Nach Horst Krause: Erster Fall für neuen „Polizeiruf“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Nachdem Horst Krause im Sommer seinen Dienst quittiert und in Rente gegangen ist, feiert nun das neue „Polizeiruf“-Team seinen Einstand. Der Krimi rückt dabei an die deutsch-polnische Grenze und beschert Lenski einen neuen Partner, der so gar nicht mit Krause zu vergleichen ist.

Nach 17 Jahren rollte Dorfpolizist Horst Krause im Mai mit seinem alten Motorrad in die Rente. Zurück blieb seine letzte Ermittler-Partnerin Olga Lenski. Die muss sich im Brandenburger „Polizeiruf 110“ nun neu orientieren. Nach dem Abschied der Institution Krause hat der RBB die Krimireihe umgekrempelt: Für Kommissarin Lenski (Maria Simon) geht es noch ein Stückchen Richtung Osten. Dort fängt sie in der Grenzregion um Frankfurt (Oder) bei einer deutsch-polnischen Mordkommission an.
 
„Grenzgänger“ heißt die Premiere des neuen Teams, die am Sonntag im Ersten (20.15 Uhr) ausgestrahlt wird; die polnischen Passagen hören die Zuschauer übrigens im Original. Fast zeitgleich läuft der Film im polnischen Fernsehen. „Grenzgänger“ sind darin nicht nur die Polizisten, die dies- und jenseits der Oder ermitteln, sondern fast alle Protagonisten in diesem tragischen Fall, bei dem ein Student totgeschlagen wird.
 
Nach dem gemütlichen Polizeihauptmeister Krause hat Lenski es nun mit dem kernigen Deutsch-Polen Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) zu tun. Ihr neuer Partner fährt zwar auch Motorrad, aber in Schimanski-Jacke und mit einem rasanteren Modell. „Der Meister hatte wenigstens nen Beiwagen“, murmelt Lenski, bevor sie widerwillig als Sozia auf die Maschine steigt.

Schon gleich zu Beginn verscherzt sie sich es ein wenig mit den polnischen Kollegen. „Toller Einstand, Frau Lenski“, begrüßt sie Raczek. Denn bereits auf dem Weg zur neuen Dienststelle mischt sie sich ungefragt ein: Als die polnische Polizei einen zu Fuß flüchtenden Autofahrer verfolgt, setzt sie sich kurzerhand ans Steuer des stehengelassenen Wagens, weil sie gesehen hat, dass auf dem Rücksitz ein schwer verletzter Mann liegt.
 
Der polnische Student Tomasz, der an der Uni über den Tschetschenien-Krieg recherchierte und ein talentierter Amateur-Boxer war, stirbt wenig später im Krankenhaus. Sein gewaltsamer Tod wird Lenskis erster Fall. Es ist eine komplexe Geschichte mit ziemlich vielen Themen, die Regisseur und Co-Autor Jakob Ziemnicki erzählt: Sie deckt Familiendramen auf, schildert das frustrierende Schicksal tschetschenischer Asylbewerber und führt gleichzeitig die neue zweisprachige Polizeitruppe ein.
 
Dennoch: „Grenzgänger“ ist eindringlich inszeniert und gespielt und ein gelungener Einstand für den neuen „Polizeiruf“. Dazu tragen die Darsteller bei, neben Simon und Gregorowicz unter anderen Manfred Zapatka als Anwalt, Christoph Luser als dessen Sohn und Boxclub-Besitzer sowie Danuta Stenka als Tomasz Mutter und Mitarbeiterin der Anwaltskanzlei. Mit der Grenzregion um Frankfurt (Oder) und Slubice wird am ARD-Krimisonntag zudem ein unverbrauchtes Terrain erschlossen.
 
Auch für den neuen „Polizeiruf“-Kommissar Gregorowicz („Soul Kitchen“, „Unsere Mütter, unsere Väter“), der teilweise in Polen aufwuchs, war es „eine ganz neue Gegend“, wie er im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur sagt. „Frankfurt an der Oder ist ein bisschen wie Bochum, wo ich herkomme. Deshalb habe ich mich dort sofort gut gefühlt, weil ich das so kannte.“
 
Seinen Vorgänger Krause hat Gregorowicz bisher nur einmal getroffen – bei einer zufälligen Begegnung in Berlin auf der Straße, wie der 39-Jährige berichtet. „Ich hatte mir vorgenommen, ihn nicht zu treffen, um nicht belastet zu sein.“ Da sei ihm Krause völlig ungeplant über den Weg gelaufen – „er wusste nicht, wer ich bin und ich habe ihm gesagt, dass ich sein Nachfolger bin“. In einer Kneipe hätten sie dann geredet und ein paar Bier zusammen getrunken. „Und dann habe ich seinen Segen bekommen.“
 
Der zweite Fall für das neue deutsch-polnische Team ist bereits abgedreht und soll 2016 laufen. Der dritte Teil werde im kommenden Jahr entstehen, so Gregorowicz. „Ich habe erstmal für vier Filme unterschrieben – und dann muss man gucken, ob man sich liebhat.“

[Nathalie Waehlisch/fs]

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15 Kommentare im Forum

  1. Ich habe nach 10 Minuten umgeschaltet, da ich leider kein Deutsch-Polnisch Wörterbuch zur Hand hatte. Das es noch nicht einmal deutsche Untertitel gab ist in meinen Augen peinlich. Ich besuche nicht extra VHS Kurse in fremden Sprachen um Filme deutscher Herkunft zu verstehen. Auch wenn es in solchen Polizeiwachen ein solches Sprachgemenge geben wird, es wäre nicht zu viel verlangt gewesen, die polnisch gesprochenen Passsagen mich einem deutschen Untertitel zu versehen. Vielleicht war das ja nach 10 Minuten der Fall...
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