NASA will ab 2017 wieder eigene Raumschiffe ins All schicken

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Nach drei Jahren mehr oder weniger freiwilliger Partnerschaft in der bemannten Raumfahrt möchten sich die USA nun wieder von Russland trennen. Die NASA will ab 2017 wieder selbst dafür Sorge tragen, dass ihre Astronauten ins All kommen. Der Bau neuer Raumschiffe soll dabei an zwei Fremdfirmen ausgelagert werden.

Die Abhängigkeit von Russland kratzt seit Jahren am Stolz der Raumfahrtnation USA. Seit die US-Shuttles 2011 aus Kostengründen eingemottet wurden, ist die Nasa beim Transport von Astronauten auf russische Sojus-Kapseln angewiesen. Das ist bei mehr als 50 Millionen Dollar (über 40 Millionen Euro) pro Flug auch für das Budget der US-Raumfahrtbehörde ein Problem. „Die bedeutendste Nation der Welt sollte bei der Raumfahrt nicht auf ein anderes Land angewiesen sein“, betont NASA-Chef Charles Bolden bei jeder Gelegenheit – und setzt zum Befreiungsschlag an: Ab 2017 will die Nasa ihre Astronauten wieder selbst ins Weltall fliegen.

Neue Shuttles will die NASA aber nicht bauen – ein Paradigmenwechsel für die Behörde, die ihre Transporter stets selbst entwickelt hat. Diesmal wird modern ausgelagert: Die US-Firmen Boeing und SpaceX haben den Zuschlag bekommen und erhalten Milliarden Dollar für die Entwicklung neuer Raumtransporter und mehrere Flüge.

Der Flugzeug-Gigant Boeing gilt als traditionsreicher, erfahrener und bewährter Partner und die 2002 vom smarten Unternehmer Elon Musk gegründete Raumfahrt-Firma SpaceX als ambitionierter Aufsteiger. Langfristig könnte die bisher auf sechs Mitglieder begrenzte Crew an Bord der Internationalen Raumstation ISS so auch ausgebaut und dort noch mehr Forschung betrieben werden, teilt die NASA mit.
 
Beide Unternehmen starten nicht bei Null, sondern arbeiten seit längerem an der Entwicklung. Boeing nennt seinen Transporter CST-100, der von SpaceX heißt Dragon V2. Gleich zwei Frachter zur Auswahl zu haben, bietet der NASA mehr Platz für Raumfahrer und mehr Sicherheit, falls bei Entwicklung und Tests etwas schief läuft – wie im vergangenen Herbst. Damals explodierte erst der Frachter Cygnus der US-Firma Orbital Sciences kurz nach dem Start, wenige Tage später starb dann beim Absturz des Raumschiffs SpaceShipTwo ein Testpilot.
 
Trotz der Rückschläge: Die NASA spart durch die „Teilprivatisierung“ Kosten und Kapazitäten, und die Raumfahrt-Unternehmen erhoffen sich ein neues Betätigungsfeld – den Weltraum-Tourismus. Bei jedem Transport könnte beispielsweise ein Besucher mit an Bord sein, der das Geld für sein teures Ticket an Boeing oder SpaceX überweist.
 
Ein Prestigeprojekt behält sich die NASA zudem selbst vor: den Transporter Orion. Dieser sei für „noch ehrgeizigere Missionen“, stellt NASA-Chef Bolden klar: „Menschen zum Mars zu schicken“. Ein erster Probeflug Anfang Dezember glückte, und die unbemannte Kapsel schlug nach viereinhalb Flugstunden wie geplant im Pazifik auf.
 
„Orions Test ist ein entscheidender Schritt auf unserem Weg zum Mars“, twitterte die NASA. Astronauten könnten damit tiefer in den Weltraum reisen als je zuvor. Der Testflug sollte unter anderem zeigen, ob die Elektronik an Bord der großen Reibungshitze standhält und die Fallschirme die hohe Fallgeschwindigkeit bremsen können.
 
Der Abschied vom russischen Weltraum-Taxi Sojus hat für die NASA schon lange höchste Priorität. Die blutige Krise in der Ukraine aber dürfte dem Plan größere Dringlichkeit verliehen haben. Demonstrativ hatte die NASA ihre Zusammenarbeit mit dem russischen Staat, den die USA in der Ukraine als Aggressor sehen, teilweise eingestellt. „Im Weltraum ist es gerade einsamer geworden“, kommentierte das „Time“-Magazin. Bei dem mit Abstand wichtigsten Kooperationsprojekt, dem Betrieb der Raumstation ISS, solle es aber keine Abstriche geben, hieß es.
 
Russland sieht das ehrgeizige Programm der Nasa mit Freude und Skepsis zugleich. Zwar bringt jeder Transport eines US-Astronauten Millionen. Die Raumfahrtbehörde Roskosmos hat aber immer gewarnt, dass es fahrlässig sei, sich auf nur ein Raumschiff zu verlassen. „Ohne Sojus haben alle ein Problem“, sagt Leiter Oleg Ostapenko.
 
Das größte Land der Erde hat längst andere Ziele im Blick: Auch Russland will in absehbarer Zeit den Start einer bemannten Mission zum Mars. Ostapenko geht davon aus, dass eine solche historische Reise nur in Gemeinschaft möglich ist. Er rechnet daher auch mit den USA sowie mit Europa – und mit der aufstrebenden Raumfahrtmacht China. Hier ist die Nasa bisher zurückhaltend. Ostapenko ist aber optimistisch. „Die USA werden einsehen, dass niemand im Alleingang Menschen zum Mars und zurück bringen kann“, meint der Roskosmos-Chef. [dpa/kh]

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37 Kommentare im Forum

  1. AW: NASA will ab 2017 wieder eigene Raumschiffe ins All schicken ... und letztens erprobte man die Technik, mit der man 1969 angeblich schon auf den Mond geflogen ist.
  2. AW: NASA will ab 2017 wieder eigene Raumschiffe ins All schicken Und nutzt dazu Russische Raketentechnik die man gekauft hat.
  3. AW: NASA will ab 2017 wieder eigene Raumschiffe ins All schicken Was heißt angeblich?! Die Russen waren nicht (persönlich) auf dem Mond, "nur" die Amis.
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