Neue Empörung um Werbung bei Online-Mediathek von ARD und ZDF

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Als vermeintliche Enthüllung hat das „Handelsblatt“ am Freitag Pläne von ARD und ZDF präsentiert, wonach die für 2012 geplante Online-Videothek „Germany’s Gold“ nicht auf Werbung verzichten will. Der Schritt ist allerdings seit Monaten bekannt.

Bereits im April hatte ZDF-Intendant Markus Schächter davon gesprochen, das geplante Portal mit „Qualitätsinhalten aus 60 Jahren deutscher Fernsehgeschichte“ wahlweise gegen eine monatliche Gebühr oder mit Werbeeinblendungen zugänglich zu machen. „Es geht um die Perspektive, großes Geld im Video-on-Demand-Bereich zu verdienen“, wurde der scheidende Intendant seinerzeit von der „Financial Times Deutschland“ zitiert (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
 
Dem „Handelsblatt“ sagte WDR-Justiziarin Michel jetzt, die auf diesem Weg generierten Einnahmen würden auch dazu beitragen, die Rundfunkgebühr gering zu halten. Seitens des WDR, der auf ARD-Seite mit der Umsetzung von „Germany’s Gold“ betraut wurde, kam Vize-Intendantin Eva-Maria Michel zu Wort. Sie bezeichnete Werbung ebenfalls als „nicht ausgeschlossen“ und verwies auf die gesetzliche Grundlage, wonach kommerzielle Töchter der öffentlich-rechtlichen Anstalten ihre Inhalte kostenpflichtig vermarkten dürfen.

Dem Unterfangen droht trotzdem massiver Gegenwind: Gegen die teilweise Finanzierung dieses Online-Angebots durch Werbung hege man „deutliche rechtliche und politische Bedenken, die wir ebenso deutlich zum Ausdruck bringen würden“, hatte der medienpolitische Leiter des Privatsenders RTL, Tobias Schmid, bereits in der Vergangenheit angekündigt.
 
Die Idee für „Germany’s Gold“ geht laut früheren Angaben auf das ZDF und den Branchenverband Produzentenallianz zurück. Die Sender kämen damit auch den Forderungen der Produktionsbetriebe nach einer gerechteren Entlohnung für die Zweitverwertung ihrer Inhalte im Netz entgegen. Zuletzt hatte das Bundeskartellamt eine zeitnahe Prüfung der Mediathek angekündigt.
 
17 Anbieter, darunter kommerzielle Tochtergesellschaften öffentlich-rechtlicher Sender wie die WDR Mediagroup und private Produktionsgesellschaften wie Brainpool („TV Total“) bereiten derzeit Inhalte für „Germany’s Gold“ auf (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). 
 
Das Projekt ist nicht unumstritten, da kommerzielle Aktivitäten öffentlich-rechtlicher Sender in der rechtlichen Grauzone anzusiedeln sind. Mit ZDF Enterprises und der WDR Mediagroup übernehmen deshalb auch die beiden Tochtergesellschaften die Federführung, die nach Regelungen des Rundfunkstaatsvertrages als einzige privatwirtschaftlich im Markt tätig werden dürfen. [ar]

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11 Kommentare im Forum

  1. AW: Neue Empörung um Werbung bei Online-Mediathek von ARD und ZDF Fehlt blos noch das obligatorische Jammer-Statement von Doetz...
  2. AW: Neue Empörung um Werbung bei Online-Mediathek von ARD und ZDF Es ist keine rechtliche Grauzone, sondern gemäß § 16a Rundfunkstaatsvertrag den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten inzwischen eindeutig erlaubt worden.
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