Nach Abhörskandal: Regierung lässt BSkyB-Deal wackeln

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die schon als sicher geltende Komplettübernahme von BSkyB durch Murdochs News Corp. ist in Gefahr. Nach dem Medienskandal in Großbritannien hat die britische Regierung die Medienbehörde Ofcom angewiesen, ihre Empfehlungen noch einmal zu überarbeiten.

Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung „Independent“ (Dienstagsausgabe) hat die britische Regierung Anwälte beauftragt, um eine Strategie zu entwickeln, wie die Komplettübernahme noch verhindert werden kann. Zudem hielten sie die Medienhüter an, die Empfehlung für die Übernahme wegen des Abhörskandals zu überdenken.
 
Zuvor hatte die Opposition um Ed Miliband (Labour-Party) Druck auf Premierminister David Cameron ausgeübt. Sie drohten damit, die Entscheidung über das lukrative Geschäft am Mittwoch bei einer Abstimmung im Unterhaus zu verzögern (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).

Im Vorfeld hatten die Liberaldemokraten, Koalitionspartner der Konservativen, bereits signalisiert, dem Vorgehen der oppositionellen Labor-Party folgen zu wollen. Diese fordert, dass die Entscheidung zu einer Monate dauernden intensiven Prüfung an die Wettbewerbskommission übergeben werden soll. Kulturminister Jeremy Hunt (Conservative Party) wollte bereits in der vergangenen Woche die politische Entscheidung über die Komplettübernahme der Senderkette BSkyB auf September vertagen.

Ursprünglich wollte die Regierung in dieser Woche eine Entscheidung fällen, ob der Murdoch-Konzern die Senderkette kaufen darf, obwohl ihm über die Holding News International bereits wichtige Zeitungen in Großbritannien wie die „Times“ und die „Sun“ gehören. Die Zahl der öffentlichen Bedenken gegen den auf bis zu 8 Milliarden Pfund (9 Milliarden Euro) geschätzten Deal sei von erwarteten 60 000 auf über 150 000 gestiegen, schrieb die „Financial Times“.
 
Fest steht, dass die Briten selbst zum Boykott gegen Murdoch aufrufen und auch die Politik noch einmal gegen die Übernahmepläne mobil macht. Dazu werden einmal mehr die Möglichkeiten des Internets, speziell der sozialen Netzwerke genutzt. Per Twitter und Blogs rufen die Inselbewohner derzeit zum Aufstand gegen das Medienimperium auf und veröffentlichen Telefonnummern und E-Mail-Adressen von Anzeigenkunden, die in „News Of The World“ inserieren.
 
Am vergangenen Montag (4. Juli) kamen Details über den Abhörskandal, der im wesentlichen bei der häufig als „Revolverblatt“verschrienen Boulevard-Sonntagszeitung „News of the World“ aus demMedienimperium von Murdoch spielt, heraus. Der „Guardian“ veröffentlichte, dass dieReporter nicht nur Prominente, darunter Schauspieler wie Sienna Millerund Jude Law bespitzelt haben, sondern auch mindestens ein entführtesMädchen.
 
Die Reporter sollen, so der Vorwurf, die Handy-Mailbox desKindes nicht nur abgehört, sondern sogar alte Meldungen gelöscht haben,um Platz für neue Konversationen zu schaffen. Auf diese Weise wurdenEltern und Polizei in den Glauben versetzt, die kleine Milly könnte nochleben, obwohl ihr Entführer sie bereits ermordet hatte. [frt]

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2 Kommentare im Forum

  1. AW: Nach Abhörskandal: Regierung lässt BSkyB-Deal wackeln Ist doch gut für Murdoch, jetzt fällt gerade der Preis der Aktien...
  2. AW: Nach Abhörskandal: Regierung lässt BSkyB-Deal wackeln Die Skandal treibt auf einen neuen Höhepunkt zu. Gordon Browns Bankdaten, Informationen über seinen Gesundheitszustand und den seines Kindes und natürlich das Telefon wurden von Murdoch Blättern angezapft. Scotland Yard wirft dem Unternehmen vor auch jetzt noch durch gezielte Informationen, die Untersuchungen zu sabotieren usw usw Der BSkyB Deal ist jetzt bei den Kartellbehörden angelangt, nachdem Murdoch selbst seine Zugeständnisee zurückgezogen hat. Es ist natürlich schwierig, wenn so ein Skandal in vollem Gange ist, genau zu prognostizieren wie es in dieser Sache ausgeht, aber ich lgaube, das wird nichts mehr. Murdoch kann froh sein, daß durch seinen Schachzug der Deal aus der Hand der Politiker gekommen ist, sonst wäre womöglich am Ende auch seine Beteiligung an BSkyB futsch.
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