Hague, während deren konservative Partei noch in der Opposition war. Diese Treffen seien aber nicht von großer Bedeutung gewesen. „Ich habe nicht sehr viel Zeit mit Politikern verbracht“, sagte Murdoch.

Im Laufe des Verhandlungstages wurden jedoch E-Mails bekannt, die einen engen und regelmäßigen Kontakt Murdochs und seiner Leute mit der Regierung nahelegen. Auch Premierminister Cameron selbst geriet wieder mehr in die Kritik. Ein Abendessen am 23. Dezember 2010 mit James Murdoch fand den vorgelegten Beweismitteln zufolge im Haus der inzwischen wegen der Abhöraffäre zurückgetretenen Verlagschefin Rebekah Brooks statt. Cameron hatte sich bis dato geweigert, den Ort des Dinners zu nennen.

Der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Ed Miliband, rief Hunt zum Rücktritt auf. Premierminister David Cameron stellte sich dagegen hinter seinen Minister, der auch für Sport und damit die Ausrichtung der Olympischen Spiele in London zuständig ist.

Hunt wandte sich am Abend gegen die Vorwürfe und wies die Rücktrittsforderungen zurück. Er habe den Vorsitzenden des Ausschusses gebeten, ihn als Zeugen zu laden, damit er erklären könne, dass alles fair abgelaufen sei. „Wir haben heute die eine Seite der Geschichte gehört“, sagte Hunt. Einige der vorgebrachten Beweise aber seien schlichtweg falsch.

James Murdoch hatte 2007 die britische Verlagsholding News International, eine Tochter von Rupert Murdochs Medienkonzern News Corporation, übernommen. Damals sei er der Auffassung gewesen, Bespitzelung sei eine „Sache der Vergangenheit“. Für juristische und ethische Fragen sei vor allem der Chefredakteur verantwortlich gewesen. Er habe sich nicht eingemischt, „was in die Zeitung kommt“.

Bei „News of the World“, einer der Zeitungen der Holding, waren unter anderem Anrufbeantworter von Prominenten, aber auch von Opfern von Straftaten angezapft worden. Zu News International gehört auch die „Sun“, gegen die ebenfalls Untersuchungen wegen Verstößen gegen das Gesetz und den Pressekodex laufen. James und sein Vater Rupert Murdoch hatten vergangenes Jahr bereits vor einem Ausschuss des Parlamentes ausgesagt und dabei ebenfalls bestritten, über das Ausmaß der Bespitzelung Bescheid gewusst zu haben. [dpa/fm]

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