Neue RTL-Doppelspitze: Schäferkordt und De Posch [Portrait]

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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RTL-Vorstandschef Gerhard Zeiler hat am Dienstagabend überraschend seinen Wechsel als internationaler TV-Chef zu Time Warner angekündigt. DIGITALFERNSEHEN.de stellt Ihnen die neue Doppelspitze der RTL Group, bestehend aus Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch, im Portrait vor.

Schon seit 2005 ist sie die starke Frau bei RTL Deutschland, doch jetzt steigt sie noch weiter auf: Zusammen mit Guillaume de Posch soll Anke Schäferkordt (49) bald die neue Doppelspitze bei Europas größtem Fernsehkonzern RTL Group bilden. Stetig und unaufhaltsam ist die gebürtige Ostwestfälin die Karriereleiter immer weiter hinaufgeklettert.
 
Nach einem BWL-Studium begann Schäferkordt ihre berufliche Karriere 1988 mit einem Trainee-Programm bei der RTL-Mutter Bertelsmann. Drei Jahre später ging sie als Leiterin der Controlling-Abteilung zu dem Kölner Privatsender. 1995 wechselte sie zum einstigen Problemkind Vox – heute eine RTL-Tochter. Mit einem geschickten Mix aus US-Lizenzware und Eigenproduktionen gelang es Schäferkordt, den Sender in die Gewinnzone zu führen. Den Marktanteil beim werberelevanten Zielpublikum (14 bis 49 Jahre) hievte sie bis 2005 auf 6,4 Prozent und brachte den Sender damit in die Gewinnzone.
 
2005 wurde sie Geschäftsführerin von RTL Deutschland – und das zu einer Zeit, als die Einschaltquoten vor sich hin dümpelten. Die neue Chefin startete eine Programmoffensive und ein Sanierungsprogramm. 2011 erreichte RTL einen Marktanteil von 18,4 Prozent bei den jüngeren Zuschauern und 14,1 Prozent beim Gesamtpublikum – und hat die Konkurrenz damit deutlich abgehängt.
 
Sie gilt als bodenständige, sachlich-ruhige Geschäftspartnerin, die sichlieber im Hintergrund hält, als das Rampenlicht zu suchen. Nur selten tritt sie in der Öffentlichkeit auf. Und am RTL-Erfolgsformat „Dschungelcamp“ würde sie selbst natürlich niemals teilnehmen, wie sie einmal in einem „Zeit“-Interview betonte: „Auf keinen Fall. Ich würde auch nicht in einer Castingshow auftreten. Ich habe angemessenes Feedback, das besagt, dass ich nicht singen kann“.

Guillaume de Posch hat im Fernsehgeschäft schon viel erlebt. Der Belgier gilt als bestens vernetzt, auch seine künftige Kollegin an der Spitze der RTL Group, Anke Schäferkordt, kennt der erfahrene Medienmanager schon lange – einen wichtigen Teil seiner Laufbahn bisher aber eher als Rivalin. Nun bilden der frühere Vorstandschef von ProSiebenSat.1 und die RTL-Chefin eine gleichberechtigte Doppelspitze, die nach dem überraschenden Abgang von Gerhard Zeiler die Senderfamilie weiter auf Erfolgskurs halten soll. De Posch war erst vergangenen Dezember als Chief Operating Officer (COO) in die RTL-Spitze berufen worden. Nun wird er befördert, wenige Tage vor seinem 54. Geburtstag am 16. Februar.
 
Von 2004 bis 2008 war de Posch schon einmal Chef einer deutschen Sendergruppe. ProSiebenSat.1 führte er durch turbulente Zeiten – und war auch dort nach einem ersten kurzen Engagement als COO an die Spitze gewechselt. In den vier Jahren als Chef erlebte er nicht nur das Scheitern der Übernahme des Konzerns durch Springer im Jahr 2006, sondern auch den Verkauf an die Finanzinvestoren Permira und KKR.
 
De Posch musste in München auch etliche unpopuläre Entscheidungen vertreten, etwa einen verschärften Sparkurs. Der vorherige Eigentümer des Münchner TV-Konzerns und US-Milliardär Haim Saban sagte über de Posch einst, er sei „der beste Fernseh-Manager in Europa und wahrscheinlich in der Welt“. Nach zwei Jahren als Berater kehrt de Posch nun gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurück.
 
Seine berufliche Laufbahn hatte der studierte Betriebswirt beim Energie- und Dienstleistungskonzern Tractebel begonnen. 1990 wechselte er zu McKinsey & Company in Belgien, bevor er 1993 zum damaligen Rundfunkunternehmen Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion, aus der 2000 die RTL Group hervorgehen sollte, nach Luxemburg ging. Dort war er zunächst als Assistent der Geschäftsführung tätig, und übernahm dann die Verantwortung für die TV-Aktivitäten der CLT in den französischsprachigen Ländern. Es folgten Stationen etwa beim französischen Pay-TV-Sender TPS. [dpa/rh]

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6 Kommentare im Forum

  1. AW: Neue RTL-Doppelspitze: Schäferkordt und De Posch [Portrait] Gutes Gelingen auf was? Für noch mehr HD+? Hoffendlich fällt sie mal richtig auf die Nase und wird Wegrationalisiert.
  2. AW: Neue RTL-Doppelspitze: Schäferkordt und De Posch [Portrait] Hat de Posch nicht schon mal P7S1 massiv erfolgreich geleitet?
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