„Nachtsicht“: Auto als Mordwaffe im Bremer „Tatort“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Serienkiller mit Auto als Tatwaffe: Was nach Tarantinos „Death Proof“ klingt, ist die Handlung im neuen Bremer „Tatort“, in dem die Kommissare Lürsen und Stedefreund einen Mörder jagen, der sich vor allem gegen seine Familie auflehnt.

Lautlos und nahezu unsichtbar gleitet das Auto durch die Dunkelheit – bis der Fahrer plötzlich das Schweinwerferlicht anschaltet und draufhält. Mehrfach überfährt der Mörder den wehrlosen jungen Mann auf der Straße. Die Kommissare Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) haben im neuen Bremer Tatort „Nachtsicht“ von vornherein den Lackierer und ehemaligen Drogenabhängigen Kristian Friedland (Moritz Führmann) im Visier – seine Eltern aber blockieren die Ermittlungen gegen ihren Sohn hartnäckig.
 
„Da war mein Sohn schon lange im Bett“, fährt Jost Friedland (Rainer Bock) die Kommissare an, als die ihn nach dem ersten Mord befragen. „Und das wissen Sie, weil sie ihn jeden Abend ins Bett bringen?“, fragt Kommissarin Lürsen gereizt. Die Szene gleich zu Beginn des neuen Tatorts fängt die Beziehung zwischen dem Hauptverdächtigen Kristian Friedland und seinem Vater gut ein. Später wird noch deutlicher, dass der Wunsch nach Anerkennung durch den Vater und die Auflehnung gegen ihn einen inneren Kampf im Kopf des tief depressiven Sohnes führen.

Als weitere Leichen auftauchen, entdecken die Kommissare die Tatwaffe: Das Auto gleicht einem selbstgebauten Panzer. Extradicke Türen, ein Dorn neben dem Hinterrad, Plexiglas unter dem Sitz, um die Opfer während ihres Todes zu beobachten – der umgerüstete Wagen ist absolut „todessicher“. Wie bei Tarantinos „Death Proof“, empfindet der hochprofessionell ausgestattete Täter Erregung beim Überfahren seiner Opfer. Eine Trophäensammlung aus Haaren, Nägeln und Gewebeteilen bestärkt diese Annahme für die Kommissare. Dem Zuschauer kann dabei schnell anders werden.
 
Schon zu Beginn des „Tatorts“ finden Kristian Friedlands Eltern Hinweise, dass ihr Sohn der Mörder ist. Doch die krebskranke Leonie Friedland (Angela Roy) will es nicht sehen, der Vater lenkt den Verdacht auf Kristians Arbeitskollegen. Die Familie baut eine Fassade des Schweigens und Verschleierns um das Unaussprechliche.
 
Mit dem Theaterschauspieler Moritz Führmann wurde die passende Besetzung für Kristian Friedland gefunden. Gekonnt setzt er dessen emotionale Ausbrüche um, die in dieser Rolle nicht überdramatisch wirken. Neben der still leidenden Angela Roy und dem entschlossenen Rainer Bock, gelingt es ihm, die innere Rebellion gegen die heile Familienwelt zu inszenieren.
 
Lürsen und Stedefreund ermitteln auch in ihrem fünftletzten Tatort stetig und gelassen wie gewohnt. Die Fans des Bremer Tatort-Duos dürfen sich in dieser Folge auch auf ein wenig Romanze zwischen Stedefreund und BKA-Kollegin Linda Selb (Luise Wolfram) freuen.
 
Bevor Sabine Postel und Oliver Mommsen 2019 nach rund 20 Jahren die Kommissarrollen aufgeben, soll es ein „furioses Finale“ für das Ermittlerteam geben, wie Radio-Bremen-Programmdirektor Jan Weyrauch ankündigte.

[Antonia Schaefer/buhl]

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10 Kommentare im Forum

  1. Ja, fand ich auch nur die Darstellerin im Rollstuhl war eine Fehlbesetzung. Mit deren dünnen Armen würde die sich nicht per Rolli bewegen können.
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