Nach HR: Auch RBB-Intendantin geht

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Personelle Achterbahnfahrt bei den ARD-Anstalten: Nach dem HR verliert nun auch der RBB überraschend seinen Chef. Intendantin Dagmar Reim wirft nach rund 13 Jahren das Handtuch und gibt die Führung des RBB damit bereits zwei Jahre vor Vertragsende ab.

Als eiserne Lady gilt sie nicht, doch eiserne Disziplin ist ihr wichtig. Dagmar Reim (64), die erste Frau an der Spitze einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, joggt täglich noch vor dem Morgengrauen, pflegt stets ein klares Wort und setzt ihre Ziele durch, auch wenn der Wind von vorn weht: freundlich und leise, eisern und konsequent. So hat sie 2003 als Gründungsintendantin den aus ORB und SFB entstandenen Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) aus der Taufe gehoben und harte Sparrunden durchgesetzt. So hat sie die Frauenquote in Führungsetagen des Senders verdoppelt, „weil es meine Überzeugung ist, dass das so sein sollte“. Und so kündigt sie den überraschenden Abschied aus dem Amt zwei Jahre vor Vertragsende an.

„Ich will und werde jetzt eine andere Priorität setzen – und die gehört der Familie“, sagte Reim der Deutschen Presse-Agentur zu ihren Motiven. „Meine Familie ist kein Deko-Element in meinem Leben.“ Sorge sei nicht nötig, winkt die Ehefrau, Mutter und Großmutter ab, es gehe allen gut, die nun anstehende Familienzeit nach mehr als 41 Jahren im Beruf kann und soll ausgekostet werden. Aber für Intendantin Reim geht eben nur ganz oder gar nicht: „Meiner Meinung nach ist es nicht möglich, einen solchen Beruf mit angezogener Handbremse zu machen.“
 
Wenn sie im Sommer 2016 mitten in der dritten Amtszeit geht, wird sie den drittkleinsten der neun ARD-Sender 13 Jahre lang geführt haben. „Das ist keine Kurzzeit und der Sender brauchte selbstverständich nach der Fusion dringend eine Phase der Kontinuität, die mit sehr viel Aufbauarbeit verbunden war – die konnte ich hier leisten.“ Nicht allein, wie sie stets betont: „Intendantin zu sein, ist kein einsamer Job, es geht nur und ausschließlich im Team.“ Es sei eine wunderbare Aufgabe gewesen.
 
Noch sei es zu früh zur Schlussbilanz, sagt Reim. Zum zehnjährigen RBB-Bestehen vor zwei Jahren berichtete sie, rund 300 der damals 1763 Stellen von SFB (1100) und ORB (600) hat sie abgebaut, „ohne betriebsbedingte Kündigungen“. Einen von damals sieben Hörfunksendern (Radio Multikulti) wickelte sie ab, aus zwei dritten TV-Programmen wurde eines. Sie habe einen Sparkurs fahren müssen nach der Fusion vom Sender Freies Berlin mit dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg. „Ich habe von vorneherein versucht, nicht in Seiten zu denken, erleichtert hat mir das der Zugang von außen.“
 
Die in Heidelberg geborene Reim begann ihre Karriere 1975 als Hörfunk-Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk in München. Später wechselte sie zum Westdeutschen Rundfunk nach Köln, dann zum Norddeutschen Rundfunk. 1995 wurde sie Chefredakteurin des NDR-Hörfunks, 1998 Direktorin des Landesfunkhauses Hamburg. Ihre Kandidatur für das Amt des ZDF-Intendanten zog sie 2001 nach dem zweiten Wahlgang zurück, da sie keine Aussicht auf Erfolg hatte. Die nächsten Intendantenwahl, die des RBB, entschied sie dann für sich – gegen den favorisierten damaligen WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf.
 
Längst kommt der RBB mit seinen knapp 2000 Angestellten ohne Finanzhilfe des Senderverbundes ARD aus. „Unsere Haltung ist: Wir verlangen nichts, aber wir geben auch nichts“, heißt es in typischer Reim-Klarheit. Seit Umstellung der Rundfunkgebühr von Geräten auf die Haushaltsabgabe habe der Sender zudem „relativ hohe Rücklagen“ von rund 85 Millionen Euro bilden können, die gemäß Beschluss der Ministerpräsidenten bisher aber nicht ausgegeben werden dürfen.
 
„Wenn es so käme, dass die Sender die Rücklagen haben dürften, dann würden vielleicht bald ein wenig leichtere Zeiten für den RBB anbrechen“, sagt die Intendantin vorsichtig und „extra im Konjunktiv“. Auch das ist für sie ein guter Zeitpunkt, sich ins Private zu verabschieden. [Jutta Steinhoff/fs]

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21 Kommentare im Forum

  1. Naja, mit horrenden Altersrückstellungen, bezahlt vom Beitragszahler, kann man natürlich einfach so mit arbeiten aufhören.
  2. Nach 41 Jahren hat sie sich das wohl verdient. Ich find das war ein ziemlich dummer Stammtischkommentar, aus einer Runde 36 jähriger Frührentner mit Haltungsschaden. Hauptsache meckern
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