Neue Sat.1-Show will Ü60-Singles verkuppeln

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Witze über Krampfadern, Gelächter über Rollstuhlrennen: Die Vorlage für eine neue deutsche Datingshow für Singles über 60 verlangt nach einer guten Portion Humor.

Charles ist 65, und sein Blick am Bahnhof von Bergün im Schweizer Kanton Graubünden verrät morgens um halb acht größte Skepsis. Er taut nur zögernd auf, selbst als ein Traktor mit stampfendem Disco-Sound und lauter johlenden Frauen seiner Altersklasse vorfährt. Das ist der Auftakt zu einer Fernseh-Dating-Show für Singles über 60, mit dem das belgische Fernsehen vor zwei Jahren Furore machte. Es gibt schon Ableger in den Niederlanden und Spanien, und jetzt sollen sich auch ältere Singles aus Deutschland in der frischen Bergluft in neue Liebesabenteuer stürzen. Im September beginnen im Hotel „Kurhaus“ in Bergün die Dreharbeiten für die neue Sat.1-Show.
 
Das gediegene Hotel „Kurhaus“ liegt in typischer Schweizer Bergidylle. „Die Ruhe!“, „Die Aussicht!“, die belgischen Singles waren entzückt. Was sich die Macher der deutschen Show für Spielchen ausgedacht haben, um das Blut der Ü60 in Wallungen zu bringen, ist noch geheim. Aber die belgische Vorlage könnte einen Vorgeschmack geben.
 
Da sausten die 61- bis 84-Jährigen zum Beispiel auf dem Roller die Berghänge hinunter, es gibt einen Flug mit dem Paraglider, ein Rollstuhlrennen und virtuelle Schlachten mit dem Joystick beim Videospiel. Und romantische Sesselliftfahrten.

Florian Braun aus Stuttgart ist Koch im Bergrestaurant „La Diala“ und bedient nebenbei den Schalter des Sessellifts der Bergbahn Darlux. „Die Leute waren mit Feuereifer dabei“, erzählt er von den Dreharbeiten. Die Produktionsgesellschaft hatte jede Gondel mit einer Kamera ausgestattet. Braun musste extra langsam fahren, damit die Leute beim Aussteigen in aller Ruhe gefilmt und interviewt werden konnten. Zum Schlemmen bei ihm hat es dann nicht gereicht, obwohl er Kreationen wie Spätzleteigwaren im Mangoldmantel im Angebot hat.
 
„Die ganze Mannschaft arbeitet unter Hochdruck“, sagt der junge Hotelier im „Kurhaus“, Christof Steiner. Ob gutes Wetter oder angespannte Stimmung – die Episoden für eine ganze Serie müssen in sieben Tagen im Kasten sein. Das Dorf mit rund 430 Einwohnern bekomme nicht viel mit von den Dreharbeiten, sagen Einheimische. Höchstens mal die Traktorfahrt mit lauter Musik am frühen Morgen. „War doch gute Stimmung“, sagt ein Bauer.
 
„Das bringt keinen aus dem Konzept, wir sind ja Film-Profis“, sagt eine Frau in der Bibliothek. Schon der erste Heidi-Film wurde hier in den 50er Jahren teilweise in Bergün gedreht, gefolgt von vielen anderen Produktionen.
 
„Hotel Römantiek“ hieß die belgische Serie. Warum das „ö“, wo Romantik auf flämisch doch eigentlich „Romantiek“ heißt ? „Es ist eine schöne Mischung aus Rheuma und Romantik“, sagt einer der Moderatoren flapsig. Über Herzschrittmacher, Hühneraugen und Krampfadern wird auch gewitzelt.
 
Ist das geschmackvoll? Sind Rollstuhlrennen mit Singles über 60 lustig? Die Belgier hätten auf jeden Fall einen fast britischen Humor und das lustig gefunden, sagt Steiner. „Natürlich bedient so eine Serie ein voyeuristisches Grundbedürfnis. Aber was ist verwerflich daran?“ fragt er. Hier würden nicht B-Promis mit Blödsinnspielen betraut, sondern normale Menschen sehr nett in Szene gesetzt.
 
Zum Beispiel Christiane (69) und Jean-Pierre (68), zwischen denen von Anfang an die Funken sprühten, und die als erstes einen Abend allein zu zweit in einer romantischen Hütte gewinnen. Mit einem kitschigen Tretboot in Schwanenform entrücken sie über den Palpuognasee, schon mal zum schönsten Flecken der Schweiz gewählt. Dass die romantische Hütte tatsächlich woanders liegt – im Fernsehen ist so was möglich. Die beiden sind eins von vier Paaren, die sich im Laufe der Woche finden. Charles gehört nicht zu den Glücklichen. „It takes two to tango – zum Tango gehören zwei“, sagt er bei der Abfahrt enttäuscht. [Christiane Oelrich]

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