NDR-Drehbuchaffäre vor Gericht: Nichts von Pseudonymen gewusst

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Verena Kulenkampff, die frühere Vorgesetzte der langjährigen NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze, will nach eigenen Angaben nichts von den Pseudonymen gewusst ghaben, unter denen die Heinze eigene Drehbücher beim Sender eingeschläust habe. Es habe jedoch klare Regeln gegeben.

Verena Kulenkampff, frühere Vorgesetzte der langjährigen NDR-Fernsehspielchefin Doris J. Heinze, hat nach eigenen Angaben nicht gewusst, dass im Drehbuch-Skandal Pseudonyme benutzt wurden. Dass hinter „Marie Funder“ und „Niklas Becker“ Heinze und ihr Ehemann steckten, davon habe sie damals keine Kenntnis gehabt, sagte Kulenkampff, heute Fernsehdirektorin des WDR, am Freitag als Zeugin vor dem Hamburger Landgericht. „Ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass jemand einen anderen Namen benutzt.“ Am Freitagnachmittag sollte noch ein weiterer Zeuge befragt werden.

Heinze hat zugegeben, Stoffe von sich und ihrem Mann unter Decknamen beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) untergebracht zu haben. Die 63-Jährige steht wegen schwerer Bestechlichkeit, schwerer Untreue und Betrugs vor Gericht. Auch ihr Mann und eine Filmproduzentin sind angeklagt.

Kulenkampff erklärte, ob Autoren ein Pseudonym oder ihren Klarnamen verwendeten, habe in den Verträgen damals nicht angegeben werden müssen. Erst nach der Drehbuch-Affäre habe sich das geändert. Mit Heinze und ihrem Ehemann – einem Autor – habe es für das Schreiben von Drehbüchern klare Vereinbarungen gegeben, sagte die 59-Jährige. „Das war ja alles schriftlich geregelt.“

Um den Anschein von Vetternwirtschaft zu vermeiden, habe der NDR nicht gewollt, dass der Ehemann für die Redaktion seiner Frau arbeitet. Weil sich Heinzes Mann über eine Art Berufsverbot beschwert habe, sei geregelt worden, dass er „in der großen ARD“ für jede Landesrundfunkanstalt arbeiten dürfe – wenn der NDR nicht die redaktionelle Federführung habe. Mit Heinze selbst sei vereinbart worden, dass sie nicht mehr als ein Drehbuch pro Jahr für das halbe Honorar schreiben dürfe.

Kulenkampff berichtete, Heinze habe sehr viele Projekte redaktionell betreut, darunter etwa den „Tatort“. „Sie war eine äußerst fleißige Person.“ Die 63-Jährige habe „zur großen Zufriedenheit des Hauses und meiner Zufriedenheit“ gearbeitet. Dass nebenbei noch Zeit bliebe, um Drehbücher zu schreiben, hätte sie kaum für möglich gehalten.

Heinze bestritt erneut verbotene Absprachen mit der Produzentin. „Wir hatten überhaupt keine besondere Verabredung getroffen“, sagte die 63-Jährige. „Es war – mal abgesehen von den Pseudonymen – eine ganz normale Zusammenarbeit.“ Die Verwendung von Decknamen bringe aber eine „gewisse Geheimhaltung“ mit sich. Sie habe auch darüber nachgedacht, wann sie sich ihrem Arbeitgeber, dem NDR, anvertrauen könne.

Sie habe gewusst, dass ihr als NDR-Mitarbeiterin nur die Hälfte des Honorars zustehe, sagte Heinze. „Was ganz klar war, war die 50-Prozent-Regel – wobei die unterschiedlich gehandhabt wurde. Es gab ganz viele Möglichkeiten, die zu umgehen.“ Die Regelwerke des NDR mit den Dienstanweisungen hätten zwar in ihrem Büro gestanden, im Wortlaut habe sie diese aber nicht gelesen. Sie habe aber dennoch gewusst, dass es nicht in Ordnung war, Pseudonyme nicht offenzulegen oder Geschäfte mit Angehörigen zu machen. [dpa/ps]

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